Wie versprochen hatte Frank Alexander unter seine Fittiche genommen, so dass ich noch ein paar andere Gespräche führen konnte. Jedoch verzog ich mich nach einer Weile auf den Balkon. Diese Aussicht hatte es mir schon bei meinem ersten Besuch hier angetan. Auch wenn es weitaus mehr Jahre zurück lag als alles andere, was mir durch den Kopf schwirrte. Dean hatte mir diese Aussicht bei unserem ersten Date gezeigt. Die Lichter der Straßen und Häuser erhellten die Stadt und ein Blick in den Himmel zeigte, dass man hier viel weniger Sterne sehen konnte als in Caracas. Obwohl es bereits Nacht war, erschien mir die Stadt ungewöhnlich hell. Doch nicht allein darum drehten sich meine Gedanken.
Ethan hatte also bereits gelesen, dass Alexander hier, bei mir, war.
»Alexander steht dir gut.«
Was sollte diese dämliche Aussage? Als würde ich mich mit ihm schmücken. Ich schrieb ihm ja auch nicht, dass Allison ihm gutstand. Wer schrieb überhaupt so einen Blödsinn? Es war nicht mal dieser total bescheuerte Satz, der mich ärgerte, sondern die Tatsache, dass selbst auf meine Nachricht, dass ich gut in Boston angekommen war und hoffte es sei bei ihnen alles in Ordnung, nur ein schnödes Okay kam. Einfach nur ein Okay. Keine weitere Antwort. Wir hätten nicht so auseinandergehen sollen. Aber dafür war es nun eindeutig zu spät. Wieder einmal. Ich war es leid. Ich wollte das alles nicht mehr. Bevor sich die ersten Tränen ihren Weg bahnen konnten, schluckte ich diese hinunter.
Die Tür hinter mir öffnete sich und kurz darauf legte sich ein dunkelblaues Jackett um meine Schultern.
»Ist ein bisschen frisch hier, für ein solches Kleid.« Alexander lehnte sich neben mich an die Brüstung und sah hinaus in die Stadt.
»Man gewöhnt sich schnell an die Temperaturen hier«, log ich und war dankbar, dass er mir sein Jackett gegeben hatte. Es roch nach seinem Aftershave. Dieser ganz spezielle Geruch, den ich so sehr geliebt hatte, wenn ich nach ihm ins Badezimmer kam. Feinherb und ein bisschen wie ein frisch geduschter Mann. Ich hatte alles was gut für mich war. Ja, vielleicht hatte ich Kompromisse eingehen müssen. Aber ich war glücklich. Jetzt war ich allein und weit entfernt von dem was Glücklich bedeutete.
»Die Aussicht ist schön.«
Ich nickte. Was sollte man auch dazu sagen? Ja? Dazu war die Stimmung zwischen uns zu eisig. Ich hatte quasi eine Art Talent dafür, die Männer in meinem Leben vor den Kopf zu stoßen, sie am Ende von mir zu stoßen.
»Wie hast du mich gefunden?«
»Ein Typ namens Dean meinte, er wüsste, wo du dich gerne aufhältst, ich soll dich grüßen.« Alexander legte den Kopf leicht schief und sah mich von der Seite mit seinen rehbraunen Augen neugierig an. Ich wusste schon, welche Frage sich in seinem Kopf befand.
»Dean. Und ich hatte geglaubt der sitzt im Knast.« Ich schüttelte kaum merklich den Kopf. Menschen wie Dean kamen nicht ins Gefängnis. Das hatte ich Ethan damals auch schon erklärt und ich hatte tatsächlich recht behalten.
»Du kennst merkwürdige Menschen.« Alexanders Stimme war sehr leise, bedacht, als er mich kurz musterte und dann wieder in die Lichter der Stadt hinaussah. Ich musterte ihn ebenfalls einen kleinen Moment, sein Profil, welches durch die Lichter einen besonderen Kontrast bekam. Wie unwirklich es sich anfühlte, dass er hier mit mir stand, mitten in Boston, auf einer Gala, wo wir doch zuletzt am Lagerfeuer in weiter Ferne gesessen hatten. Einer anderen Welt, die sich so deutlich von all dem hier unterschied.
»Mit Dean hat das alles angefangen.« Ich drehte mich um und lehnte meinen Rücken gegen das kühle Geländer. »Er war der Draufgänger der Privatschule, der Chuck Bass von Boston, wenn man es so sagen will.«
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Nobody Compares To You - Band 2 der Ethan und Juls Reihe
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