Freiheit

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Draußen wurde es langsam Abend, und noch immer fand die Diskussion am Grimmauldplatz Nummer 12 kein Ende.

„Du weißt, was ich meine", sagte der jüngere Bruder zum älteren. „Es ist unsere Pflicht, nach Slytherin zu gehen."

Deine Pflicht, meinst du wohl", schnaubte Sirius. „Ich darf ja wohl noch selbst entscheiden, wohin ich gehen möchte."

„Ich glaub nicht, dass das so funktioniert." Regulus beäugte seinen Bruder fast schon mitleidig. „Sieh mal, unsere gesamte Familie war da, schon seit einer Ewigkeit. Denkst du wirklich, dass du eine Ausnahme bist?"

„Vielleicht bin ich das ja. Wer weiß." Sirius verschränkte die Arme vor der Brust. Sein schwarzes, lockiges Haar hing ihm ins Gesicht.

Der Jüngere beugte sich über den Tisch zu ihm hinüber. „Lass das bloß nicht Mutter hören", flüsterte er. „Du weißt, dass sie das sauer machen wird."

„Dann soll sie doch wütend sein, sie kann mich eh nicht leiden."

„Sie kann niemanden leiden." Regulus grinste, und auch Sirius musste schmunzeln.

„Jaah, sie ist die Liebenswürdigkeit in Person."

„Bin ich das, ja?"

Den beiden Brüdern stockte augenblicklich der Atem, als sie ihre Mutter im Türrahmen stehen sahen. Regulus senkte den Blick auf die Tischplatte vor ihm, doch Sirius sah sie unentwegt an.

„Worüber diskutiert ihr?", wollte Walburga Black wissen. Sie war eine groß gewachsene Frau mit langen, dunklen Haaren und einer eleganten Erscheinung. Ihre Augen jedoch strahlten selten etwas anderes als Abscheu aus – zumindest Sirius gegenüber. Auch jetzt blickte sie ihn fast schon hasserfüllt an, so, als wäre er nicht ihr leiblicher Sohn, sondern vielmehr eine Plage, mit der sie sich herumschlagen musste.

„Über gar nichts", gab Sirius knapp zurück. Er wollte nicht, dass das Ganze in Streit ausartete. Schon vor einigen Wochen hatten er und seine Mutter eine Auseinandersetzung wegen genau demselben Thema gehabt.

Walburga trat neben ihren ältesten Sohn an den Tisch, stützte die Arme darauf ab und beugte sich zu ihm hinunter. „Du findest, dass das witzig ist", sagte sie drohend. „Glaub ja nicht, dass du nach Hogwarts gehst und den altehrwürdigen Namen Black besudelst. Du wirst, wie sämtliche Generationen vor dir, der Tradition Folge leisten und nach Slytherin gehen. Es ist eine große Ehre, dort hinzukommen."

„Was aber nicht heißt, dass auch alle nach Slytherin passen. Was ist mit Andromeda?", warf Sirius ein. Seine Cousine war wohl die liebste Person, die er bislang getroffen hatte. „Andromeda ist-"

„Was diese Person angeht, so will ich ihren Namen in diesem Haus nicht mehr hören." Walburga nahm eines der Gläser, die in der Mitte des Tisches standen, in die Hand und begutachtete das darin eingelassene Familienwappen, über welchem der Schriftzug Toujours pur angebracht war. „Sie ist es nicht würdig, eine Black genannt zu werden. Einen Muggelstämmigen als Freund zu haben, ist eine Beleidigung für uns! Sie entehrt unsere Familie!" Sie schüttelte angewidert den Kopf und stellte das Glas etwas heftiger als nötig auf den Tisch zurück.

Sirius fuhr sich mit der Hand durch seine wilde Zottelmähne. „Wenn es sie glücklich macht, lass sie doch. Ich persönlich freue mich schon, sie in Hogwarts zu treffen."

„Wag es ja nicht, dich mit ihr abzugeben, Sirius! Außerdem hatte ich dir doch verboten, ihren Namen zu erwähnen. Wenigstens sind Narzissa und Bellatrix von Cygnus gut erzogen worden. Und Regulus kommt auch ganz nach Orion. Aber bei dir, Sirius, bin ich mir da nicht so sicher." Sie fixierte ihren ältesten Sohn mit scharfem Blick. „Ich hoffe doch, du wirst dich in Hogwarts nicht mit irgendwelchem Abschaum abgeben."

The Marauders' Book - Jahr 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt