Kapitel 5

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Kurz vor Feierabend schaue ich nochmal bei Colin vorbei.
Ich lehne am Türrahmen und beobachte ihn einige Minuten, bevor er mich bemerkt.
„Na Kätzchen, hast du Sehnsucht nach mir?"
„Immer. Hast du was für mich?" Er hält mir eine Stick vor dir Nase.
„Am Besten am Hauptserver anschließen, dann macht es den Rest von ganz alleine, es könnte nur sein, dass sämtliche Daten gelöscht werden."
„Du verarschst mich?"
„Ja."
„Hauptserver? Ich bezweifle, dass es so etwas gibt."
„Dann einfach in den USB-Port vom Pc."
„Du hast nicht zufällig Zeit mich zu begleiten?"
„Mit in den Club?"
„Ja."
Er tippt schnell auf seiner Tastatur, und verkündet nach kurzer Zeit: „Feierabend!"
„Das heißt du kommst mit?"
„Auf jeden Fall!"
Er schnappt sich seine Jacke, packt den Stick ein und wir warten gemeinsam auf den Aufzug. Seine Hand verirrt sich auf meinen Rücken. Als sich die Türen öffnen, hält er mich im Arm und wir stehen Carter gegenüber.
Er starrt mich mit zusammengekniffenen Augen an. Ich sehe Colin nur im Augenwinkel, aber ich kann mir vorstellen, wie er Carter ebenfalls wütend anstarrt. Kriegt Euch wieder ein, Jungs!
Ich steige mit festen Schritten in den Aufzug ein und stelle mich an die hintere Wand. Zu meiner Überraschung stellt sich Colin direkt vor mich, er stützt seine Hände links und rechts neben mir an der Wand ab.
Muss das denn jetzt sein?
Er schiebt mir sein Knie zwischen die Beine, erschrocken weiche ich etwas zurück. Ich ziehe scharf die Luft ein, als mein Hintern die Wand berührt.
„Tut es sehr weh?", fragt er laut.
„Danke, geht schon", Presse ich hervor.

Plötzlich stoppt der Aufzug und Carter steht direkt neben uns.
„Mir ist bewusst, was sie hier treiben, Mr. Spencer!"
Colin löst sich von mir und baut sich jetzt vor Ryan auf.
„Sie haben sie blutig geschlagen!"
Ryan hält seinem Blick stand, erwidert jedoch nichts.

Bei dem Anblick der beiden zieht sich mein Unterleib zusammen. Ein Dreier, mit meinem Boss und Colin!
Dana, solche Gedanken solltest du schleunigst wieder vertreiben, die beiden schlagen sich eher die Köpfe ein, als dass sie deine kranke Phantasie befriedigen!

„Es ist ok, Colin!", sage ich und versuche mich zwischen die beiden zu stellen. Keiner von ihnen weicht einen Schritt zurück.
„Meine Herren, ich erbitte mir von ihnen ein professionelleres Verhalten!"
Keiner der beiden reagiert auf mich. Die Luft in diesem Aufzug wird immer dicker, ich habe das Gefühl man könnte diese zerschneiden! Der erste der blinzelt hat verloren, denke ich.
Ich komme nicht an ihnen vorbei, um den Aufzug wieder in Gang zu setzen.
Ok, Jungs. ich bekomme eure Aufmerksamkeit schon!
Ich greife ihnen zwischen die Beine und drücke ein wenig fester zu.
„Scheisse!"
„Fuck!"
„Dana!"
Flucht jeder.
Die beiden gehen endlich einen Schritt zurück.
„Ich fahre mit Colin in den Club, um sämtlich Kopien der Aufnahmen zu löschen!", sage ich an Carter gewandt.
Dann drehe ich mich zu Colin: „Ich arbeite in dem Club und kenne die Risiken. Es war am Ende meine Entscheidung, dass ich an der Sitzung teilgenommen habe! Es wird in diesem Ausmaß nie wieder geschehen!" Ich atme tief durch, bevor ich den Aufzug wieder in Gang setze.
„Wenn ihr euch prügeln wollt, tut das draußen! Aber ohne mich!"
Als die Türen zur Seite gleiten steige ich sofort aus.
„Wo hast du geparkt?", will ich von Colin wissen.
„Hier hinten!", sagt er und geht in die andere Richtung.
Ich laufe an Carter vorbei, der meinen Arm ergreift.
„Ich will den Vertrag morgen früh auf dem Tisch!"
Ich halte seinem Blick stand: „Sie bekommen den Vertrag, wenn ich mich entscheide ihn zu unterschreiben!"
Mit diesen Worten löse ich mich von ihm und gehe zu Colin, der an seinem Auto wartet.
„Du hast ihn sehr gut im Griff, muss ich feststellen. Wenn er dich nicht gerade blutig schlägt."
„Das passiert nie wieder!"
Ich werde mich jetzt - das erste mal an diesem Tag - setzen müssen. Meine Füße sind mir dankbar, aber mein Arsch wird protestieren.
Kaum sitze ich verstärkt sich der brennende Schmerz und treibt mir Tränen in die Augen. Ich versuche langsam zu atmen.
„Dana, du wirst ganz blass!"
Der Starke Schmerz lässt Übelkeit in mir aufsteigen. Ich reiße die Tür auf, und steige wieder aus.
„Ich kann nicht sitzen", sage ich unter Tränen. Ich spüre wie sich mein Magen hebt, ich schaffe es gerade noch mich wegzudrehen um in eine Ecke zu kotzen.
Colin ist ebenfalls ausgestiegen und kommt um sein Auto herum.
Er reicht mir ein Taschentuch, damit ich mich abwischen kann.
„Leg dich auf sie Rückbank."
„Was?"
„Du kannst nicht sitzen, also leg dich in mein Auto."
Mittlerweile komme ich mir nur noch dämlich vor. Ich habe heute wirklich ernsthaft darüber nachgedacht, mich ein weiteres Mal von Ryan auf diese Weise behandeln zu lassen?
Du bist wirklich krank, Dana!
„Ich denke, ich nehme besser die U-Bahn."
„Dana."
Er legt seine Finger unter mein Kinn und hebt meinen Kopf an.
„Wir löschen die Daten, dann fahre ich dich nachhause, und dort versorgen wir deine Wunden. Du solltest morgen zuhause bleiben, Bzw. Solange bis du dich wieder setzen kannst. Carter kommt ohne dich klar!"
Ich lege meine Stirn an seiner Brust ab.
„Danke. Ich weiß gar nicht, womit ich dich verdient habe."
Er streicht mir über den Rücken und legt seine Lippen auf meine Haare.
„Ich habe mal gehört, Freunde machen so etwas."
Ich liebe seinen Duft.
Einfach mal die Kontrolle abgeben, in seine Arme sinken und das Gefühl der Sicherheit genießen. Ich lasse meine Hände über seinen Rücken gleiten und schmiege mich fest an ihn.

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Im Club gehen ich, mit Colin im Schlepptau, direkt in Mikes Büro.
„Hey Mike!"
„Meine Königin des Schmerzes", begrüßt er mich und kommt mit ausgestreckten Armen auf mich zu. Ich tauche darunter weg und komme gleich zur Tür Sache.
„Ich habe dir meinen IT-Techniker mitgebracht, er bestätigt mir, dass du sämtliche Kopien gelöscht hast."
„Oh, dieses Schnuckelchen", sagt Mike und will nach Colins Haarsträhne greifen.
Er reagiert schnell und fängt Mikes Hand ab. Colin schüttelt nur langsam mit dem Kopf.
„Nicht anfassen, er beißt", sage ich zu Mike und entlocke Colin sein arrogantes Lächeln.
„Heiß!", kommentiert Mike, „einer deiner Kunden?"
„Nein! Ihr Freund!"
Mikes Gesicht ist unbezahlbar.
„Lässt du ihn an den PC?"
„Bitte", sagt Mike mit einer ausladenden Geste.
Colin setzt sich vor den Pc und beginnt zu tippen.
Das ist für mich immer wieder faszinierend. Er ist sowohl an der Gitarre wie auch am PC ein wahrer Virtuose.
„Es muss noch einen Weiteren PC geben, auf dem sämtliche Videos gespeichert sind, hier ist nichts drauf", verkündet er.
„M-I-K-E!" sage ich und versuche meine Wut zu unterdrücken.
„Sicher, aber da kann ich euch nicht dran lassen, dort sind alle Backups und Kundendaten gespeichert."
„Darum geht es! Die Session von gestern wird gelöscht."
„Sie ist gelöscht!"
„Warum glaube ich dir nicht?"
„Du kannst mir glauben!", sagt er süffisant.
Ich gehe auf ihn zu und tippe mit meinem Finger auf seine Brust.
„Du hast den Kunden erkannt! Du hast das Video verschickt! Du willst in damit erpressen!"
Er zuckt nur mit den Schultern und zeigt mir so, dass ich recht habe.
„Sag mir, wieviel verdienst du an mir?"
„Das weißt du selbst!"
„ja das tue ich. 50.000 $ im Monat. Ohne mich müsstest du deinen Gürtel um einiges enger schnallen!"
„Aber bei Carter gibt es einiges mehr zu holen!"
„Wenn ich gehe, nehme ich meine Kunden mit!" So langsam gehen mir die Argumente aus.
„Mit ein paar Millionen von Carter kann ich das Geschäft hinter mir lassen!"
„Geben sie uns einfach was wir wollen, sonst wandern sämtliche Daten, die sich auf diesem PC befinden mit einem Knopfdruck an die Presse!", sagt Colin ruhig mit einem bösen Lächeln im Gesicht.
„Es gibt viele Kunden, die nicht wollen, dass bekannt wird, dass sie uns besuchen! Gib mir die Daten und wir vergessen das Ganze."
„Das bereust du, Dana!" zetert er und deutet uns an, dass wir ihm folgen sollen.

Nachdem er uns in einen Raum führt, den ich bisher noch nie betreten hatte, stockt mir der Atem. Hier sieht es aus, wie in einer Schaltzentrale. Diverse Monitore, stehen auf den Tischen, einige hängen an der Wand. Diverse Kameraaufnahmen sind darauf zu sehen.

„Und du sagtest hier gibt es keinen Server!", tadelt mich Colin.
Er setzt sich stöpselt seinen Stick an und geht an die Arbeit. Keine Ahnung, was er treibt, aber nach einigen Minuten steht er auf und lächelt mich triumphierend an.
„Fertig, wir können gehen."
Ich wende mich ab, ohne mich zu verabschieden und Colin folgt mir.
Zusammen verlassen wir den Club.

Ich bin ihm dankbar, dass er etwas abseits geparkt hat, denn ich muss wieder etwas umständlich in den Wagen klettern.
„Was hast du gemacht?"
„Wie gewünscht, alles über Carter gelöscht."
„Und?"
„weiterhin auch alles über dich gelöscht und einen Wurm installiert."
„Wurm?"
„Sollten erneut Daten von dir oder Carter auftauchen wird alles automatisch vernichtet. Zusätzlich habe ich alles gesichert und eine BackupKopie an mich verschickt. Das heißt, sollte er dir Ärger machen, hast du ein Druckmittel gegen ihn in der Hand."
„Du bist großartig. Vielen Dank. Bring mich nachhause und ich zeige dir, wie dankbar ich bin."

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