Kapitel 4

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Als ich aufwachte, war mein Kopf auf der Schulter meines Vaters gelandet.
Ich öffnete ein Auge und blickte mich um. Papa las ein Magazin. Ich seufzte und richtete mich wieder auf. Papa drehte kurz den Kopf, dann wandte er sich wieder seinem Magazin zu.
Ja, ich habe ihn wirklich verärgert!, dachte ich. Und schon wieder füllten sich meine Augen mit Tränen. Dieses Mal, konnte ich aber nicht verhindern, dass sie über meine Wangen rollten. Ich schloss die Augen und rang nach Fassung, als ich spürte, wie mein Vater mich in eine Umarmung zog. Ich lehnte mich an seine Schulter und fühlte mich sicher.
Langsam streichelte er meinen Rücken und flüsterte: „Es tut mir leid."
Das verstand ich nicht. „Was tut dir leid?", fragte ich und lies ihn los. Ich setzte mich wieder gerade hin und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht.
„Das ich eben so reagiert habe. Und dass ich heute so seltsam bin. Und überhaupt. Ich glaube, ich hätte öfter bei dir sein sollen.", er kratzte sich verlegen am Kopf.
Doch ich schüttelte den Kopf: „Ich finde nicht, dass du öfter bei mir hättest sein müssen. Du warst sehr oft bei mir. Das eben... sagen wir einfach es liegt an der Aufregung. Aber ich bin froh, dass du einsiehst, dass du heute etwas komisch bist.", ich lächelte. Er grinste zurück. Dann blickte er auf sein Magazin und schlug es zu. Erstaunt sah ich ihn an. Offenbar dachte er angestrengt nach, denn seine Unterlippe kräuselte sich etwas und seine Augen verengten sich zu schlitzen. Erwartungsvoll sah ich ihn an.
Plötzlich vibrierte mein Handy. Ich hob es hoch und schaltete den Display an.
>Sie haben eine Nachricht.<
Wurde mir angezeigt.
Hm... wer das wohl sein kann? Vielleicht Kim? Oder... nein! Eher nicht., dachte ich und entsperrte das Handy. Es war eine Nachricht von Rea.

Dear Laila,
ich hoffe es geht dir und deinem Dad gut. Aber ich mache mir ein bisschen Sorgen. Dein Dad geht nicht an sein Handy! Seid ihr noch im Flugzeug?
Yours, Rea

Ich grinste.
Dann zeigte ich Papa die Nachricht.
Der lachte und sagte: „Ich habe nur Flugmodus an. Was du übrigens auch tun solltest."
Er versuchte streng drein zu blicken, doch ich sah, wie lustig er die Situation fand. Mit einem frechen Grinsen antwortete ich Rea:

Hallo Rea,
Ja wir sind noch im Flugzeug. Aber keine Sorge, Papa geht es gut. Er hat auf seinem Handy nur den Flugmodus an gestellt. Alles gut. Wenn es etwas Dringendes ist, sage ich ihm, er soll sein Handy an machen. Bis später. (Ich glaube wir landen bald.)
Laila.

Ich schaltete mein Handy wieder aus und packte es ein.
Das Flugzeug setzte zur Landung an, und ich schaute wie gebannt aus dem Fenster. Die Freunde von mir und meinem Vater, und die meisten seiner Kollegen wussten, dass ich seine Tochter war. Daher hatte ich viele Nummern von vielen bekannten Leuten. Doch auf die Nummer von Rea war ich besonders stolz. Denn er war die zweite Nummer, die ich bekommen hatte. Und die erste war die meines Vaters. Und ich war stolz, weil ich Rea selber nach der Nummer gefragt hatte.
Als wir auf der Landebahn aufsetzten, ruckelte es ein wenig und mir wurde etwas schlecht. Das war immer so. Beim Fliegen wurde mir nur bei der Landung schlecht. Aber das auch immer!
Als das Flugzeug stehen blieb, applaudierte ich und stand auf. Der Flug hatte ca. 1 Stunde und 15 Minuten gedauert und ich hatte mächtigen Hunger. Das merkte ich, als mein Magen brummte. Papa lachte, wurde dann aber unterbrochen, weil sein Magen auch knurrte. Einen kurzen Moment herrschte Stille zwischen uns, dann aber mussten wir beide lachen.
Wir drängten uns zwischen die anderen Fluggäste und folgten dem Strom nach draußen. An der Tür bekamen wir jeder noch ein Mini-Schoko-Herz in die Hand gedrückt dann verließen wir das Flugzeug.
„Entschuldigung?", sprachen uns zwei Mädchen an, die vielleicht zwei Jahre älter waren als ich.
„Sind Sie Nico Santos?", fragte das eine Mädchen.
„Ja, der bin ich!", sagte mein Papa fröhlich.
„Können wir dann ein Foto machen?", fragte das andere.
„Na klar! Hältst du das kurz, Laila?", er reichte mir seinen Rucksack und ich lächelte während er und die Mädchen ein paar Fotos machten. Danach kamen die drei zu mir zurück.
„Danke mein Schatz.", sagte er und nahm mir seinen Rucksack wieder ab.
„Kein Problem, Papa.", sagte ich. Erst dann realisierte ich, dass wir diesen Mädchen gerade unser Geheimnis verraten hatten. Die Mädchen sahen sich an und kicherten.
„Wir wollen nicht unhöflich sein, aber ist das Ihre Tochter?", fragte die eine. Ich sah zu meinem Vater hoch und er blickte zu mir nach unten. Erwartungsvoll blickte ich ihm in die Augen. Er zog die Augenbrauen hoch, wandte den Kopf zu den beiden Mädchen und sagte:
„Ja, sie ist meine Tochter." 

SEINE Tochter (Nico Santos)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt