Aurelia Ragucci
"Du hast was?", fragte Raphael. Er legte sein Smartphone beiseite und sah auf. Der Blick aus seinen braunen Augen forschend und ernst.
"Ich hab Scheisse gebaut, Raphael", murmelte ich. Mir wurde übel, mein Herz raste vor Sorge. Denn ich kannte ihn zu gut, um nicht zu wissen, wie er reagieren würde.
Doch ich musste es ihm sagen, es gab kein Zurück. Er war misstrauisch und er würde nachbohren, bis er wusste was er wissen wollte.
Zudem plagte mich mein Gewissen seit Wochen. Der Kuss mit Abudi hatte keine Bedeutung für mich - aber ich wusste, dass es für Raphael eine Bedeutung hatte.
Ich sammelte mich, atmete durch und bat ihn, sich etwas von mir weg zu setzen. Widerwillig kam er dem nach. Der Blick kühl und forschend sah er mich an.
"Also... Was ist los?" , fragte er.
" Pass auf... ", murmelte ich, das Herz schwer wie eine Tonne Blei. Ich wusste, was ich zerstören würde.
Dunkel erinnerte ich mich an einen Songtext von ihm.
Ist es besser zu schweigen mit ein bisschen Stress
Oder Ehrlichkeit und ein geficktes Herz.
Wahrscheinlich wäre es klüger gewesen, den Mund zu halten. Doch damit weiterleben, ihn anzulügen konnte ich auch nicht."Aurelia!", kam ungeduldig. "Was ist jetzt das scheiß Problem? Hattest du was mit 'nem Anderen, oder was?"
Seine Worte klangen dahingesagt. Er rechnete absolut nicht mit soetwas. Kein Stück. Raphael vertraute mir blind. Traute mir nicht zu, ihn zu betrügen und durch die Art, wie er die Frage beinahe belustigt stellte, wurde mir das nochmal so richtig bewusst.
Mein Herz durchfuhr ein Stich, ehe es mir bis zum Halse schlug. Meine Hände wurden feucht und ich knetete meine Finger ineinander.
Ich wusste, dass ich ihm den Boden unter den Füßen wegreissen würde. Doch nun musste es raus.
"Ja.", antwortete ich nur. Sah bildlich, wie die Information bei ihm ankam. Wie er sie verarbeitete.
"Was? Ich verstehe nicht..", stotterte er.
"Du hattest Recht. Ich habe dich betrogen, Raphael. Ich hatte etwas mit einem anderen.", gestand ich ihm.
Zuerst erschien ein Ausdruck von Ungläubigkeit auf seinen Gesicht. Dann Schmerz als er verstand. Dann wich der Schmerz der Wut.
"Du hast was? Willst du mich verarschen?", entfur es ihm. "Wann soll das gewesen sein?"
"Vor ein paar Wochen. Ich war... Bei einem Freund, wie haben getrunken und uns geküsst. ', gestand ich. Vielleicht ließ ich unbewusst weg, dass es Abudi gewesen war. Vielleicht aber auch mit Absicht, ich wollte ihn nicht auch noch in die Scheisse reiten.
Und vielleicht wollte ich auch nicht, dass Raphael sich von uns beiden hintergangen fühlte.
"Wann soll das bitte gewesen sein?",, fragte er bitter.
"Nach einem Auftritt in der Oper.", log ich mir zurecht. "Wir sind alle noch zu einem Kollegen, um etwas zu trinken und als wir allein waren ist es passiert.", spann ich meine Lüge weiter. "Du hast schon geschlafen, als ich nach Hause kam."
"Nur ein Kuss?", fragte er und ich überlegte einen kurzen Moment, ob ich weiter lügen sollte. Dann entschied ich mich dagegen, entschied, es noch schlimmer zu machen. Vielleicht mit der leisen Hoffnung, dass er zwar verletzt, enttäuscht und wütend war mir aber dennoch verzieh.
"Nein... Raphael, ich war betrunken und wir haben.. Rumgemacht... Als die T-shirts ausgezogen waren hab ich erst kapiert, was ich da mache und dann haben wir aufgehört. Ich liebe dich, das mit meinem Kollegen war dumm und bedeutungslos und ich kann dir nicht sagen, warum das passiert ist. Es tut mir unendlich leid, du bist wütend und enttäuscht von mir. "
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Inside/ RAF Camora/ Adventskalender 2020
FanfictionAdventskalender 2020. Aurelia war eine einfache, junge Frau, als sie auf Raphael Ragucci traf. Ihre Geschichte - einmal durch die Hölle und zurück. Sie sind glücklich miteinander, glücklich über ihre Familie. Aurelias Karriere ist in Schwung gekomme...