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Zuhause folgten unschöne Tage für mich in denen meine manisch-depressive Mutter ihre ganzen Launen an mir ausließ. Die Arbeitszeit wo ich sie vergessen konnte war das beste am Tag - das zweitbeste war der Schlaf. Wenn ich von der Arbeit nachhause kam und sah dass sie zuhause war verging es mir gleich wieder, ich hatte einfach keine Nerven für ihr grundlos wütendes Gesicht und ihre endlos verzweifelten Tränen. Manchmal ging sie sogar meinen Hund an und jammerte ihn voll, gab ihm nur wenig zu essen und ging mit ihm nicht raus - egal ob er in die Wohnung machte. Wäre meine Situation nicht so auswegslos gewesen dass ich gewusst hätte dass jeder Tag von meinem Hund zuhause mit meiner Mama schaden für ihn bedeuten könnte hätte ich Kevin gar nicht darauf angesprochen. Doch Kevin gestand mir dass er Hunde liebte und dass ich Bea jederzeit mit zur Arbeit nehmen könnte wenn sie brav war. Ihr könnt euch nicht vorstellen wie glücklich und erleichtert ich in diesem Moment ausgesehen habe - das war alles war er wollte. Zumindest manchmal. Lydia war Bea egal - keine Ahnung wie sie zu Hunden stand. Kevin bemühte sich sehr um mich und bestand darauf dass ich eine Pause bei meiner ohnehin schon stressigen Arbeit machte um mich mit ihm in ein Café-Haus zu setzen. Mir bedeutet vor allem das sehen und gesehen werden was, mit Kevin an meiner Seite war ich wer. Kevin bezahlte wie immer alles und schwatzte mir mehr muffin und Schoko auf als ich eigentlich wollte. Kevin erzählte mir abschätzend dass Lydia und ihre Freunde hier manchmal im Keller die Schule schwänzten - doch dagegen was zu machen schien er nicht. Im Hausflur sah ich auf einmal einen Herren der ganz in Trainings-Gewand gekleidet war und einen Roller dabei hatte, natürlich war er ein Freund von Kevin. Kevin stellte mich ihm sofort vor und erzählte mir auch einiges über ihn. Ich mochte es dass Kevin mich jedem dem wir begegneten, im Hausflur oder in Cafés vorstellte. Endlich beschränkte er mich nicht mehr nur auf die Wohnung sondern ich durfte auch mit ihm wo hin gehen - wobei sich das aufs Essen gehen und essen holen beschränkte. Aber es war trotzdem ein weiterer Schritt in die Richtung welches Leben ich mir erträumte. Wenn alle Blicke auf uns lagen wusste ich dass ich die eine an seiner Seite war. Ich war diejenige die die Erlaubnis bekam in einigen seiner privaten Sachen zu wühlen und Dinge über seine Vergangenheit aufzudecken. Es war ein unglaubliches Privileg angesichts der Tatsachen die ich dabei nach und nach erfuhr. Ich fand alte Fotos die von missbrauch zeugten und ich fand Internetforen die über seine schlimmsten Taten informieren wollten. Ich lernte über Gewalt, Erpressung und Affären die nicht gut geendet hatten. Und ich lernte auch dass nicht alles was ich fand gut für mich war - psychisch würde es mich auf Dauer zerstören. Manchmal las ich Zetteln die ich nicht lesen sollte und anfangs war er dann sehr vorwurfsvoll, aber wenn ich ihm die Wahrheit beichtete dass ich nichts Böses wollte lachte er auch schon wieder darüber.

Würdet ihr bei Kevin bleiben?

Über votes und Kommentare würde ich mich wie immer sehr freuen

Hungry eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt