Schneebälle und Hauselfen

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Die Weihnachtsferien neigten sich ihrem Ende zu und alle Schüler, die bei ihren Eltern gefeiert hatten, fuhren wieder zurück nach Hogwarts. James war hin und hergerissen zwischen Vorfreude und Enttäuschung. Es waren angenehme Tage bei seinen Eltern gewesen. Das Essen seiner Mutter stand dem in Hogwarts wirklich um nichts nach und sein Vater hatte für ihn Schneebälle geworfen, die er auf seinem Besen gefangen hatte. Aber er sehnte sich auch nach seinen Freunden, vor allem nach Sirius.

Er hatte Sirius gleich zu Beginn der Ferien Hannibal geschickt mit einer offiziellen Einladung seiner Eltern, die Ferien bei ihnen zu verbringen. Hannibal war erst einige Tage später wieder zurückgekommen, noch griesgrämiger als sonst und mit einer hastig hingekritzelten Notiz von Sirius in der Klaue. Seine Mutter hatte ihm offenbar Hausarrest erteilt und sogar verboten, Briefe an seine, wie sie es nannte, Mitverschwörer zu schicken. Als ob es meine Schuld wäre, dass ich nach Gryffindor gekommen bin! war in Sirius' Antwort zu lesen gewesen, zusammen mit dem Nachsatz: Nicht, dass ich was dagegen hätte.

Ein Besuch kam jedenfalls nicht in Frage. Sirius konnte sich nicht aus dem Haus stehlen, und selbst wenn, wusste keiner von den beiden, wie er dann zu James kommen sollte. Aber Sirius hatte in seinem P.S. noch eine schlampig hingeschmierte Andeutung gemacht, er habe etwas für James, wenn sie sich wieder treffen würden.

Jetzt waren die Ferien aber schon fast zu Ende. Am sechsten Januar würde der Hogwarts-Express ihn und etliche andere Schüler wieder zurück nach Hogwarts bringen, wobei dieses Jahr mit der Rückkehr eigentlich keine Eile herrschte. Normalerweise begann die Schule – zumindest hatten ihm das seine Eltern erklärt – am siebten oder achten Januar wieder, aber dieses Jahr fielen diese Tage auf ein Wochenende, sodass erst am zehnten wieder unterrichtet wurde. Ein paar freie Tage mehr, die er auch zu nutzen gedachte – und zwar mit so viel Unfug und Erkundungstouren, wie er in diesen wenigen Tagen nur unterbringen konnte. Das Lernen konnte warten, den meisten Stoff beherrschte er sowieso schon.

„James, hast du alles eingepackt? Sieh doch bitte noch mal in deinem Zimmer nach, ob du nicht noch etwas vergessen hast", riss ihn seine Mutter aus seinen Gedanken.

James nickte und ging in sein Zimmer. Er hatte eigentlich schon mindestens drei Mal nachgesehen, aber wenn sie meinte...

Das Haus von James' Eltern war ziemlich groß. Es hatte zwei Stockwerke und ganze vier Schlafzimmer (wofür, wusste er selbst nicht so genau), ein richtig großes, gemütliches Wohnzimmer, eine Küche und zwei Bäder. Nicht zu vergessen den enormen Garten auf der Rückseite, das freie Feld auf der Vorderseite und den Keller. Das Haus stand ganz bewusst ein wenig abseits des Muggeldorfes und James war eigentlich ganz froh darüber. So konnte er hinterm Haus nach Lust und Laune herumfliegen, ohne Angst haben zu müssen, ein Muggel könnte ihn entdecken. Außerdem wäre der bunte Rauch, der hin und wieder aus dem Kamin strömte, den Muggeln sicher aufgefallen.

Euphemia hatte James' Zimmer am Vorabend bereits aufzuräumen versucht, allerdings mit wenig Erfolg. Nur Minuten später lagen schon wieder Kleidungsstücke und Schulbücher am Boden herum.

Inzwischen waren allerdings alle streunenden Socken und Pergamentrollen in dem großen Schrankkoffer verschwunden, der vor der Eingangstür auf ihn wartete. James sah sich um und überprüfte der Reihe nach alle freien Flächen nach Dingen, die er vergessen haben könnte. Schreibtisch? Check. Bett? Auch nichts. Er wollte sich gerade umdrehen und wieder hinaus gehen, als er seine Mutter von draußen rufen hörte. „Wo ist denn Hannibal?"

Mit roten Wangen machte James einen schnellen Schritt zum Fensterbrett und griff sich den Käfig, der dort stand und aus dem ihn sein Uhu empört anblickte. „Sorry", murmelte James ihm zu, erntete aber nur unbarmherziges Schweigen.

The Marauders' Book - Jahr 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt