Kapitel 9

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Harry sank kraftlos zu Boden, seine Knie prallten auf. Er merkte nicht, wie Lou an ihm vorbeistürmte, noch, wie er auf den Waldboden fiel. Das Einzige, was er merkte, war Schmerz. Es war so, als wäre es erst ein ganz normaler Mückenstich, doch jede Sekunde wuchs er weiter, immer mehr. Es fühlte sich so an, als wäre jede Sekunde eine Minute. Jede Minute eine Stunde. Jede Stunde einen Tag, jeder Tag eine Woche, jede Woche einen Monat. Ein Monat ein Jahr. Aus dem Jahr wurden Jahrzehnte. So fühlte sich Harry. Die Zeit, in der er glaubte, zu sein, wurde immer länger und der Schmerz hörte nicht auf zu brennen. Er wollte nicht weinen, wollte stark sein. Aber nach ein paar Sekunden entkam ihm der erste Schrei. Darauf folgten immer mehr und mehr. Der Schmerz war einfach zu stark. Aber am Meisten quälte ihn die Frage: Warum hat Lou das gemacht? Bin ich ihm wirklich nicht so viel wert, dass man noch ein bisschen überlegen kann? Auch bei dem rasenden Hunger? Seine Gedanken kreisten immer weiter um denselben Punkt, bis er sich auf nichts mehr außer dem Messer in seinem Inneren konzentrieren konnte. Er drehte sich schwerfällig um, sodass er auf dem Rücken lag. Er spürte, wie sich die Spitze des Messers in den Boden bohrte und stöhnte auf. Wieder entkam ihm ein Schrei, lauter als je zuvor. Er musste es rausziehen, sonst würde er sterben. Mittlerweile waren schon fünf Minuten vergangen, in weiteren Fünf wird er sterben. Vor Verzweiflung wusste er nicht, was er tun sollte. Bis er einen kleinen Hügel in seinem Bewusstsein spürte. Wie der, den er für die Schmerzübertragung brauchte. Er tauchte in ihn ein und schwamm in ihm. Eine Welle der Kraft durchströmte seine Glieder und gab ihm den Mut, weiterzumachen, weiterzukämpfen. Er dachte an Lou, wie er lachte, wie er sich durch die süßen Haare fuhr. Wie glücklich sie beide sein könnten. Er stellte sich vor, wie sie heirateten und vielleicht ein Kind adoptierten. Ihre ersten gemeinsamen Flitterwochen und ihr eigenes, wunderschönes Leben draußen im Wald. Mit dem ersten Kraftschub schickte er den Gedanken wie eine Welle aus seinem Kopf: Lou - Lou, wo bist du? Wo? Ich brauche dich! Wenn - wenn du nicht kommst ... dann sterbe ich ... und ... werde nicht mehr da sein ... bitte komm! Bitte ...

Der Gedanke war von Verzweiflung geprägt, war gezeichnet von Schmerz und Leid. Im gleichen Moment ertönte in Louis´ Kopf ein leises Rauschen, das er jedoch ignorierte. Er biss gerade in den Hals eines Mädchens, das er schnell in den Wald verschleppt hatte. Als das Blut in seinen Mund floss, stöhnte er erleichtert auf. Es schmeckte so gut, dass er nie wieder aufhören wollte. Noch ein Gefüster ertönte in seinem Kopf, diesmal lauter. Lou, bitte ... komm ... ich habe keine Kraft mehr ... ich sterbe ... komm - bitte ... Louis´ Kopf schoss nach oben. Was?! Wie?! Er hatte eindeutig Harrys Stimme gehört. Ihm war nicht klar wieso, aber irgendwas riss ihn von dem Mädchen los und brachte ihn dazu, zurückzulaufen. Den ganzen Weg über überlegte er, warum auf einmal Harrys Stimme in seinem Kopf war. Panisch riss er die Augen auf, als er Harry vor ihm liegen sah, das Messer tief in seiner Brust und aus seinem Mund kamen laute Schreie. Das Herz des neugeborenen Vampirs zerbrach langsam in tausend Stücke, als ihm wieder einfiel, dass er das getan hatte. Harrys Augen waren geschlossen und Tränen sickerten daraus. "Lou, komm ... bitte ..." Lou kniete sich verzweifelt zu Harry und strich ihm über die verschwitzte Strin. "Haz, ich bin da! Hier! Ich bin da, Hazza! Wach auf! Was soll ich machen?!" Er fuchtelte über dem Körper herum, der sich rasant hob und senkte. "Zieh - das Messer ... " Louis verstand, ohne dass Harry weiterredete. Hastig zog er das Messer aus dem Brustkorb seines Freundes und warf es angewidert weg. "Haz?" Dieser drehte erleichtert den Kopf zu ihm, seine wunderschönen Augen geschlossen. "Hmm?" Harry war so müde, er wollte einfach nur schlafen. "Es tut mir leid!" Harry lächelte und schüttelte den Kopf. "Es ist okay, Lou. Es ist okay ..." Das war das Letzte, was Harry mitbekam, bevor er in einen ruhigen Schlaf glitt.

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Hehe, hab ich euch einen Schock eingejagt? :) Tja, aber ich kann doch nicht einfach Hazza sterben lassen! Neeein, es kommt schon noch viel! Auch Drama, aber für alle Lovesuchtis: viel Liebe wartet! Also zieht euch warm an :D

LarryAndOneDirection

Flying high to vampire LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt