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Mir wurde leicht mulmig zumute wenn ich dran dachte dass mein ex-Freund Oliver das nächste Jahr im Knast verbringen würde. Ich hatte versprochen ihn bis zur Haftanstalt zu begleiten. Er sah traurig und müde aus. Schon jetzt vor der Haft. Es war nicht weit von ihm zuhause bis zur Haftanstalt, 15 Minuten vielleicht. Wir gingen durch den kleinen Park wo wir schon so oft bei den Bänken zusammen gestanden sind. Damals wo wir noch zusammen waren. Jetzt war der Weg mit braunen, gelben und roten Blättern gesäumt. Wir gingen nun den letzten Weg hinauf und am Ende des Wegs konnten wir schon die Haftanstalt sehen. Oliver ging langsamer - es gäbe für ihn noch ein zurück, zumindest heute da er noch 4 Tage Zeit hatte dort vorstellig zu werden. Und wieder sah ich Tränen in seinen Augen, wie so oft in letzter Zeit. Ich vermisste ihn schon jetzt aber es gab nichts was diese Entwicklung aufhalten könnte. Es war auch irgendwie meine Schuld dass er jetzt im Gefängnis sitzen würde da das Geld das er veruntreut hatte uns helfen sollte uns eine neue Zukunft aufzubauen. Doch nun war sein einziger Ausblick das hellrosane Gebäude der Haftanstalt. Wir standen nun am Fuß der Treppe die zu großen schweren Glastüren führte. Oliver verabschiedete sich kurz von mir und eigentlich hätte ich ihm so viel gerne noch gesagt - aber nun war einfach nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Ich werde seine haselnussbraunen Augen vermissen die mich belustigt ansehen. Ich werde seine kleine stupsnase vermissen die in seinem zarten ebenmäßigen Gesicht lag. Ich werde seine Berührungen vermissen und irgendwie auch unseren Sex. Mit schweren Schritten schlurfte Oliver die paar Treppenstufen hinauf. Er zog mühsam die dicke Glastür auf und ohne sich noch mal umzusehen trat er durch sie hindurch. Sofort wusste ich was ich verloren hatte - nun schon zum 2. mal. Ich wandte mich um und ging nachhause. Von nun an wird unser Kontakt für immer beendet sein, so haben wir uns das ausgemacht. Ich werde ihn nie wieder sehen. Es tat weh zu wissen dass nun alle unsichtbaren Bänder zwischen uns ein für alle mal gekappt worden sind. Vielleicht war es das letzte Mal dass ich ihn überhaupt sah denn eigentlich hatte ich auch in Zukunft nichts mehr in der Gegend zu suchen wo er wohnte. Ich hasste dieses Gefühl wenn Menschen aus meinem Leben brachen - dieses langgezogene Krack was dann in einer endlosen Stille endete. Ich betrat die Wohnung die ich gemeinsam mit meiner Mama und meinem golden-Retriever Bea nach der Scheidung meiner Eltern bewohnte. Sofort hörte ich das vorwurfsvolle Gekeife meiner Mama warum ich so spät nachhause kam, wahrscheinlich ahnte sie dass es etwas mit Oliver zu tun hatte. Ich warf ihr einen traurigen Blick zu um ihr zu zeigen was ich von ihrem armseligen Verhalten hielt. Sie hasste mich nicht wirklich aber ihr eigenes Leben war so beschissen dass sie es an mir ausließ. Es tat mir weh wie sie mich behandelte aber von Jahr zu Jahr wurde ich kälter gegenüber diesen Schmerzen.

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