19. A Hesitating Friend's Way

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~ Sendai, 11. Juni 2012 ~

Kuroo hat mir gestern Abend noch geschrieben, dass sie die ersten Runden gewonnen haben, worüber ich mich sehr gefreut habe. Für sie geht es also nächsten Sonntag weiter. Und ich hoffe, dass ich ab nächster Woche endlich beim Training richtig mitmachen darf. Ich will endlich wieder Volleybälle über ein Netz schlagen. Das Gartentraining zu Hause hilft zwar etwas, man kann es aber nicht mit einem richtigen Training im Team vergleichen.

„Hey, hört mal kurz her!", macht Shimizu am Anfang des Trainings auf sich aufmerksam. Hinter unserer Managerin erkenne ich ein kleines blondes Mädchen. Nur schüchtern kommt sie hervor. Eine neue Managerin? Neugierig versammelt sich das komplette Team vor den beiden. „Sie ist uns probeweise als neue Managerin beigetreten", klärt Shimizu uns alle auf. „Ich... ich bin Yachi Hitoka!", stellt sich das blonde Mädchen vor. Für mich scheint es gerade so, als würde sie sich in ihrer Haut nicht wohl fühlen. Was ich ihr nicht einmal verübeln kann. Im Allgemeinen wirkt sie eher schüchtern und wenn man die Jungs nicht kennt, können sie ganz schön beängstigend wirken. Besonders, wenn man ihre Größe beachtet. Denn sie ist, glaub ich, noch kleiner als Nishinoya.

„Schön dich kennenzulernen", richtet sich Sugawara an den Neuling. „Super Leistung, Shimizu!", lobt Hinata unsere Managerin. „Eine Erstklässlerin?", erkundigt sich Asahi, wobei er doch etwas gruselig aussieht. „Äh... äh jawohl! Aus der 1-5", antwortet sie sofort panisch. „Du machst ihr noch Angst, Asahi", kommt es von Daichi. Natürlich hat es die kleine Blondine noch nicht überstanden. Denn Tanaka und Nishinoya stehen hinter Sugawara und starren sie an. Wie zwei Verrückte, die sie nebenbei auch sind. Als Sugawara das bemerkt, klatscht er den beiden seine Hände mitten ins Gesicht. „Glotzt sie nicht so an!" Auf mich wirkt sie jetzt etwas überfordert mit der ganzen Situation. „Mach dir mal keine Sorgen. Es beißt hier keiner", versichere ich unsere Managerin auf Probe, „Meistens jedenfalls..." Entsetzt sieht sie mich an.

„Überfordert sie nicht gleich. Für den Anfang ist es nur zur Probe", stellt Shimizu erneut klar, „Sie ist heute nur ganz kurz vor dem Klassensprechertreffen mitgekommen, um sich vorzustellen." „Freut mich wirklich sehr!", meint Yachi noch immer nervös und verbeugt sich leicht. „Freut uns auch", kommt es synchron vom Team, als wir uns ebenfalls verbeugen. Doch erinnert sie mich noch an ein verschrecktes Reh im Scheinwerferlicht. „Äh... also bis bald dann", verabschiedet sich Yachi sogleich und verschwindet durch die Tür.

„Hat es einen Grund, dass du nach einer neuen Managerin gesucht hast?", erkundigt sich Daichi. „Ja. Ich habe mir im April dafür nicht genug Mühe gegeben. Es ist wichtig, dass jemand den Posten des Managers übernimmt. Nur so kann Karasuno als Team in Zukunft noch viel stärker werden." „Das hast du schön gesagt, Shimizu." Und schon heulen sämtliche Zweit- und Drittklässler mal wieder. Oh Mann.

~ Sendai, 12. Juni 2012 ~

Den ganzen Vormittag regnet es schon. Während der Mittagspause sitze ich einfach weiter auf meinem Platz und sehe aus dem Fenster. Irgendwie mag ich dieses Wetter. Es hat etwas Beruhigendes an sich. Zwei Regentropfen liefern sich gerade ein Wettrennen an der Fensterscheibe. Beide sind gleich auf, bis der linke die Führung übernimmt. „Alisya?" Nishinoyas Gesicht erscheint auf einmal direkt vor meinem. Nur wenige Zentimeter trennen uns voneinander. Meine Wangen werden deutlich wärmer. Ich will gar nicht wissen, wie rot ich im Gesicht bin. „Hast du Fieber?", erkundigt sich Nishinoya besorgt und legt eine Hand auf meine Stirn, „Du wirst doch nicht etwa krank, oder?" Eilig schüttle ich den Kopf. „Nein, nein. Mir geht es gut. Keine Sorge." Zweifelnd sieht er mich an. „Was willst du denn?", frage ich nach. „Ach ja. Kannst du mir das Thema nochmal erklären?" „Ja klar. Setz dich her." Er nimmt sich einen Stuhl und setzt sich mir gegenüber. „Okay und was verstehst du genau nicht?", erkundige ich mich. Verlegen kratzt er sich am Hinterkopf. „Alles." Warum wusste ich, dass diese Antwort kommt? Innerlich seufze ich auf. Etwas anderes habe ich auch gar nicht erwartet. Aber immerhin fragt er nach. Ein Fortschritt! Somit erkläre ich ihm das Thema die ganze Mittagspause lang. „Das ist ja gar nicht so kompliziert!", ruft Nishinoya erfreut aus. „Ja." Er hat es verstanden! Vielleicht ist die Hoffnung ja nicht ganz verloren.

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