1. Türchen

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Viel Spaß mit dem Adventskalender :) Lasst mich wissen, wie es euch gefällt. 

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Kapitel 1

Aurelia Ragucci

September 2020

„...und erkläre Sie hiermit Kraft des Gesetzes zu rechtmäßigen Eheleuten.", schloss die Standesbeamtin.

Ich sah zu Raphael auf, in seine so warmen, vertrauten, braunen Augen. Keine Spur mehr von dem kalten, arroganten Mann, der er einst gewesen war. Pure Liebe, absolutes Glück spiegelten sich darin, mein Herz klopfte schnell gegen meine Brust. Wie gut er an diesem Tag aussah in seinem dunkelgrauen Designeranzug, dem Hemd in ivory, welches perfekt zu meinem Kleid passte. Er trug Krawatte, sein dunkles Haar zu dem kleinen Zopf gebunden, den ich an ihm so gern mochte. Er lächelte, vielleicht sah ich sogar etwas wie Stolz in seinem Blick, ehe er sich zu mir herunter beugte und mich unter dem Jubel von halb Rudolfsheim Fünfhaus küsste. Verdammt, wie sehr ich diesen Mann liebte.

Wir waren offiziell verheiratet. Seit ein paar Sekunden Mann und Frau. Ich war nun offiziell Aurelia Raugcci- eine Familie, nun auch auf dem Papier und es machte mich stolz und glücklich. Wir kannten uns eine Weile- waren erst seit ein paar Monaten zusammen und trotzdem hatten wir beschlossen, Nägel mit Köpfen zu machen. Weil wir eine Familie hatten, weil wir uns liebten und weil wir unsere Zukunft zusammen verbringen wollten. Worauf also noch warten?

Raphael löste sich von mir, strahlte mich an, als wir uns zurück auf unsere Plätze setzen. Aus den Augenwinkeln sah ich seine Mutter. Maria saß in der ersten Reihe und tupfte sich mit einem Taschentuch über die Augen. Ich hielt seine Hand, sah nach links und im passenden Augenblick stieß Rico, der auf Abudis Schoß saß ein fröhliches Jauchzen aus.

Rico, unser Sohn, er war schon fast ein halbes Jahr alt. Der schönste, kleine Junge, den ich je in meinem Leben gesehen hatte. Er sah aus wie Raphael in klein- ein wenig dunklere Haut, das fast schwarze Haar, die vollen Lippen. Nur die blauen Augen, die waren eindeutig von mir.

„Psst, kleiner Mann!", wisperte Abudi ihm zu und wippte ihn ein wenig in seinem Arm. Rico war kein kleines Baby- er hatte scheinbar Raphaels Größe geerbt und war ein wenig größer, als andere Jungen in seinem Alter. Doch in den Armen des riesigen, breiten Abudis sah er winzig aus.

„Schon gut." Ich lächelte Abudi zu. „Rico freut sich mit. Oder, du kleiner Strolch?" Rico wendet den Kopf, als er seinen Namen hörte, jauchzte erneut und lachte mich an. Nur er brachte mein Herz dazu, noch größere Sprünge zu machen, als es das bei Raphael tat.

„Unterschreiben Sie bitte hier. Mit dem neuen Namen, natürlich, Frau Ragucci." Die Standesbeamtin schob mir einen Ordner mit Unterlagen herüber – der unromantische Teil der Eheschließung. Und dennoch freute es mich wahnsinnig, mit seinem- mit unserem Namen- unterschreiben zu dürfen, ehe ich den Ordner Raphael herüber schob.

„Dann die Trauzeugen bitte auch."

„Gib mir Rico.", sagte ich zu Abudi, der mir den Kleinen reichte. Er sah hübsch aus in seinem Hemd, der dunkelblauen Stoffhose, der passenden Fliege und den Hosenträgern. Sein dichtes Haar blieb immer so liegen, wie wir es ihm morgens kämmten, er trug seinen Pony zu einem Scheitel und seinen Schnuller im Mund.

Rico grinste mich fröhlich an, stellte seine kleinen Füße auf meinen Beinen ab und kuschelte sich an mich, als ich ihn drückte. Raphael hob die Hand, stolz strich er seinem Sohn über den Rücken, während Abudi sich den Ordner heranzog und galant seine Unterschrift unter unser Eheformular setzte, bevor er es über den Tisch herüber zu Barbara schob, die an Raphaels rechter Seite saß.

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