Kapitel 12

1K 51 9
                                    

*POW Sugawara*

Ich wache auf. Ich spüre einen stechenden Schmerz in meiner Lunge. Ich kann schlecht atmen. Ich habe solche Tage manchmal. Tragisch ist das noch nicht, ich kann an solchen Tagen nur nichts machen. Ich bleibe den ganzen Tag im Bett. Mir ist alles viel zu anstrengend. Ich blicke aus dem Fenster und sehe, dass es noch nachts ist. Dann kuschele ich mich wieder neben Daichi ein. Seit wir zusammen sind, hat er anfangs sehr oft bei mir geschlafen. Mittlerweile wohnt er hier mit mir zusammen. Nicht offiziell, aber das ist nicht soo tragisch. Er öffnet seine Augen und blickt mich erschrocken an. Manchmal habe ich das Gefühl, er spürt es, wenn es mir schlecht geht. Er sieht mich genau an, um festzustellen, ob es mir gut geht. Als ich ihm deutlich mache, dass es nur wieder dieses schwäche Gefühl ist, legt er beruhigt seinen Arm um mich, drückt mir einen Kuss auf die Stirn und schläft wieder ein, genau wie ich.

Ich hoffe, dass ich zum Spiel heute mit kann. Mit diesem Schwäche Gefühl und dem Brennen in meiner Lunge kann ich das vergessen, aber vielleicht wird das ja noch besser? Leider weiß ich genau, dass es sich nicht so schnell wieder legt. Wenn ich das habe, dann bleibt das zwischen eineinhalb Tagen und einer Woche. Das heißt dann, ich bin nicht beim Spiel dabei. Oh man, warum gerade Heute? Bleibt Daichi dann wohl bei mir? Die letzten Male ist er immer mit mir Zuhause geblieben, aber heute steht doch das Spiel an. Es könnte sein letztes sein, das will er doch nicht verpassen.

Damit schlafe ich dann endlich wieder ein. Als ich aufwache, ist es sowieso Zeit, um sich fertig zu machen. "Wie geht's dir?" fragt mich Daichi. Es bringt nichts, ihn anzulügen, da er es erstens sowieso herausfinden wird und zweitens habe ich keine Lust darauf, umzukippen und das Gefühl zu haben, zu ersticken. Das ist echt nicht angenehm. Also sage ich ihm die Wahrheit. "Naja... dieses Schwäche Gefühl ist wieder da und dann noch dieses Brennen in der Lunge. Jetzt gerade tut es zwar nicht weh, aber ich denke trotzdem, ich kann das mit dem Spiel vergessen..." er lächelt mir ein wenig traurig zu, bis er sein Handy rausholt und den Trainer anruft. Er stellt auf lauf, sodass ich auch mithören kann.

D: "Hallo Coach. Suga und ich werden heute nicht mit zum Spiel kommen können. Ich hoffe, das ist jetzt nicht so schlimm."

C(oach): "Oh, ist was passiert?"

D: "Nein, nur wieder ein Schwächeanfall, nichts tragisches, aber er ist deswegen nicht in der Lage zu kommen. Ich werde bei ihm hier bleiben, ich hoffe das ist für Sie in Ordnung?"

C: "Ja, natürlich. Ihr seid dann beim nächsten Spiel wieder dabei."

Die beiden verabschieden sich und legen dann auf. Ich muss noch immer über en letzten Satz des Coaches nachdenken. Beim nächsten Spiel. Wie er das so einfach sagt. Als wäre es das normalste der Welt. Da stellen sich nur zwei kleine Probleme in den weg. Zum einen muss unser Team erst mal gewinnen. Sicher, sie sind gut, aber das Spiel ist gegen Shiratorizawa. Das andere Problem macht mir eher Sorgen. Das nächste Spiel... das nächste Spiel soll erst in einem Monat stattfinden. Ich weiß, jeder denkt das gleiche wie ich, jedoch traut sich niemand, es auszusprechen. Lebe ich dann überhaupt noch? Die erste Zeitangabe, die ich bekommen habe, war zwischen 8 und 15 Monate. Danach war ich noch öfter da und leider musste meine Deadline etwas verkürzt werden. Es hieß dann zwischen 8 und 12 Monaten... Das ganze ist jetzt 11 Monate her...

Ich mache mir den Tag gemütlich. Ich kuschele mit meinem Freund, schaue mir Filme an und nutze auch jetzt jede Gelegenheit, in der Daichi nicht da ist, um mein letztes Geschenk für ihn zu erweitern. Er darf die Zettel nicht finden, noch nicht. Als er dann wieder da ist, tue ich so, als sei nichts passiert und er merkt zum Glück nichts. Wir sehen uns das Match von unserem Team im Fernsehen an. Sie spielen wirklich gut. Wir fiebern total mit und als schließlich der letzte Pfiff ertönt, juble ich laut los. Natürlich fühle ich mich danach noch schwächer und Daichi meint, ich muss besser auf mich aufpassen, aber das ist es mir Wert. Ich kann zwar nicht mehr auf dem Feld stehen, aber trotzdem versuche ich, unser Team bestmöglich zu unterstützen. Jetzt darf ich noch nicht einmal live dabei sein, aber ich fühle mich, als müsste ich trotzdem irgendwas machen.

Die Siegerehrung wird live im Fernsehen übertragen und ich könnte nicht stolzer auf das Team sein, auf meine Familie. Während wir also unseren kleinen Helden dabei zusehen, wie sie geehrt werden, klingelt plötzlich mein Handy. Der Name, der auf dem Display erscheint, verwundert mich sehr. Ich habe das letzte mal vor Ewigkeiten von ihr gehört. Vor der ganzen Sache hier. Sie weiß also noch gar nichts von meiner Krankheit... Aber ich kann ihr jetzt nicht davon erzählen. Nicht so kurz vor dem Ende. Das kann ich ihr nicht antun. Ich gehe also ran und tue so, als sei nichts passiert in den letzten 13 Monaten, in denen ich nichts von ihr gehört habe.

S: "Hey sis! Lange nichts mehr von dir gehört, gibt's was neues?"

Sis: "Hey Koushi. Nee, nicht wirklich. Hatte mal wieder eine Menge zu tun und dann ist die Zeit einfach verflogen, du kennst das ja. Und bei dir? Ich sehe mir grad euer Spiel im Fernsehen an, aber du bist ja gar nicht dabei?"

S: "Ja, ich fühle mich heute nicht so gut... aber halb so wild, wir sind weiter, also bin ich das nächste mal wieder dabei!"

Sis. "Das ist schön, dass dir das noch immer so viel Spaß macht. Und sonst was neues bei dir? Wie läuft die Sache mit Daichi? Schon gestanden? Hahaha!"

D: "Hallo, ich bin auch dabei! Aber um deine Frage zu beantworten, ja. Wir sind zusammen!"

Sis: "WAS!! Das ist ja super und sowas sagst du nicht?!! Du weißt, du hättest anrufen können, jederzeit! Ich bin trotzdem noch deine große Schwester, auch wenn ich grad weit weg bin, vergiss das nicht! Ah, da fällt mir gerade ein, ich wollte dich bald besuchen kommen. Hab einen neuen Freund, den will ich dir vorstellen. Ich dachte, ich komme in so 6-8 Wochen vorbei?"

S: "Klingt super!"

Sis: "Toll, freue mich schon, dich mal wieder zu sehen, dich übrigens auch Daichi! Muss dann jetzt auch mal wieder los, wir sehn uns!"
S: "Ja, bis blad."

Ok, ich habe gelogen... aber was blieb mir denn anderes übrig? Ich werde sie nicht mehr sehen können, aber wenigstens konnte ich jetzt nochmal mit ihr sprechen. Und bei einem letzten Gespräch muss man nicht unbedingt über sowas reden. Daichi legt mir seine Hand ermutigend auf die Schulter. Er weiß genau, was ich gerade denke, er konnte es ja gerade selber mit hören. Ich lächle ihn an, mir geht es wirklich gut. Er muss sich keine Sorgen machen. Ich bin sogar froh, nochmal mit ihr gesprochen zu haben. So muss ich nicht einfach so plötzlich gehen, ohne mit ihr gesprochen zu haben. Es ist besser so. Außerdem bin ich noch immer glücklich für unser Team. Wenn man gerade von ihnen spricht, Daichi bekommt gerade einen Anruf von ihnen. Sie müssten grade auf der abfahrt sein.

Wir telefonieren eine Weile mit Hinata. Dann merke ich, wie mir das ein wenig anstrengend wird. Daichi bekommt das auch mit und erkundigt sich nach mir. Ich gebe ihm mein okay und dann geht er mit seinem Handy und Hinata am Hörer raus. Ich sehe in der Zwischenzeit weiter fern. Nach einer ganzen Weile, bestimmt 2 Stunden oder so kommt er zurück ins Zimmer. Er telefoniert nicht mehr. Er läuft zum Fernseher, schaltet diesen aus und schlägt mir dann vor, etwas zu essen. Ich nehme den Vorschlag gerne an und so machen wir uns langsam auf den Weg zur Küche. Es sind zwar nur ein paar Stufen nach unten, aber sie sind unglaublich anstrengend. Ich schaffe es danach gar nicht weiter zu laufen, so nehmen wir den Rollstuhl. Mit diesem fahre ich in die Küche und Daichi kocht uns was.

Währenddessen schaut er immer wieder auf sein Handy und verlässt den Raum für ein paar Minuten zum Telefonieren. Ich denke mir aber nichts dabei, weil er ja einfach nur nicht will, dass mir das Gespräch zu anstrengend wird. Das Team dürfte mittlerweile wieder in der Halle angekommen sein und die Besprechung machen. Mich wundert es nicht, dass Daichi als Kapitän danach häufig angerufen wird. Ich hätte ihn auch sofort angerufen. Aber ich darf ja das Glück haben, ihn hier bei mir zu haben.

Hoffnung / DaisugaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt