Kapitel 14 - blutige Nase

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Das zweite Mal, als es an diesem Abend klingelte, war es bereits nach Acht. Ich öffnete die Türe und blickte in das Gesicht des einzigen Pizza-Lieferanten in ganz Hillcord. Es war schon komisch wie oft Finlay am Tag seine Uniform wechselte. Statt der Arbeitskleidung der Videothek trug er jetzt eine fransige Cap und unter seiner offenen Jacke trat das Logo von Jacks hervor, welches extra für Finlay auf ein Shirt gedruckt wurde.

„Vielleicht solltet ihr mal überlegen, was anderes zu bestellen.", begann er, sobald ich die Tür geöffnet hatte. „Jedes einzelne mal sind es dieselben drei Pizzen."

Du musst sie ja nicht essen.", erwiderte ich und tastete meine Hosentasche nach Geld ab. Die 10dM, die ich hervorzog, reichten jedoch nicht aus.

„Warte kurz.", deutete ich ihm an und ging schnell in mein Zimmer, um das restliche Geld zu holen.

„Nicht meine Pizzen die kalt werden.", rief er mir hinterher.

Nachdem ich mein Portemonnaie gefunden hatte, zog ich noch im Gehen, das letzte Geld heraus und drückte ihm zwei weitere Fünfer in die Hand. Es war mehr als das Essen kostete, doch ich fand es nur gerecht ihm ein wenig extra zu geben. Und das tat ich jedes Mal. Selbe Pizzen, selbe Sitten. Ich nahm ihm die Kartons ab, als er an mir vorbeischaute und sich sein Ausdruck in den eines geilen Hundes verwandelte. Er grinste selbstbewusst und nickte Nora entgegen, die im Flur aufgetaucht war.

„Hey Nora."

Kotz. Meine Augen rollten so stark, dass es weh tat und doch musste ich mir das spottende Lachen verkneifen.

Nora lächelte kurz zurück, sagte jedoch nichts. Ihn schien es nicht zu wundern, dass sie ihm nicht antwortete. Dass sie ihn bereits abserviert hatte, schien ihn genauso wenig zu stören. Er war halt einfach Finlay. Der nerdige, nervige Finlay, der mehr über Filme wusste als über das Flirten mit Mädchen. Doch er ließ sich trotzdem nicht stoppen seine Flirtversuche bei Nora anzuwenden. Wenn man ihn erst einmal richtig kannte, war er sogar ganz nett. Die kleine Rivalität zwischen uns war ein Bonus, den uns keiner nehmen konnte. Doch Freunde würde ich uns dennoch nicht nennen.

„Musst du nicht noch weiter Pizzen ausliefern?", neckte ich und versuchte ihn von unserer Treppe zu vertreiben. Er verzog das Gesicht zu einem schmierigen, falschen Lächeln und ging rückwärts zurück zu seinem klapprigen Auto.

„Warte es nur ab Jones. Die Mädels fliegen auf mich und mein Auto."

„Die Mädels fliegen nur auf dein Marihuana und die kostenlose Pizza!", brüllte ich ihm hinterher, woraufhin Finlay nur laut zischte und seinen Finger auf die Lippen legte, um mir zu deuten, still zu sein.

„Alles nur medizinisch klar!", rief er in einem Flüsterton und hob verteidigend die Arme, bevor er in sein Auto sprang.

„Wer es glaubt!", lachte ich spottend.

„Verschluck dich nicht an der Peperoni, Jones!", rief Finlay, als er den rostigen Motor aufheulen ließ, mir den Stinkefinger aus seinem offenen Fenster herausstreckte und mit quietschenden Reifen davonfuhr.

Kopf schüttelnd schloss ich die Haustüre hinter mir und blickte Nora schweigend an. Es dauerte nicht lange bis wir in Lachen ausbrachen.

„Die Mädels stehen auf mich und mein Auto!", äffte ich ihn nach.

„Es ist medizinisch!", haute Nora hinterher, weshalb ich mich vor Lachen nicht mehr ein bekam. Medizinisch war der Stoff sicher nicht. Es würde mich auch nicht wundern, wenn er das Zeug selbst anbaute. Verkaufen tat er es bereits und ich würde lügen, wenn ich behaupte, dass ich ihm nicht auch schon mal etwas abgekauft hätte. Bei dem einen Mal ist es jedoch geblieben. Nachdem wir die Pizzen auf dem Couchtisch abgestellt und uns endlich beruhigt hatten, ließ ich mich vor dem Tisch auf den Boden sinken.

Charlotte - tödliches VerlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt