22. Kapitel

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Verblüfft sah ich Ivar an: "Das interessiert dich?" Ivar schmunzelte und Strich mir mit seinem Zeigefinger über meine Wange. Dann verließ er kurz das Zimmer und kam mit einem frischen Hemd von ihm wieder. Er schien geahnt zu haben, dass ich aus den alten Sachen raus wollte. Dass es keinen BH gab, war mir in diesem Moment egal. "Ich bin dein Daddy und du hast meinen Worten Folge zu leisten und wirst bestraft, wenn du es nicht tust", begann er dann und machte eine kurze Pause, in der er auf mein zustimmend Nicken wartete, "das bedeutet aber nicht, dass es mich nicht interessiert, weshalb du nicht möchtest. Der Grund verhindert keine Strafe, aber er könnte unsere ganze Beziehung zerstören." "Ich bin es nicht gewohnt, dass solche Entscheidungen, die sich auf mein gesamtes Leben auswirken, einfach über meinen Kopf hinweg entschieden werden", murmelte ich und sah Ivar entschuldigend an. Vielleicht hätte ich ja doch erst mit ihm reden und nicht gleich nein rufen müssen...auf der anderen Seite, hätte er sich auch mal vor der Strafe erkundigen können, aber vermutlich gehörte das zu seinem kleinen Machtspielchen dazu. "Du hast eingewilligt dein Leben in meine Hände zu geben und auf jegliche Kontrolle zu verzichten, Kleines", kam es nachdenklich von ihm. "Ich weiß und ich bereue die Entscheidung nicht-" "Aber?"  "Aber es ist nicht nur mein Leben, was du umkrempelst und ich kann nicht zulassen, dass meine beste Freundin dann aus der Wohnung fliegt." Unsicher sah ich Ivar an, der mir allerdings nur einen fragenden Blick zu warf. Resigniert holte ich tief Luft und erzählt ihm dann alles...von all den Nächten, in denen sie mitten in der Nacht bei mir vor der Tür stand, mit Tränen überstromt, zitternd vor Kälte, weil sie bei ihrer Flucht von zu Hause nicht einmal eine Jacke mitgenommen hatte. Einmal stand sie barfuß im Schlafanzug unter meinem Fenster, traute sich aber nicht mit Steinen gegen die Glasscheibe zu werfen, wäre ich nicht wach geworden und zum Fenster gegangen, um eine Wasserflasche zu holen, wäre sie in der kalten Winternacht vermutlich verstorben.
"Ihr Vater ist in der Nacht betrunken nach Hause und hat sie mit ihrer Mutter verwechselt", erklärte ich Ivar, der mich die ganze Zeit über fixierte und mich ernst ansah, "er hat versucht sie..." Ich brach ab. Ivar nickte nur, um mir zu zeigen, dass er verstanden hatte und ich es nicht aussprechen musste. "Mary ist ein Jahr jünger als ich, wir haben nur auf ihren 18. Geburtstag gewartet, die Wohnung war zu dem Zeitpunkt bereits fertig eingerichtet und dann sind wir beide von zuhause abgehauen. Wir haben beide nur kleine Jobs und können uns die Miete nur gerade so leisten. Wenn ich zu dir ziehe, dann muss sie wieder zurück und das kann ich ihr nicht antun."
" Wieso sucht sie dann nicht nach einem anderen Job, wenn sie an der Bar so wenig verdient?", hinterfragte Ivar.
"Das Alkoholproblem hat sich rumgesprochen...es gibt kaum jemand, der sie einstellen möchte...dabei war sie Jahrgangsbeste, aber interessiert ja keinen mehr, wenn dein Vater ein Säufer ist." Ich sah nicht auf, mein Blick war auf meine verschränkten Finger gerichtet, dennoch spürte ich seinen fragenden Blick.
"Meine Mutter ist Therapeutin, hochangesehen und bekannt, mein Vater Arzt, meine Brüder studieren oder sind im Sport erfolgreich und ich bin fertig mit der Schule und weiß nicht, was ich machen möchte. Du hast ja keine Ahnung wie ein Dorf sein kann, wenn die Fußstapfen der Familie viel zu groß sind, um sie auszufüllen. Mary und ich hatten beide schon immer unsere Lasten zu tragen." Ich spürte wie die Tränen in mir hochkamen und drehte mich von ihm weg, damit er sie nicht sah. Er kam jedoch näher und umarmte mich von hinten. Ich spürte das Gewicht seines Kopfes auf meiner Schulter und die kleinen Bartstoppeln an meiner Wange. Die Nähe zu ihm und sein Duft beruhigen mich. "Es ist nicht schlimm, wenn man länger braucht, um seinen Weg zu finden oder wenn man nicht dem Familienbild entspricht, Kleines. Ich bin froh, dass du nicht einfach mit den Strom schwimmst, sondern auf eigenen Beinen stehst und so für deine Freundin kämpfst. Aber wenn das zwischen uns langfristig funktionieren soll, dann musst du bei mir sein. Dass, was ich möchte und mit dir vorhabe funktioniert nur mit Vertrauen. Heute die Strafe war nichts, ich habe viel schlimmere Seiten, die du noch entdecken und dich vielleicht auch davor fürchten wirst. Ohne Vertrauen geht das nicht, wenn du mir nicht vertraust, kannst du psysischen Schaden davon tragen und das ist nicht der Sinn der Sache, aber dieses Vertrauen kann nicht entstehen wenn ich dich zweimal die Woche für eine Stunde sehe. Verstehst du mich?" "Ja, Daddy." "Wenn Mary nicht in dieser Situation wäre, würdest du dann bei mir einziehen?"
Ich nickte. Ich würde sofort zu ihm ziehen ohne auch nur ansatzweise zu zweifeln. Ich glaubte ihm aufs Wort, dass er auch anders konnte und ich noch in Situationen geraten würde, die mich bis an meine Grenzen und darüber hinaus bringen und das machte mir Angst. Aber so wie er in diesem Moment mit mir sprach, sich Zeit für mich nahm, wusste ich, dass er auf mich aufpassen würde. Ich spürte wie Ivar lächelte und musste feststellen, dass sich auch meine Lippen zu einem Lächeln formten. "Dann finden wir auch eine Lösung für Mary. Ich habe einen guten Freund, der sie aufnehmen könnte, bis sie einen Job bekommt, mit dem sie sich selbst eine Wohnung finanzieren kann. Und sollte sie nicht zu meinem Freund wollen, werde ich sie solange finanziell unterstützen, okay?" Mit offenen Mund drehte ich mich zu ihm um, er hielt mich weiter fest, sodass uns nur wenige Zentimeter trennten.  "Sie ist dir wichtig und du bist mir wichtig. Diskussion beendet", grinste Ivar schelmisch und sah mich belustigt an. "Danke, Daddy", hauchte ich. "Zeig mir wie dankbar du bist", raunt er mir dann zu und begann feuchte Küsse auf meinem Hals zu verteilen. Ich schloss meine Augen und öffnete meine Lippen, während meine Hände in seine Haare fuhren.

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