Kapitel 5

337 15 6
                                    

„Das war wirklich die beste Idee, die du die ganze Woche über hattest, Ron!", seufzte Hermine glücklich und drückte den Arm, bei welchem sie sich untergehackt hatte, für einen Moment noch fester an sich. „Ich denke, morgen hätte ich es bereut, wenn ich mich nicht von dir zu diesem Spaziergang hätte überreden lassen."

Mit tiefen entspannenden Atemzügen sog sie die warme, klare Luft in ihre Lungen und schloss genießerisch die Augen, als sie hinter einem Baum hervortraten und die Sonne ihr direkt ins Gesicht schien. Es war heute nicht ganz so warm. Über den Tag hinweg kamen sie nur auf knappe 15°C. Aber wenn man der Sonne komplett ausgesetzt war, hatte das Himmelsgestirn noch immer ordentlich Kraft. Obwohl es inzwischen langsam auf Oktober zuging.

Ron und sie nutzen das gute Wetter und den wolkenlosen Himmel, um sich ein wenig die Beine zu vertreten.

„Danke! Es war wirklich nötig.", meinte Ron ernst. Verwirrt blickte Hermine ihren Freund an. „Du bist schon wieder so gestresst. Hausaufgaben, die Pflichten als Schulsprecherin, die Bewerbungen für Unis. Und gleichzeitig versuchst du alle deine Freunde nicht zu kurz kommen zu lassen. Ich kann sehen, dass dich das schlaucht. Und was wäre ich da für ein Freund, wenn ich dich nicht manchmal zu einer Auszeit zwingen würde?"

Der Rotschopf grinste sie an und Hermine lächelte breit zurück.

„Ich weiß auch, dass es da noch etwas anderes gibt, das dich zum Grübeln bringt. Auch wenn du nicht darüber sprechen willst. Behalt nur bitte im Hinterkopf, dass du nicht alles alleine schaffen musst und ich für dich da bin, wenn du mich brauchst. Auch wenn ich mit deinem Supergehirn nicht mithalten kann."

„Ich weiß. Und danke!"

Sie drückte seinen Arm ein weiteres Mal an sich und ließ sich weiter von ihm über das Gelände manövrieren. Sie hatten inzwischen den schwarzen See erreicht und flanierten nun an dessen Ufer weiter.

Es war ruhig hier. Die meisten Schüler hielten sich im Schloss auf. Doch selbst wenn mehr Leute an der Luft wären, den schmalen Streifen zwischen Wasser und Verbotenem Wald betrat fast nie jemand.

Sie schwiegen beide.

Der Rotschopf war vielleicht nicht sehr aufmerksam, wenn es um die Anderen ging, aber irgendwie schien er immer sehr genau zu wissen, was in ihr vorging. Und Hermine war Ron dankbar dafür, dass er nicht weiter nachbohrte, denn er hatte natürlich Recht. Sie grübelte im inneren!

Und zwar noch immer über Snape und Harry.

In den letzten beiden Wochen hatte sie den Lehrer größtenteils außen vor gelassen und sich stattdessen hauptsächlich mit Harry und seinem Gefühlsleben beschäftigt.

Es war nicht einfach ihn alleine zu erwischen. Ron war fast immer dabei, Snape kreiste immer mehr in Harrys Umlaufbahn und auch der Rest ihres Freundeskreises verbrachte gerne und viel Zeit mit ihnen.

Doch letzten Dienstag saßen sie gemeinsam in der Bibliothek und Hermine hatte endlich eine Chance gefunden den Grünäugigen etwas auszuhorchen, um ein bisschen was herauszufinden.

„Wie läuft es mit Snape?", hatte sie leise gefragt und nebenher weiter an ihrem Aufsatz für Verwandlung geschrieben. Harry sollte nicht glauben, sie wäre übermäßig an dem Thema interessiert. Sein Stirnrunzeln war ihr dennoch nicht entgangen.

„Sehr gut. Alles wie immer. Wieso fragst du?"

„Ich verstehe nur deine plötzliche Nähe zu ihm nicht.", hatte sie vorsichtig gemurmelt, die Augen noch immer auf ihr Pergament gerichtet. Jedes ihrer Worte wurde sorgsam abgewägt. „Er ist noch immer so ein Arsch manchmal. Letzte Woche hat er Hannah Abott zum Weinen gebracht. Was hast du nur davon mit ihm Zeit zu verbringen? Außer Beleidigungen. Oder stehst du insgeheim darauf, wenn man dich als Idioten beschimpft?"

Aus Hermines SichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt