Hermine schluchzte auf. Ron, der direkt neben ihr stand, schlang seine Arme so fest er konnte um ihren Oberkörper und zog sie gegen seine Brust. Sie lehnte sich an ihren Freund, doch ihre tränennassen Augen lösten sich niemals von der bewusstlosen Gestallt im Krankenbett.
Wie hatte das nur passieren können?
Noch vor einer Stunde hatten Ron, Harry und sie gemeinsam am schwarzen See gesessen und ihre Hausaufgaben erledigt. Es war Samstag und das Wetter war noch immer unglaublich für Ende September. Ron hatte rumgeblödelt und so getan, als würde er sich ausziehen, um eine Runde mit dem Riesenkraken schwimmen zu gehen.
Hermine hatte vor Lachen dicke Tränen geweint und auch Harry kugelte sich im Gras neben ihr. Bis er plötzlich vor Schmerz aufschrie!
Hermine schluchzte erneut und schmiegte sich noch enger an Ron.
Sie hatte den Mann nicht einmal kommen sehen! Er war wie aus dem Nichts einfach da gewesen. Sein Anblick hatte sich auf ewig in ihre Netzhaut eingebrannt. Verfilzte dunkelblonde Haare, dreckverkrustete Haut. Zu Klauen gekrümmte Finger, die sich in Harrys Brust bohrten. Gefletschte schwarz-gelbe Zähne und unheimliche bernsteinfarbene Augen, die im Wahnsinn zu ihr hinüber leuchteten. Dazu der Gestank von altem Schweiß und ein irres Lachen.
Noch bevor einer von ihnen reagieren konnte, hatten sich die Zähne des Mannes auf Harrys Hals hinabgesenkt und dort ein großes Stück Fleisch aus ihrem besten Freund herausgerissen.
So viel Blut! Da war so unendlich viel Blut gewesen!
Hermine hatte nur noch instinktiv gehandelt. Im Sekundenbruchteil hatte sie ihren Zauberstab gezückt und einen Petrificus Totalus auf den Angreifer abgefeuert. Gleich darauf wickelten sich Bandagen, die aus der Spitze ihres Stabes erschienen, so fest es ging um die Bisswunde, ohne Harry dabei zu erwürgen. Und dann waren sie gerannt. Gerannt, bis sie im Krankenflügel ankamen und Madam Pomfrey Harry übernahm, der inzwischen Ohnmächtig geworden war.
Die Schulleiterin war schneller bei ihnen gewesen, als es hätte möglich sein sollen, und hatte sich erzählen lassen, was passiert war. Kurz später trafen zwei Auroren ein, die sich am Portal zum Krankenflügel positionierten und wache standen. Doch Hermine waren sie egal. Sie hatte nur Augen für Harry, der so blass wie der Tod persönlich war.
„Er wird schon wieder werden, Kinder.", versuchte die Krankenschwester sie zu beruhigen. „Es sieht schlimmer aus, als es ist. Er hat viel Blut verloren, weil seine Halsschlagader verletzt wurde, aber das haben wir mit den richtigen Tränken im Nu wieder korrigiert. Wir müssen nur aufpassen, dass sich die Wunden nicht entzünden, bis sie verheilt sind. Der Vollmond liegt schon ein paar Tage zurück. Wenn der Angreifer wirklich ein Werwolf war, wie Sie vermuten, Miss Granger, dann sollte Potter keine Veränderungen zu befürchten haben."
Sie schob ihnen zwei Stühle an das Bett, damit sie sich setzen konnten. Doch kaum hatten sich die beiden Schüler darauf niedergelassen, sprangen sie auch schon wieder erschrocken auf die Beine, als die Tür zum Krankenflügel so brachial aufgerissen wurde, dass sie gegen die nächste Wand schlug und die Glasscheiben in ihr zersplitterten.
Hereingestürmt kam Snape!
Hermine konnte dem Lehrer sofort ansehen, dass er schon von den Nachrichten gehört hatte, denn er war ähnlich bleich im Gesicht, wie Harry. Ohne auch nur einen von ihnen weiter zu beachten, stürzte er auf das Krankenbett zu.
Er sank neben dem Bewusstlosen auf die Matratze und seine Hände zitterten heftig, als er sie ausstreckte, um den Schüler zu berühren. Seine dürren Finger strichen einen Augenblick lang federleicht über den blutigen Verband am Hals, denn Madam Pomfrey nach der Wundversorgung angebracht hatte. Doch scheinbar wollte er keinen Druck auf die Wunde ausüben, denn schnell hob er die Hände zu Harrys Gesicht an. Zärtlich fuhr der Mann über die schweißnasse Haut und durch das Haar seines Schülers.
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Aus Hermines Sicht
FanfictionSnarry! Nachkriegsgeschichte! Das goldene Trio kehrt nach Hogwarts zurück, um endlich den Schulabschluss nachzuholen. Ziemlich schnell ist Hermine allerdings klar, dass zwischen Snape und Harry irgendwas ... Seltsames passiert, seitdem der Krieg bee...