Rubeus Hagrid

184 8 0
                                    

In den folgenden Tagen legte sich James' Wut bezüglich der Quidditch-Auswahl nach und nach. Zwar warf er Filemina, der Quidditch-Kapitänin, noch immer zornige Blicke zu, doch er hatte aufgehört, ständig von einem inkompetenten Team, das niemals den Quidditch-Pokal für Gryffindor holen würde, zu reden, was Sirius als ungemeine Erleichterung empfand. Er hatte es gerade noch geschafft, dem Unterricht zu folgen, aber seine Hausübungen hatte er für James' Beschwerden ignorieren müssen.

Er hatte nicht einmal richtig Zeit dafür gehabt, Lily auf ihre Frage, wo Remus denn steckte, zu antworten, und einfach „Was weiß ich, wo er sich rumtreibt" geantwortet. Doch da James gleich darauf wieder damit angefangen hatte, ob er denn Sirius' Meinung nach nicht gut genug geflogen sei, hatte Sirius schon einen Moment danach völlig vergessen, wonach Lily ihn überhaupt gefragt hatte.

Peter jedoch schien das Ganze nichts auszumachen. Manchmal hatte Sirius das Gefühl, er könne ewig nur dasitzen und James beim Reden zuhören, so aufmerksam und gebannt, wie er jedes Mal wirkte. Ihn faszinierte es immer wieder aufs Neue, wenn James davon erzählte, wie er mit dem Besen durch die Luft geflogen und sich schon beinahe sicher gewesen war, dem Team anzugehören.

Es schien alles komplett zu sein, so wie sie gemeinsam dasaßen und diskutierten, doch Sirius kam es trotzdem so vor, als fehlte etwas.

Eines Tages, als sie am Gryffindor-Tisch saßen und frühstückten, fiel es ihm auf.

„Kannst du mir mal die Marmelade geben?"

Er hatte nicht bemerkt, dass sich Remus neben ihn gesetzt hatte. Er hatte allgemein nicht darauf geachtet, wo er die letzten beiden Tage gewesen war. Es war gut möglich, dass Sirius' Kopf so vollgestellt war mit all den Verwünschungen, die James ausgesprochen hatte, dass er Remus einfach ausgeblendet hatte.

„Klar", sagte Sirius und reichte ihm das Glas. Remus kam ihm ein wenig verändert vor, doch er konnte nicht sagen, inwiefern. Lag es an den dunklen Schatten unter seinen Augen oder daran, dass er allgemein sehr mitgenommen aussah? Vermutlich bildete Sirius es sich bloß ein, immerhin hatte er die vergangenen Tage ausschließlich damit verbracht, James zu trösten und zum Unterricht zu gehen. Er konnte sich jetzt, da er darüber nachdachte, nicht einmal mehr erinnern, was sie in den einzelnen Stunden überhaupt durchgenommen hatten. Er wusste nur noch, dass sie irgendwann gelernt hatten, wie man Schlösser mit einem Zauberspruch aufsperren konnte, aber wie das ging, hätte er im Moment nicht mehr sagen können.

Nun, da sich James von seiner Niederlage einigermaßen erholt hatte (zumindest solange ihn niemand daran erinnerte), konzentrierte er sich wieder auf andere Dinge, die nichts mit Quidditch zu tun hatten. Im Unterricht blühte er so richtig auf – abgesehen von Zaubertränke, worin Snape ihn immer noch regelmäßig übertrumpfte.

„Am liebsten würde ich ihm seinen brodelnden Kessel über den Kopf ziehen", murmelte er Sirius zu, der gerade dabei war, ein wenig Belladonnaessenz in ihren Trank zu geben. Sirius konnte nicht anders als zu grinsen – James war wieder vollkommen der Alte.

An diesem Morgen hatten sie außer Zaubertränke noch Geschichte der Zauberei. Ihr Lehrer war Professor Binns, der, obwohl er ein Geist war, so langweilig war, dass man ihm kaum zuhören konnte, ohne einzuschlafen. Danach folgten je eine Stunde Zauberkunst (Professor Flitwick, ein ziemlich kleiner Lehrer, zeigte ihnen erneut, wie man Dinge aufsperrte, wofür Sirius ihm wirklich dankbar war) und Verwandlung. Anschließend machten sie sich auf den Weg zurück in die Große Halle.

„Wir haben heute Nachmittag frei", sagte James, doch sein Lächeln erlosch jäh, als er erkannte, dass seine Worte nicht die gewünschte Wirkung hatten. Sirius murmelte etwas von wegen „Berge von Hausaufgaben" und „den ganzen Nachmittag in der Bibliothek verbringen", während Remus erschöpft den Kopf auf die Hand legte und aussah, als würde er gleich einschlafen.

The Marauders' Book - Jahr 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt