Kapitel 9

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Müde schleppte Hermine sich in den Gemeinschaftsraum und ließ ihre Schultasche neben das Sofa fallen, auf dem Ron saß und in einem von seinen Martin-Miggs-Comics las, die sie nicht leiden konnte, weil der Muggel in den Geschichten immer so furchtbar dumm dargestellt wurde.

"Da bist du ja endlich! Ich dachte, du wolltest nur kurz in die Bibliothek. Das ist jetzt zwei Stunden her!", meinte der Rotschopf, als er von dem Poltern ihrer Tasche aufgeschreckt wurde. "Hast du jetzt wenigstens alle Hausaufgaben fertig?"

Hermine schnaubte und ließ sich neben ihn sinken. "Natürlich nicht! Ich wollte für Arithmantik noch etwas nachschlagen, aber das Buch war schon ausgeliehen. Also muss ich warten. Und für Kräuterkunde habe ich noch einen Verweis auf den Baum der tausend Sterne gefunden, dessen Blüten ebenfalls die Fähigkeit haben sollen einen im Dunkeln sehen zu lassen. Aber ich konnte bis auf diesen kleinen Vermerk kein Buch mit einer genaueren Information finden, daher wollte ich Neville dazu befragen. Aber den sehe ich hier nicht. Genau so wenig wie Harry.", stellte die Hexe fest, als sie sich genauer in der Höhle der Löwen umsah. "Sind die Beiden mit Luna unterwegs?"

Ron schüttelte abgelenkt den Kopf. Seine Augen bewegten sich schon wieder über die bedruckten Seiten in seinen Händen. "Nee, Neville ist im Gewächshaus und hilft Sprout beim Umtopfen von irgendwas. Und Harry wollte schon wieder zu Snape runter in die Kerker zum Schach spielen. Mit mir hat der Sack schon ewig nicht mehr gespielt!", murrte er langsam und bekam dann aus dem nichts ein schiefes Grinsen im Gesicht. "Weißt du, ich kann den Schleimbeutel mit seinen fettigen Haaren echt nicht leiden, aber allmählich tut er mir leid! Der muss echt einen Samenstau bis hoch zum Kehlkopf haben!"

Ungläubig starrte Hermine ihn an. "Wie soll ich denn das verstehen, bitte?"

Ron verdrehte die Augen und legte seinen Comic zur Seite. "Als ob du es nicht auch bemerkt hättest. Du bist von uns Dreien immerhin die mit dem Hirn und den Gefühlen. Aber selbst ich kann sehen, dass Snape total auf Harry steht. Nur leider hat er das Pech, dass Harry ein Idiot ist. Da ist sexuelle Frustration unvermeidlich."

Ein starkes Gefühl der Hingezogenheit überkam Hermine, und das hatte nichts mit dem Kompliment zu tun. "Ach Ron, diese Augenblicke der Einsicht sind einer der Hauptgründe, warum ich dich so liebe!", seufzte sie liebevoll.

„Einsicht? Ha! Snape hat es ja nun nicht gerade zu verheimlichen versucht!" Der Rotschopf grinste verschmitzt und wackelte dann unmissverständlich mit den Augenbrauen. "Aber wenn du mich gerade besonders toll findest,, dann sollten wir vielleicht dafür sorgen, dass ich nicht ebenfalls unter Samenstau zu leiden habe!"

Er beugte sich zu ihr rüber, griff sie mit seinen großen Händen sanft an der Hüfte und versuchte ihr einen Kuss aufzudrücken. Hermine aber fing nur an zu kichern und drückte ihn weg. "Guter Versuch! Aber erstens haben wir erst gestern Abend deinen Liebessaft, in Ermangelung eines besseren Wortes, abgelassen. Und zweitens kannst du lange darauf warten, dass ich mitten im Gemeinschaftsraum mit dir rummache! Ich bin nicht Lavender. Auf diese Art von Aufmerksamkeit durch Dritte kann ich gut verzichten."

"Seit wann? Wir knutschen ständig, wenn Harry in der Nähe ist!"

"Ja, aber Harry ist..."

"Anwesend!", unterbrach sie eine dritte Stimme mitten im Satz.

Die Köpfe des Pärchens wirbelten herum. Harry hatte sich von ihnen unbemerkt genähert und ließ sich gerade in seinen Lieblingssessel direkt vor dem Kamin fallen.

Hermine fiel sofort auf, dass der Grünäugige einen seltsam glasigen Blick hatte. Außerdem standen seine Haare noch wilder vom Kopf ab und er war so rot im Gesicht, dass man den Eindruck bekommen könnte er bekäme schlecht Luft oder hätte gerade einen Marathon hinter sich gebracht.

Aus Hermines SichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt