Abgängig

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Auch wenn sich James offenbar mit der Antwort „Meine Mutter war krank" zufriedengab, so glaubte Sirius Remus nicht ganz. Er konnte es sich selbst nicht erklären, aber irgendetwas stimmte da nicht, weshalb er seinen Freund im Auge behielt. Doch er war ganz der Alte und nach ein paar Tagen hatte auch sein Gesicht wieder eine halbwegs gesunde Farbe angenommen.

Als sie eines Morgens zum Frühstück in die Große Halle gingen, wurden sie von Professor McGonagall empfangen, die sie mit strenger Miene musterte und kurz angebunden sagte: „Ihre Strafarbeiten finden heute Abend um sieben Uhr statt. Finden Sie sich dazu am Eingangsportal ein, dort wird Ihnen alles Weitere erklärt." Sie drehte sich am Absatz um und marschierte zum Lehrertisch, weshalb sie auch nicht mitbekam, wie James Sirius einen verwirrten Blick zu warf.

„Strafarbeit? Warum das denn? Hat Filch uns etwa angeschwärzt?"

„Ich wette, das ist wegen der Schneeballschlacht." Sirius konnte sich ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen. „Egal was diese Strafarbeit auch sein mag – das war es auf jeden Fall wert."

Nach dem Frühstück hatten sie eine Doppelstunde Zaubertränke, in denen Professor Slughorn ihnen erzählte, was ein Bezoar war (ein Stein aus dem Magen einer Ziege, der einen vor den meisten Giften rettete). Anschließend lernten sie in Kräuterkunde, wie man eine Fangzähnige Geranie pflegte, die bei jeder Gelegenheit nach den Fingern der Schüler schnappte.

„Ich mag diese Dinger nicht", murrte Peter, als er seinen Zeigefinger, welcher der Pflanze inzwischen zum fünften Mal zum Opfer gefallen war, in ein Taschentuch wickelte.

„Tja, anders als Sirius wirst du wohl kein großer Gärtner mehr", lachte James. Sirius wünschte sich, dass er seinen besten Freund nicht zum ersten Mal getroffen hätte, als er sich in Flourish & Blotts nach einem Buch für sein Motorrad umgesehen hatte. Das würde ihm noch ewig nachhängen.

Nachdem sie nach dem Mittagessen viel zu viel über die Koboldaufstände des 17. Jahrhunderts gehört hatten (die Stunden kamen ihnen wie eine Ewigkeit vor), war es langsam an der Zeit, ihre Strafen entgegenzunehmen. Sie legten ihre Taschen im Schlafsaal ab und machten sich auf den Weg zum Eingangsportal.

„Es ist schon mal ein gutes Zeichen, dass wir das gemeinsam durchziehen", meinte Sirius aufmunternd. James lächelte und Peter nickte in sich hinein, während Remus nur auf den Boden vor sich starrte, offenbar enttäuscht von sich selbst.

Sirius hatte erwartet, Professor McGonagall würde sie in ihre Strafarbeiten einweisen, doch das war ein Irrtum. Filch stand breit grinsend da, in den Händen vier Wischmopps. „Jeder bekommt, was er verdient", sagte er und bleckte die Zähne. Peter machte ein ersticktes Geräusch. „Ihr werdet nun den ganzen Dreck hier wegwischen – ohne Zauberei", fügte er hinzu, als Sirius hoffnungsvoll nach seinem Zauberstab griff.

Selbst James wirkte enttäuscht und verzog das Gesicht, als er den Boden begutachtete. Sirius konnte es ihm nicht verdenken. Überall war Schlamm zu sehen. Er schluckte. Das würde lange dauern.

„Dann fangt besser an", sagte Filch mit einem bösen Lächeln. „Sonst werdet ihr die ganze Nacht hier verbringen müssen." Er drückte ihnen die Wischmopps in die Hände und verschwand mit triumphierendem Gesichtsausdruck.

„Das soll wohl ein Witz sein", ächzte Sirius entgeistert, als er den Wischmopp beäugte. „Ohne Zauberei? Das dauert eine Ewigkeit!"

„Ist wahrscheinlich der Sinn der Sache", meinte James, nicht minder wütend darüber.

„Ich schwöre, ich werde mich nie wieder in eine Schneeballschlacht einmischen", sagte Sirius und begann zu wischen.

„Komisch, vorhin klang das noch anders." James verkniff sich das Lachen, als er ins Gesicht seines Freundes blickte.

The Marauders' Book - Jahr 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt