11. Gespräch

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Sicht Florian

„Ich bin froh das du doch noch lebst."

Ich halte mir die Hände vor mein Gesicht und drücke mich so tief in mein Bett, das ich hoffe das es mich, in sich aufnimmt. Wieso sag ich so einen Scheiß. Klar ist es gut das er nicht drauf gegangen ist aber ihn gleich zu küssen ist jetzt auch nicht die beste Geste, wenn man ihn davor in den Selbstmord getrieben hat.

Doch dieser Gott verdammte sagt geht mir seit 2 verfickten Wochen einfach nicht mehr aus dem Kopf, es ist wie eine Dauer Schleife oder eine gesprungene Schallplatte, die nur diesen einen Satz von sich geben kann.

Ob er denn Kuss überhaupt mit bekommen hat, wahrscheinlich nicht der hat sicher geschlafen und ich kann weiter hin ganz normal zur Schule. Aber wieso fühlt sich dann mein Magen so komisch an. Bei dem Gedanken das er es nicht weiß, zieht sich mein Magen zusammen und bei dem Gedanken das er wach war fühl ich mich so komisch.

"Flo!" schreit meine Schwester gegen die dünne Holztür, gegen die sie sofort auch anfängt zu hämmern als würde die Welt untergehen, wenn sie kein Loch in die Mitte der Tür macht. "Ja?!" gebe ich nur genervt von mir und versuche ihre Lautstärke zu übertreffen.

Sie öffnet die Tür und hält ein Telefon in der Hand. "Musst nicht gleich Schreien ich hör dich auch so, die Türen sind nicht so dick." sagt sie in einem so Zuckersüßem Ton, das man meinen könnte ich wäre der Idiot gewesen der mit dem Schreien angefangen hat.

"Telefon für dich, irgend so ein komischer Junge der meint er wäre in deiner Klasse." sagt sie und fuchtelt mit dem Telefon in der Hand. Ich will nach dem Telefon greifen doch sie gestikuliert weiter. "Wie hieß er noch gleich..." murrt sie weiter, bis ich ihr das Telefon aus der Hand nehme und mir den Hörer ans Ohr lege.

"Ja?" frage ich während sie sich an mein Bett setzt und mich erwartungsvoll ansieht. Ich hebe die Brauen und gebe ihr mit einer schnellen Handbewegung zu erkennen, das sie verschwinden kann, doch sie lächelt nur, als würde sie diese Geste nicht kennen. War aber auch kein Wunder die ganze Familie war so, wenn sie etwas nicht wollten das nehme sie es auch gar nicht erst war, vielleicht war ihm es deshalb noch nie aufgefallen das es Manuel so schlecht ging.

"Ähm... hey, Florian?" höre ich zögernd Manuels Stimme am anderen ende der Leitung und spüre wie das flaue jedoch angenehme Gefühl in meinen Magen zurück kehrt. "Du können wir vielleicht reden?" fragt er weiter hin und achtet dabei genau darauf was er sagt, als würde er versuche auf Eierschalen zu lauen.

"Ja klar was ist?" frage ich und versuche mir nicht anmerken zulassen, das mein gesamter Körper sich anspannt und meine Hände vor Nervosität leicht zittern. "Also... als ich im Krankenhaus lag..." fängt er langsam an.

Ich muss mich unheimlich beherrschen nicht gleich das Telefon fallen zulassen, ins Freie zustürmen, mir eine Schaufel zunehmen und mir mein eigenes Grab zu schaufeln. "Du warst also wach?" frage ich und spüre wie meine Schwester aufsteht und tatsächlich raus geht, hat sie wohl doch gemerkt das es sie nichts angeht.

Er räuspert sich verlegen. "Ja... ich wollte nur wissen wieso... schließlich war das ja der Grund weshalb ihr mich gemobbt habt." sagt er und klingt nun etwas selbst sicherer.

Wieso?

Die Frage stelle ich mir seit dem Kuss. Wieso habe ich ihn geküsst? Wieso habe ich diesen Satz gesagt? Wieso fühlte es sich so gut an mit ihm alleine zu sein, ohne seine meckernde Freundin und meinen Idioten Freunden? Und das obwohl ich ihm auf der Brücke etwas so gemeines gegen den Kopf geworfen habe.

"Keine Ahnung." gestehe ich dieses mal klein Laut. "Ich weiß nur, das ich als ich dich hab springen sehen, alles in mir hinter dir her springen wollte." kurz war es still bis ich merke wie dumm dieser Satz doch klingt, noch kitschiger konnte es wohl kaum gehen. es klang fast so als wollte ich ihm meine Liebe gestehen.

"Okay." war das einzige was Manuel, noch einigen Sekunden der Stille, heraus brauchte. War das alles? Will er mich verarschen, ich sag sowas und seine Antwort ist wie als hätte ich ihn gefragt ob ich seine Hausaufgaben abschreiben könne. "Und was hast du jetzt vor?" fragt er, als hätte ich die Antworten auf all meine Fragen.

Das einzige was mir darauf ein viel war: "Nachdenken." mit dieser Antwort wurde es wieder toten Still. Ein so unangenehmes und bedrückendes Schweigen legt sich über uns, doch was soll ich sagen?

"Wenn du deine Antwort hast, weißt du ja wo ich zu finden bin." mit dieser Antwort legt er auf und lässt mich mit al meinen Fragen alleine, in einem leeren Minimalistisch eingeräumtem Raum zurück, dessen Wände sich vor mir aufrichten als wollten sie jeden Moment auf mich herab stürzen.

Death at the bridgeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt