25. Kapitel

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Ich begann mich wirklich zu fragen, was ich die letzten neun Ferientage machen sollte.
Normalerweise fuhr ich über Weihnachten immer mit Viktor nach Hause und verbrachte Zeit mit der Familie, aber nun saßen wir hier in Hogwarts fest.
Ich hatte mir schon ein paar Gedanken gemacht, wie ich die freie Zeit nutzen wollte, doch dadurch, dass der Unterricht weg fiel, blieb einem doch ganz schön viel Zeit. Ich hatte mir auf meine To-do-Liste im Kopf lernen, lesen, Quidditchtraining, Sport machen und Hogsmeade mit Freunden notiert. Mal sehen, was ich in der freien Zeit wirklich davon machen würde.

Vielleicht würde ich die ganzen Ferien auch einfach nur faul herum liegen.

Mit einem seufzen schlenderte ich durch einen Korridor in der vierten Etage. Ich hatte mich zusammen mit Angelina und Alicia zum lernen in der Bibliothek verabredet, da sie ja im gleichen Jahrgang wie ich waren und wir somit auch den gleichen Stoff durchnahmen. Zwar hatten die Hogwartsschüler ein paar mehr und auch unterschiedlichere Fächer als wir Durmstrang's, doch Zauberkunst, Verwandlung und Zaubertränke hatten wir gleich.

Plötzlich betrat noch jemand den Korridor und kam mir mit einem Buch vor der Nase entgegen.

Als dieser Jemand das Buch genervt seufzend sinken ließ und ich rote Haare erkannte, stockte ich in meiner Bewegung.

Fred und ich hatten seit dem Winterball vor zwei Tagen nicht mehr miteinander geredet. Er schien sauer auf mich zu sein, was ich auch verstehen konnte.
Ich schickte ein Stoßgebet gen Himmel und hoffte, dass es sich bei dem rothaarigen Zwilling um George handelte, doch als Fred (oder George) mir näher kam, mich ebenfalls entdeckte und in der Bewegung verharrte wurde mir klar, dass ich Fred vor mir hatte. Wir starrten uns für einen kurzen Moment an, ehe sich Fred wieder abrupt in Bewegung setzte. Er wandte den Blick von mir ab, was mir einen unangenehmen Kloß im Hals bescherte.

Er war wirklich sauer.

Ich setzte an etwas zu sagen, als er an mir vorbei rauschte, doch das war gar nicht nötig. Fred wurde nämlich plötzlich von einer unsichtbaren Wand zurück geworfen und hob irritiert die Hände. Auch ich zog verwirrt die Augenbrauen zusammen, wobei er jedoch schneller zu verstehen schien. "Verdammt" entkam es seinen Lippen und ich warf ihm einen fragenden Blick zu. Fred jedoch hatte den Kopf in den Nacken gelegt und ich folgte wie automatisch seinem Blick.

Über uns hatte sich ein Mistelzweig gebildet, wobei mir bei seinem ersten Anblick beinahe das Herz in die Hose rutschte.

Mistelzweige bildete sich immer nur dann, wenn zwei Verliebte zusammen standen.

Ich schloss die Augen und fragte mich, warum mir immer so etwas passieren musste. Ich hatte nicht extra die letzten zwei Monate jegliche Gefühle abgewiesen und Fred eine normale Freundschaft vorgespielt, nur damit ein Mistelzweig meine Gefühle so trocken offenbarte.

Doch Fred schien aus einem anderen Grund nervös zu sein.

"Was ist?" fragte ich also vorsichtig nach, wodurch seine Aufmerksamkeit sich endlich auf mich richtete. "Sag bloß, bei euch in Durmstrang gibt es sowas nicht" entgegnete er irritiert, doch als er meinen verwirrten Blick sah, seufzte er auf.
"Wenn sich ein Mistelzweig über zwei Menschen bildet, befinden sich diese eingeschlossen von einer unsichtbaren, magischen Barriere. Diese löst sich erst auf, wenn sich das Paar geküsst hat."

Ich brauchte etwas, bis die Bedeutung seiner Worte zu mir durchsickerte. Doch als ich verstand, riss ich erschrocken die Augen auf und streckte die Hände reflexartig aus.

Wie Fred jedoch gesagt hatte stoßen meine Hände gegen einen unsichtbaren Widerstand.

Es war also wahr.

Longing Lips | Fred Weasley Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt