Kapitel 13

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*POW Hinata*

~Zeit: kurz nach dem Spiel, gerade auf der Rückfahrt~

Ich kann es noch immer gar nicht fassen. Wir haben uns tatsächlich für das Frühlingsturnier qualifiziert. Die nationalen Meisterschaften. Ich bin noch immer so aufgeregt, ich kann nicht still stehen. Als ich mich in den Bus setze, wird das auch nicht wirklich besser. Ich sitze neben Kageyama. Wir haben es noch niemandem erzählt, aber wir sind seit kurzem zusammen. Letzte Woche hat er mich einfach aus dem nichts geküsst, als wir mal wieder abends alleine in der Halle waren und trainiert haben. Ich war total verwirrt, aber ich habe diesen Moment genossen. Ich liebe Kageyama jetzt schon so lange. Dann hat er mir seine Gefühle für mich gesagt, er liebt mich auch. Ich habe mich total gefreut und seine Worte sofort erwidert. Ich habe ihn richtig angebrüllt, aber ihm hat das nichts ausgemacht. Jetzt sind wir zusammen, ohne dass die anderen es wissen. Ich bin noch nicht bereit, diese Beziehung öffentlich zu machen, sie zu teilen. Ich meine klar, ich will schon Küssen und Händchenhalten in der Öffentlichkeit, aber jetzt gerade genieße ich es einfach, dass nur wir beide es wissen.

Ich sitze jetzt also neben ihm, er natürlich am Fenster. Er mag es, raus zu sehen. Vor uns sitzen Yamaguchi und Tsukishima. Bei ihnen sitzt Yamaguchi am Fenster. Noch weiter davor sitzt die liebe Yachi. Sie tut mir total leid, sie saß vorher immer da mit Shimizu. Davor sitzt unser Coach. Hinter Kageyama und mir sitzen Asahi und Noya, allerdings ist zwischen uns eine Reihe frei. Noya ist sobald er saß, schon auf Asahis Schulter eingeschlafen. Wenig später hat auch Asahi seine Augen geschlossen. die beiden sitzen in der letzten Reihe. Auf der anderen Seite sitzen nur noch die anderen Zweitklässler. Narita und Kinnoshita sitzen nebeneinander, in der gleichen Reihe wie Yachi. Davor sitzt Ennoshita, in der gleichen Reihe wie der Coach.

Tanaka kam heute morgen nicht, nur Noya wusste anscheinend wieso, aber er wollte uns nichts sagen. Daichi und Suga waren heute auch nicht dabei, deswegen hat Ennoshita die Aufgabe unseres Kapitäns übernommen und ich muss sagen, er hat das echt gut gemacht. Der Coach hat schon einmal vorsichtig angesprochen, dass wir unseren Kapitän vermutlich früher auswechseln als geplant. Das Schuljahr ist zwar schon fast vorbei, aber sollte Suga vorher...naja...sterben, wird Daichi die Aufgabe nicht mehr übernehmen können. Und wir können sehen, wie es Suga immer schlechter geht. Vom Volleyball spielen musste er sich bereits verabschieden, aber mittlerweile ist sogar nur das normale Laufen eine anstrengende Herausforderung für ihn.

Die anderen sind gerade alle abgelenkt oder schlafen, diese Gelegenheit nutze ich, um die Hand meines heimlichen Freundes zu nehmen. Auch er ist so müde, dass er sofort eingeschlafen ist, deswegen bemerkt er das vermutlich gar nicht einmal. Trotzdem meine ich, ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht erkennen zu können und das macht mich noch glücklicher, als ich ohnehin schon bin.

Kageyama schläft immer noch, also denke ich nach. Ich denke darüber nach, dass suga und daichi nicht dabei sein konnten. Ich meine klar, wir sind weiter, aber was ist mit suga... Wird er beim nächsten Spiel noch dabei sein können...? Da fällt mir ein, wir haben sie noch gar nicht angerufen! Ich bin mir zwar sicher, dass sie sich das Spiel im Fernsehen angeschaut haben, aber wenn ich nicht dabei wäre, würde ich mich über einen Anruf freuen. Ich nehme also mein Handy und suche Daichis Kontakt raus. Ich drücke auf das kleine Telefon neben seinem Namen und dann höre ich, wie es tutet. Nach kurzer Zeit nimmt er ab und ich kann seine Stimme hören.

D: "Hey hinata. Ihr habt gewonnen! Einfach wow! Ihr wart so super, ihr habt gewonnen!!"
H: "Ja! Ich kann es selber noch kaum fassen, wir haben es tatsächlich geschafft!"
S: "Ich bin so stolz auf euch!"

Suga ist also gerade auch dabei. Das ist super, so kann ich ihn auch sprechen hören. Ich weiß es klingt komisch, aber suga ist immer so beruhigend. Allein seine Stimme löst in mir eine Ruhe aus. Ich bin ihm so dankbar für alles, was er getan hat. Er ist so ein wundervoller Mensch und er hat so etwas nicht verdient.

Wir sprechen eine Zeit lang, bis ich irgendwann nur noch daichi höre. Er ist aus dem Raum gegangen, weil es suga zu anstrengend geworden ist. Die beiden sind so süß zusammen! Irgendwann bekommt der Coach das Telefonat mit und bittet mich, ihm kurz den Hörer zu geben. Ich kann nur hören, was er sagt, nicht die andere Seite, aber das muss ich auch nicht, um zu verstehen um was es hier geht.

Coach: "Hallo Daichi. Ennoshita hat sich heute echt super gemacht! Du brauchst also nicht mehr kommen, hahaha. Nein, aber im Ernst, am besten, ihr beide kommt die ganze Woche nicht. Wir wissen ja, dass sugawaras Zeit... nicht mehr so lang ist. Er soll sich dann nicht überanstrengen, sondern die Zeit einfach genießen. Ich bin mir sicher, er weiß das, aber bitte mach ihm das noch mal klar. Keine Sorge, hier im Team werden wir euch auffangen, du musst das Team nicht alleine tragen! "

Ich denke, jeder hat diese rührende Worte von Coach mitbekommen. Niemand schläft mehr. Alle sehen ihn gerührt an. Dann verabschiedet sich der Coach von daichi und dreht sich wieder um, um zu seinem Platz zu gehen.

Genau in diesem Moment sehe ich aus dem Fenster. "Pass auf!" überkommt Es meine Lippen ohne mein zutun. Kageyama dreht sich blitzschnell zu meiner Blickrichtung um und sieht auch schon eine Sekunde später wieder mich an. Er blickt mir tief in die Augen und bevor ich es wirklich bemerke, liegen seinen Lippen schon auf meinen. Er löst sich für den Bruchteil einer Sekunde und flüstert folgende Worte "Ich liebe Dich" Es war kaum hörbar, aber ich habe jedes Wort genau verstanden. Im Hintergrund kann ich noch die anderen schreien hören, verstehe aber keines Ihrer Worte. Direkt danach küsst er mich erneut.

Was ich dann spüre ist ein stehender Schmerz in meinem Rücken. Ich sehe nichts, ich höre nichts. Ich kann nur kageyamas Gewicht auf mir liegen spüren, aber ich merke sofort, dass etwas nicht stimmt. Dann ist da gar nichts mehr. Kein Sehen, kein Hören, kein Spüren. Ich merke weder den Schmerz, noch kann ich kageyama weiterhin auf mir liegen spüren. Da ist einfach nichts. Ein leerer, dunkler, kalter Raum. Ich bin dort ganz allein. Und ich habe Angst. Es ist, als würde mein Leben herausgezogen werden, meine Seele, mein Sinn. Dieses Gefühl ist so schrecklich. Ich brauche Kageyama bei mir. Wo ist er? Er war doch eben noch bei mir, wo ist er, wo bin ich? Diese Fragen kreisen mir durch den Kopf, aber eine Antwort finde ich darauf nicht. So stehe ich also weiterhin in diesem kalten und einsamen, dunklen Raum, der mir jegliches Glück entzieht.

Hoffnung / DaisugaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt