Dort lag er.
Es sah aus, als würde er schlafen. Der Finne, der mir von allen am wichtigsten war, lag im Koma. Ich atmete langsam ein. Er sah friedlich aus, ohne das ganze Blut im Gesicht.
Ich hatte Samus Hand in der Hand und musterte sie. Es war die Hand, an der das Blut gewesen war. Es waren keine Kratzer darauf. Anders als in seinem Gesicht. Das war übersät mit Kratzer, Schrammen und anderen kleinen Wunden. Er hatte einen Verband um den Kopf gewickelt, weswegen man die Wunde nicht sehen konnte.
Plötzlich spürte ich, wie eine Träne über meine Wange lief in das Bett fiel. Samu lag einfach da und regte sich nicht. Die einzige Bewegung war das regelmäßige heben und senken seines Brustkorbs. Ich stand da, und hielt seine Hand. Hinter mir standen Papa und einige Ärzte und beobachteten mich.
So stand ich da noch fast fünfzehn Minuten. Ich ließ die Tränen einfach laufen und versteckte kein Gefühl. Wahrscheinlich wäre es mir eh nicht gelungen. Dann drehte ich mich um.
„Wird er überleben?", fragte ich die Ärzte.
„Herr Haber scheint recht stabil, weswegen wir vermuten, dass er in wenigen Tagen aufwacht.", sagte ein junger Arzt der sich wohl für ganz schlau hielt. Auf seine Antwort reagierte ich also nicht.
„Nun?", fragte ich noch einmal.
„Wahrscheinlich.", antwortete Papa und kam auf mich zu. „Nett lächeln und winken.", flüsterte er. Ich nickte und wandte mich wieder an Samu.
„Wehe dir, du kratzt ab!", sagte ich und drückte seine Hand ein letztes Mal, ehe Papa und ich wieder gingen.
Die Dreharbeiten von The Voice waren nicht abgesagt worden, und Papa musste ins Studio. Team Samu-Rea bestand jetzt zwar vorerst nur aus Rea aber etwas daran ändern, konnte keiner.Ich saß derweil im Backstage-Bereich und lauschte den Proben der Talents. Plötzlich ließ sich jemand neben mir nieder. Es war Janina. (Janina Beyerlein Talent von The Voice 2020)
„Du bist doch die Tochter von Nico, habe ich recht?", fragte sie. Ich nickte abwesend. „Dann bist du auch die, von der Samu die ganze Zeit geredet hat!", sagte sie und klatschte in die Hände.
„Also kann schon sein, aber ich dachte, du bist in Team Nico?", fragte ich verwundert.
„Stimmt schon. Aber ich war 2016 schon in Team Samu. Ich bin einer der Allstars. Und Samu und ich sind halt auch privat befreundet."
Ich nickte. „Und er hat von mir geredet?", fragte ich skeptisch.
„Es sei denn, du hast noch eine Schwester Namens Laila... dann hat er von ihr gesprochen.", sie lächelte mich an.
„Nein. Ich bin Einzelkind.", lächelte ich. Vom Trübsal blasen würde die Situation auch nicht besser werden, also konnte ich mich genauso gut mit den anderen Unterhalten.
„Es freut mich, dich kennen zu lernen, Laila.", sagte sie und reichte mir ihre Hand. Ich schüttelte sie und sagte:
„Ich freue mich auch. Verzeih mir, wenn ich etwas abwesend bin, aber ich habe eine nicht so schöne Woche hinter mir.", sagte ich.
„Das tut mir leid... Hat es etwas mit Samus Verschwinden zu tun?", fragte sie. Ich seufzte und erzählte ihr alles. Auch meine Vermutung, dass Larissa hinter der Sache steckte. Aufmerksam hörte sie mir zu.
„Und naja, bevor Papa und ich her gekommen sind, waren wir noch kurz bei Onkel Samu...", beendete ich meinen Monolog.
Sie nickte verständnisvoll und fragte dann: „Ohne dir zu nahe treten zu wollen, aber warum Onkel?"
Ich lächelte. „Eigentlich, ist er gar nicht mein Onkel. Aber irgendwie schon. Als wie von Köln hier hin geflogen sind, hat er mir gesagt, dass ich für ihn etwas wie eine Tochter bin... darüber haben wir uns dann darauf geeinigt, dass er mein Onkel ist.", sagte ich und lächelte bei dem Gedanken an diesen Tag.
„Das ist irgendwie echt süß!", stellte Janina fest. Ich lachte leise und wurde wieder traurig. Was war, wenn Samu nicht aufwachte, und ich nie wieder zu ihm Onkel Samu sagen konnte?Die Tage verliefen die restliche Woche ziemlich gleich.
Morgens brachte Papa mich mit dem Taxi zum Krankenhaus weil ich darauf bestand, Samu jeden Tag zu sehen. Und so saß ich jeden Morgen bis mittags am Krankenhausbett und redete mit ihm. Eigentlich über so ziemlich alles. Eine nette Ärztin hatte mir erzählt, dass Samu mir zwar nicht antwortete, aber er konnte mich vielleicht hören. Wenn ich nicht gerade erzählte, las ich in den Büchern die ich mitgenommen hatte, oder machte Hausaufgaben. Meistens aß ich auch im Krankenhaus und wurde erst gegen Nachmittag wieder Abgeholt. Aber ich fand es schön. Ich hatte meinen eigenen Ablauf, und konnte die ganze Zeit auf Onkel Samu achten.Es war der letzte Tag den ich bei Papa verbringen konnte, ehe fünf Tage des Grauensauf mich warteten. Papa musste zu einem Dreh, der nicht verschoben werden konnte. Ich saß neben Samus Bett und machte Mathe Aufgaben. Die nächsten fünf Tage könnte ich nicht zu Samu gehen. Es tat mir in der Seele weh, ihn so hierlassen zu müssen. Ich wollte gerade aufstehen, um mir ein Getränk holen zugehen, als plötzlich einer der Apparate neben seinem Bett anfing zu piepen.
Sofort sprang ich auf und rief die Krankenschwester über den Notfallknopf. Dann stellte ich mich neben das Bett und sah Samu an. Er sah so friedlich aus. Aber wenn er tatsächlich so friedlich gewesen wäre wie es aussah, dann würde dieser Apparat nicht piepen. Ich sah zu seinen Augen. Sie waren wie zu erwarten geschlossen. Ich wollte mich gerade abwenden, ehe ich wieder anfing zu weinen, als seine Augenlider anfingen zu zucken. Keine Sekunde später, sah ich in die wunderschönen blauen Augen meines Lieblingsfinnen.
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SEINE Tochter (Nico Santos)
FanfictionLaila ist die Tochter von Nico Santos, von der niemand etwas weiß. Es verbergen sich viele Geheimnisse rund um sie und ihren Vater. Und wer ist ihre Mutter? Eines Tages beschließt ihr Vater sie mit vor die Kamera zu nehmen. Doch was wird das für fol...