Chapter One

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Weihnachtszeit.

Für die einen bedeutet dies ein Monat voller Lichter, Weihnachtsmärkte, Vorfreude und natürlich Familie. Gerade für die Kinder war dies wahrscheinlich die aufregendste Zeit im Jahr, vor allem, wenn es dann auch noch Schnee gab.

Doch dann gab es auch noch jene Menschen, für die diese Zeit eine der schwersten wurde. Die kurzen Tage machen ihnen zu schaffen, die Kälte ist auch nicht so das wahre und alles schien noch viel trister zu sein, wie es das normalerweise sowieso schon war. Man schien viel mehr nachzudenken und eher den tiefen Gedanken zu verfallen, wie es in den Sommermonaten der Fall war. Dann war es gut Menschen zu haben, die einen auf andere Gedanken bringen. Beziehungsweise, Menschen die einen von den schlimmen Gedanken abbringen und dir gar nicht die Möglichkeit geben, zu viel nachzudenken.

Ich hatte diesen Menschen.

Harry war seit der Primary School mein bester Freund. Wir waren beide jene Außenseiter, die von den anderen zwar nicht gemobbt, aber auch nicht sonderlich beachtet wurden. Am Anfang fanden wir nicht wirklich zueinander, bis eine Lehrerin uns dazu gezwungen hatte, eine Partnerarbeit zu machen und wir uns so einander genähert hatten. Meine Mum war super Happy damit, dass nicht nur ich in Harry einen wunderbaren Freund, sondern sie in Anne ebenso eine wundervolle Freundin gefunden hatte.

Wir verbrachten jedes Wochenende beieinander und liebten vor allem die Winter-Monate. Seine Eltern hatten einen Wintergarten, der wunderbar ausgestattet war. Es gab einen Kamin, ganz viele Kissen und Decken, einen Fernseher und hunderte von Büchern, die seine Mum auf ihren Flohmarkt Ausflügen immer ergatterte. Wir schauten also jeden Disney-Film durch, den wir finden konnten und es war für uns ganz klar, dass Cap und Capper unser Lieblingsfilm war. Ich konnte gar nicht mehr zählen, wie oft wir diesen bereits zusammen angeschaut hatten.

Doch älter werden ist nicht leicht. In die Pubertät kommen und seine Sexualität anzweifeln, ist nicht leicht.

Ich war der erste, der bemerkte, dass mit mir etwas nicht stimmte. Beziehungsweise, hatte ich es so empfunden. Es gab keinen 'Girl-Crush', nie. Dafür, gab es ganz viele 'Boy-Crushes'. Natürlich, hatte ich es Harry nicht sofort erzählt. Ich hatte es niemandem erzählt. Nicht einmal meiner Mutter, der ich sonst wirklich alles anvertraute. Mir war klar, dass ich es erstmal mit mir selber ausmachen musste, bevor ich versuchte anderen zu erklären, was in mir vorging. Wie sollte ich das tun, wenn ich es doch selber nicht wusste? Aber natürlich, wusste es meine Mutter, bevor ich es ihr sagen konnte.

Mit jungen fünfzehn Jahren, outete ich mich dann vor Harry. Es war bereits in unserer etwas schwierigeren Phase. Die Phase, in der er neue Freunde fand.

Ich war nicht eifersüchtig auf diese Freunde, denn ich wusste, was ich für Harry war. Aber ich hasste es, wie anders er war, wenn er mit ihnen unterwegs war. Es schien, als hätte ich in den letzten neun Jahren einen komplett anderen besten Freund gehabt. Deswegen sagte er mir auch, dass er komplett cool damit wäre, er es aber für besser halten würde, wenn ich mich nicht vor der ganzen Schule outen würde.

Ein ganz schöner Schlag in die Magengrube, wenn ihr mich fragt. Der Mensch, dem ich alles anvertraut hatte und bei dem ich dachte, dass er immer hinter mir stehen und mich in jeder Lebenslage unterstützen würde, hatte mir ein anderes Gesicht gezeigt.

Unsere Freundschaft wurde anders, nach diesem Ereignis. Etwas, was uns hätte einander näher bringen sollen, veränderte uns und erschuf einen unangenehmen Spalt, der unüberwindbar schien. Zumindest, wenn er mit seinen anderen Freunden unterwegs war.

In Year 11 wurde Harry immer beliebter. Er wurde attraktiver, Locken, Grübchen und grüne Augen schienen bei den Mädchen verdammt gut anzukommen und wenn Mädchen dich mochten, warst du automatisch beliebter. Er zog sich anders an, legte auf Sachen Wert, die ihm vorher egal gewesen waren und ich wurde zu einer Sache, die ihm egal geworden zu sein schien. In der Schule, sprachen wir kaum ein Wort miteinander und das, obwohl die Leute wussten, dass wir befreundet waren. Doch in der Schulzeit, gab man uns nicht die Chance, dies auszuleben. Die Wochenenden waren für Partys bestimmt und so saß ich alleine in meinem Zimmer, auf meinem Bett, mit einem neuen Buch in der Hand und nicht im Wintergarten der Styles, zusammen mit meinem besten Freund.

So wurde der letzte Winter zum ersten Mal zu einer Jahreszeit, die ich am liebsten aus dem Kalender streichen würde. Ich wusste nicht mehr, wie es war, alleine zu sein. Mich alleine zu fühlen. Doch mir wurde schmerzhaft bewusst, dass Harry die einzige Person außerhalb meiner Familie war, mit der ich Zeit verbrachte. Dies war bisher kein Problem gewesen, doch nun, da es anders herum nicht mehr genauso war, schien es wie das größte Problem.

Die einzigen Momente, die mir Licht ins dunkle brachten, waren die Momente, in denen Harry meine Nähe suchte. Wenn er mich nach den Partys sturzbetrunken anrief, zu mir kam und auf meinem Bauch lag. Die Decke anstarrte, an die wir gemeinsam Fotos gehangen hatten. Es waren die Momente, in denen ich das kribbeln spürte, was in den vielen Büchern immer beschrieben wird. Mit einem faden Beigeschmack.

[...]

Herzlich willkommen zu meiner weihnachtsstory. Na yourssincerely1D , damit hast du wohl nicht gerechnet?:3 Mein eigentlicher One Shot ist nun doch deine Weihnachtsgeschichte geworden. Ich werde mein bestes geben, aber ich kann nichts versprechen.

Ich hoffe, sie gefällt euch allen und vor allem dir. Bleibt dabei, versucht mich zu motivieren. Danke an jeden Einzelnen von euch ❤️

Lots of love
Michelle xx

A Complicated WinterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt