Das nervige Piepen wurde immer lauter, während das helle Licht durch die Vorhänge brach und es mir unmöglich machte, die Augen offen zu halten. Mit geschlossenen Augen tastete ich nach dem Alarm und stellte ihn aus. Das angenehm kühle Kissen fand seinen Platz auf meinem Gesicht und schickte mich sanft wieder an den Ort vor meinem Erwachen zurück. Meine Haut prickelte an den Stellen, an dem die Strahlen meinen Arm liebkosten und wärmten. Ich könnte Stunden lang so liegen bleiben. Und das tat ich auch. Ob es Minuten oder Stunden waren, konnte ich nicht sagen. Allerdings war mein wacher Geist kein so gutes Zeichen. Ich riss das Kissen von meinem Kopf und starrte auf die Uhr.
„Scheiße!" Fluchend stieß ich die Bettdecke weg und sprang auf. Meine Gedanken die ausschließlich um David kreisten wurden gepackt und aus meinem Kopf vertrieben. Genauso sollte auch das Lächeln auf meinen Lippen nicht existieren. Die wirren Gefühle und Gedanken steuerten zu den ansteigenden Kopfschmerzen bei. Langsamer als es mir lieb war, entledigte ich mich meiner Kleidung. Ich konnte mir nicht erlauben zu spät zu kommen. Rasch schlüpfte ich in die enge Jeans, die über meinem Stuhl hing und zog ein Oberteil aus dem zuvor ordentlichen Kleiderstapel. Mit einem Knall schlug ich die Schranktüre zu, als mir der Stapel schwankend entgegenkam und verhinderte nur gerade so ein Caos auf meinem Fußboden. Mit zügigen Schritten verließ ich mein Zimmer. Lilly war schon längst auf den Beinen. Sie hustete, doch sie sah und verhielt sich deutlich fitter als noch vor wenigen Tagen. Sie huschte an mir vorbei und lief wild von einem Raum in den anderen. Es gehörte schon viel dazu, dass ich ihr so früh am Morgen kaum Aufmerksamkeit schenkte. Lilly, die meinen Namen rief, blieb hinter mir im Flur stehen. Statt dass ich mich ihr zu wandte, glitt ich ins Badezimmer und schloss die Türe hinter mir. Ich hoffte sie konnte mir es nur dieses eine Mal verzeihen. Ich konnte mich jetzt nicht um sie kümmern. Leise verfluchte ich meinen Nichtsnutz von Vater, der sich seit ihrer Geburt kaum um sie gekümmert hatte. Ich lehnte meine Stirn an die kalte Türe und seufzte kaum merklich. Für einen Augenblick schloss ich die Augen. Ob ich diesem Leben jemals entfliehen könnte?
Ich stieß mich ab und begann meine tägliche Routine. Da mir keine Zeit mehr blieb unter die Dusche zu springen, band ich mir mit einer raschen Bewegung meine langen schwarzen Haare zu einem hohen Zopf zusammen. Einzelne Strähnen fielen heraus und umrahmten mein zartes Gesicht. Es kam nur selten vor, dass ich im Badezimmer allein war und so nutzte ich den ruhigen Moment, um mich im Spiegel zu betrachten.
Von meinen schwarzen Haaren, hin zu den dichten genauso dunkeln Brauen, über meine runden grünblauen Augen, die mit einem Kranz aus langen Wimpern verziert wurden, an den blassen Sommersprossen entlang, zu meinen vollen Lippen. Mein Blick ging tiefer, zu der silbernen Kette, welche über meiner Brust lag. Sanft berührte ich den Anhänger und drehte ihn in meinen Fingern. Paul hatte sie mir zu meinem 18ten Geburtstag geschenkt, sie hatte meiner Mutter gehört und seitdem hatte ich ihn nie abgelegt. Ich schloss die Türe auf und keine Sekunde später trottete meine kleine Schwester ins Bad. Beim Vorbeigehen strich ich kurz über ihre lockigen Haare, griff nach der Bürste und begann sie zu kämmen. Mittlerweile hatte sich auch Paul aus dem Schlafzimmer bewegt. Er trug einen blauen Anzug, der zu seinen dunklen Augenringen passte. Das kalte Wasser, mit dem er sich das Gesicht wusch, konnte dagegen auch nichts machen.
„Du bist spät dran.", bemerkte er und strich sich mit dem Handtuch die Wassertropfen aus seinem Gesicht.
„Ich weiß.", gab ich knapp zurück.
Einen kurzen Moment schwieg er, aber ich konnte spüren, dass er noch etwas zu sagen hatte.
„Aber du machst noch etwas zu essen?"
Aus seinem Mund klang es mehr nach einem Befehl, statt einer Frage. Ehe ich antworten konnte, begann sein Telefon zu klingeln. Er schaute auf das Display, nahm jedoch nicht ab, sondern schaute mich weiterhin erwartungsvoll an.
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Charlotte - tödliches Verlangen
VampireSeit dem Tod von Charlottes Mutter, ist ihr Leben auf den Kopf gestellt. Neben der Schule und dem Haushalt, kümmert sie sich noch um ihre kleine Schwester. Trotz der Verzweiflung, die sie manchmal überfällt, behält sie eine klare Fassade: so wenig G...