2. Kapitel

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Der Brief von Dumbledore kam mir wie ein unrealer Traum vor, doch als ich ein paar Tage später auch den letzten Koffer zu meinem Gepäck im Flur vor der Haustür abstellte, schien ich es erst richtig zu realisieren.

Ich würde erneut nach Hogwarts gehen.

Es hatte ganze zwei Tage gedauert, bis ich eine Entscheidung getroffen hatte.
Immerhin müsste ich erneut meine Familie verlassen und diesmal auch meinen Bruder. Zudem würde es mein letztes Jahr in der Schule sein und wenn ich dieses in Hogwarts verbringen würde, würde ich Durmstrang nie wieder betreten.
Doch nach einem langen Gespräch mit meinen Eltern und Viktor war ich zu dem Schluss gekommen, dass es für meine persönlichen Zukunftsvorstellungen von Vorteil war, wenn ich mein letztes Jahr in Hogwarts verbringen würde. Professor Dumbledore hatte mir vernünftige und durchaus plausible Gründe in seinem Brief für ein weiteres Jahr in Hogwarts genannt, die letztendlich nicht nur mich überzeugt hatten, sondern auch meine Familie.

Meine Eltern hatten meinen Entschluss mit einem lachenden und einem weinenden Auge akzeptiert, während mein Bruder von Anfang an der Meinung gewesen war, dass ich diese besondere Möglichkeit annehmen musste.

Vorgestern hatte ich dann auch Wiktoria, Anastasia, Zlato und den restlichen Jungs aus Durmstrang, die mit uns letztes Schuljahr nach Hogwarts gereist waren, Bescheid gegeben.

Wiktoria und Anastasia hatten mir meine Entscheidung relativ übel genommen.
Sie konnten nicht verstehen, warum ich mich für Hogwarts entschieden hatte.
Im Gegensatz zu ihnen hatten die Jungs die Nachricht positiv aufgenommen und mir alles Gute gewünscht.

Wiktoria und Anastasia waren jedoch in diesem Zusammenhang mein geringstes Problem.

Wenn ich daran dachte, in knapp einer Stunde von Arthur abgeholt zu werden, verschnellerte sich mein Herzschlag drastisch. Weder Hermine und Ginny, noch Ron, Harry oder George hatten mir auf meine letzten Briefe geantwortet.
Ich hatte bereits in einem weiteren Brief von Dumbledore erfahren, dass sich Harry und Hermine momentan bei den Weasley's aufhielten, was mich nur noch nervöser machte. Ich wusste nicht wie sie auf mich reagieren würden, geschweige denn, warum sie mir nicht mehr geantwortet hatten.

Und dann war da noch Fred.

Mein wohl größtes Problem.

Mir wurde bei dem Gedanken an ihn unglaublich heiß. Wir waren nicht ganz im reinen auseinander gegangen und heute würden wir zum ersten Mal seit zwei Monaten wieder aufeinandertreffen. Einerseits konnte ich es kaum erwarten ihn wiederzusehen, denn meine Gefühle für ihn hatten sich nicht in Luft aufgelöst und die Entscheidung, ob ich ihn nicht doch mal besuchen sollte, wurde mir nun abgenommen. Ich wusste jedoch wirklich nicht, wie er auf mich reagieren würde oder wie ich mich ihm gegenüber verhalten
sollte. Es war eine komische Situation, denn immerhin hatte ich Fred von mir gestoßen, da ich nicht damit gerechnet hatte, je wieder nach England zu kommen.
Ich hatte meine Gefühle zurück gestellt, da ich der Meinung gewesen war, dass eine Beziehung über so eine weite Distanz und so unterschiedlichen Zukunftsplänen nicht möglich war.

Doch nun würde ich ein weiteres Jahr an seiner Schule, in seinem Jahrgang verbringen.

An diesem Punkt bereute ich meine Entscheidung noch mehr. Es war dumm und töricht von mir gewesen zu denken, dass ich Fred einfach aus meinem Leben streichen konnte.

Doch nun gab mir das Schicksal (oder vielmehr Dumbledore) die Chance, dass mit uns wieder gerade zu biegen.

Die Frage war nur, ob Fred noch an mir interessiert war.

Vielleicht hatte er bereits mit mir abgeschlossen, immerhin hatte ich meinen Entschluss ziemlich deutlich gemacht.

Seufzend und auch etwas niedergeschlagen verschränkte ich die Arme vor der Brust und machte mich auf den Weg in die Küche. Dort stand meine Mutter, die noch die letzten dreckigen Teller vom Mittagessen in die Spüle legte, ehe diese von einer Bürste sauber gemacht wurden.
Vieles in unserem Haushalt funktionierte mit Magie, wie auch bei den Weasley's.
Mein Vater saß am Esstisch und blätterte im Tagespropheten, während Viktor und Zlato daneben saßen und Zauberschnippschnapp spielten. Zlato war extra gekommen und verbrachte die letzten beiden Ferientage bei uns, um mich ebenfalls verabschieden zu können.

Ich setzte mich zu ihnen und schaute einfach nur zu, während meine Stimmung zwischen nervös und vorfreudig schwankte.

"Hast du alles gepackt?" fragte mein Vater, der über den Rand der Zeitung hinweg zu mir sah. Ich ging in meinem Kopf nochmal alles durch und nickte schließlich. Sogar Abraxas befand sich schon in seinem Käfig. Ich hatte also an alles gedacht, jedoch war es auch nicht besonders viel gewesen, woran ich hatte denken müssen.
Ein Koffer war mit Kleidung und allerlei Kosmetik- und Hygieneartikel vollgepackt, ein anderer mit den neuen Schulbüchern und allgemein notwendigen Materialien für den Unterricht.

Viktor und Zlato hatten ihren Abschluss seit Beginn der Sommerferien in der Tasche, sie brauchten also nicht mehr ihre Koffer zu packen.

"Und du kommst in den Weihnachtsferien nach Hause?"

"Ja, das war der Plan" erwiderte ich auf Viktor's Frage hin und warf einen ungeduldigen Blick auf die Uhr.
Die Zeit wollte einfach nicht vergehen und ich wusste nicht, ob ich das nun gut oder schlecht finden sollte.

"Haben sich Wiktoria und Anastasia nochmal bei dir gemeldet?" fragte Zlato, als er die Runde Zauberschnippschnapp gegen meinen Bruder gewann.
Ich schüttelte auf seine Frage hin seufzend den Kopf. Tatsächlich hatte ich nichts mehr von meinen beiden 'Freundinnen' gehört. "Vergiss sie. Echt Freunde stehen immer hinter einem, egal ob sie die Entscheidung gut finden oder nicht" brummte mein Bruder, der auf Anastasia nicht besonders gut zu sprechen war.

Beide hatten vor zwei Jahren mal etwas miteinander gehabt, doch sie hatte für einen anderen Jungen mit Viktor Schluss gemacht.

Um kurz vor sechszehn Uhr kam wieder etwas mehr Bewegung ins Haus.

Arthur würde mich um Punkt abholen, weshalb ich nochmal auf Toilette ging und mich kurz frisch machte.
Für Ende August waren die Temperaturen noch relativ sommerlich, ich hatte mir sogar angeschaut, wie das Wetter in England war. Da es in England jedoch tatsächlich genauso angenehm von den Temperaturen her war wie hier in Bulgarien, trug ich bloß eine schwarze Schlaghose aus Stoff und ein enges, rotes Tshirt. Meine dunkelblonden Haare hatte ich mit einem schwarzen Haarreif etwas gebändigt.

Ich hatte mich bewusst etwas mehr aufgehübscht als sonst.

Meine Eltern, Zlato und Viktor standen bereits in unserem geräumigen, lichtdurchfluteten Flur, als ich wieder die Treppe hinunter kam.

Keinen zwei Sekunden später klingelte es auch schon an unserer Haustür, woraufhin ich vor Schreck leicht zusammenzuckte.

Viktor und Zlato grinsten belustigt, als ich an ihnen vorbei zur Haustür ging.

Als ich diese öffnete blickte ich direkt in ein mir bereits vertrautes Gesicht.

"Hallo Eleanor, hier ist dein Abholservice" witzelte Arthur gut gelaunt, woraufhin ein großer Teil meiner Anspannung von mir abfiel. "Hallo Arthur" lächelnd schüttelte ich Arthur's Hand, ehe ich beiseite trat, damit auch meine Eltern ihn kennenlernen konnten. "Boris Krum, freut mich" sagte mein Vater und hielt Arthur seine Hand hin, welche der rothaarige Mann sofort ergriff und kräftig schüttelte. "Arthur Weasley. Freut mich ebenso" erwiderte er freundlich, ehe er auch noch die Hand meiner Mutter schüttelte. "Valja Krum" stellte sie sich ebenso lächelnd vor.
Ich half Zlato und Viktor währenddessen dabei, meine Sachen nach draußen zu bringen. Beide trugen dabei jeweils einen Koffer und ich trug den Käfig mit meinem Raben.

"Hast du alles?" fragte Arthur und ich nickte lächelnd. "Du wirst schon freudig erwartet" schob er noch lächelnd hinterher, was mich sofort mit Glück und Erleichterung erfüllte.

Ich umarmte zuerst Zlato, der mir währenddessen das Versprechen abverlangte, ihm hin und wieder zu schreiben. Dann war mein Bruder an der Reihe, der mich fest an sich drückte. "Grüß Hermine von mir und hol dir Fred zurück. Du kannst deinen Fehler immernoch wieder gerade biegen"  flüsterte er leise in mein Ohr, sodass nur ich ihn hören konnte. Ich lächelte leicht und löste mich von ihm.

"Mach ich."

"Und pass auf dich auf. Schreib Mum, Dad und mir regelmäßig, hörst du?" fügte Viktor noch ernster hinzu, woraufhin ich nickte und ihm einen Kuss auf die Wange gab.

"Viel Spaß Schatz, wir sehen uns in den Winterferien" sagte meine Mutter, als ich sie umarmte. Auch mein Vater zerquetschte mich fast und wünschte mir für das kommende Schuljahr viel Glück.

"Bereit?" fragte Arthur, der mir seinen Arm anbot. Er hielt meine beiden Koffer fest, während ich den Vogelkäfig mit Abraxas umklammerte.
Ich lächelte noch einmal meine Familie an, ehe ich meinen Blick von ihnen abwandte und wieder zu Arthur schaute.

"Bereit."

Longing Lips | Fred Weasley Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt