Tagebucheintrag (1 Jahr, 5 Monate vor dem Mord):

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Heute Nacht war wieder der Clown ohne Gesicht da.

Ich wache auf und bin mir wirklich sicher, dass ich wach bin. Träge stehe ich auf, weil ich etwas trinken möchte. Als ich aus meinem Zimmer in den Flur trete, stehe ich plötzlich in der Wohnung von Spring. So, wie es bei ihr aussieht, wenn man aus ihrem Badezimmer in ihr Schlafzimmer kommt. Nur, dass hinter mir immer noch mein Zimmer liegt und nicht Springs Bad. Noch immer kommt mir nicht der Gedanke, dass ich vielleicht träume. Mehrmals schließe ich die Augen und öffne sie wieder, aber es hat sich nichts verändert. Stattdessen kommt mir ein Gedanke, wie „Schön! Spring und ich sind zusammengezogen. Wie früher!“ … Wie früher... Haben Spring und ich einmal zusammen gewohnt?

Spring liegt auf ihrem Bett. Das Licht des Mondes spiegelt sich auf ihrer milchweißen, glatten Haut. Sie liegt auf dem Rücken, hat die Beine angewinkelt und lässt ihre Hand rhythmisch immer wieder dazwischen gleiten. Ihr Gesicht ist dabei ganz entspannt, als würde sie schlafen. Ich weiß, dass es so aussieht, wenn Spring sich selbst befriedigt.

Ich öffne den Mund, will sie rufen, aber ich höre nur einen Zug, der direkt durch die Wohnung über mir zu fahren scheint und meine Stimme verschluckt. Ich warte, bis er vorbeigefahren ist und versuche es noch einmal, aber wieder kommt ein Zug und ich bin zu leise um dagegen anzukommen. Ich denke: „Blöde Kuh. Sie ist so mit wichsen beschäftigt, dass sie mich nicht bemerkt.“

Es ist ihr bestimmt nicht recht, dass ich ihr zusehe, also will ich mich umdrehen und wieder ins Bett gehen, aber ich kann mich nicht mehr bewegen. Gar nicht. Ich kann nicht einmal mehr blinzeln.

Plötzlich sehe ich auf der anderen Seite des Zimmer mir gegenüber die Gestalt eines großen, muskulösen Mannes mit Glatze in einem bunten Anzug. Er ist wie ein Clown geschminkt, aber er hat kein Gesicht. Spring hat ihm im selben Moment bemerkt. Sie nimmt die Arme nach oben und greift mit der noch nassen Hand schwarze Geländer ihres Bettes.

Der Clown setzt sich in Bewegung. Er läuft gerade und zielstrebig, gar nicht wie ein Clown, sondern wie ein Mann in einem Anzug. Spring seufzt leise. Ihre Stimme klingt gierig, flehend, scheinbar gequält vor Lust und auf Erlösung wartend. Der Clown macht nur den Reißverschluss seiner Hose auf, um sein Gemächt rauszuholen. Es hat die Länge von Springs Arm und ist etwa drei Mal so dick. Ohne weitere Vorwarnung stößt er es in sie und Spring spuckt Blut. Dabei fängt sie an vor Freude zu jubeln.

Ich bin vor Schreck, wie gelähmt. Der große Clown stößt weiter in sie, während Spring scheinbar vor Lust den Verstand verliert. Sie hat die schmalen Füße auf seine Schultern abgestellt und verdreht ekstasisch die Augen, bis nur noch das Weiße zu sehen ist. Blitzaritig schießt eine Hand des Clownes hervor, umfasst ihren Hals und reißt Springs Kopf von ihren Schultern. Ich sehe nur für eine Sekunde, wie erst die Haut und dann die Sehnen reißen. Dann ragen nur noch einige Halswirbel aus der Öffnung hervor, an der einmal Springs Hals gewesen war. Ihr Kopf rollt immer noch vor Orgasmen überwältigt lachend mir zu Füßen, während der Clown weiter ihren Körper bearbeitet.

Entsetzt schlage ich mir die Hände an die Ohren und schreie. Genau in der Sekunde als der Zug wieder durch das Zimmer über uns donnert. Ich schreie wieder, höre aber nur den Zug und Springs Lachen.

„Iss mich! Iss mich, bitte! Iss mich!! Bitte, Maschi, bitte, bitte, bitte! Iss mich!!!“, rufen sie und der Clown und der Zug. Bis ich aufwache.

Wovon wir leben und woran wir sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt