Kapitel 124

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So, jetzt musste ich nur noch ein Geschenk für meinen Erpel besorgen. Das würde ja hoffentlich schnell gehen, denn Shopping war ja so gar nicht meins. Ich dachte an die geschmückte Trampolinhalle, die ich erst vor kurzem verlassen hatte. Die schwarz gelben Luftballons schwebten überall in der Halle und über dem Geburtstagstisch hing eine LED Lichterkette mit Leonards Namen, genauso wie sie in den letzten zwei Jahren bei uns hingen. Ich fragte mich, wie Paps das so schnell hinbekommen hatte. Bestimmt freute sich mein Erpel darüber. Genauso wie über die geile BVB Torte, die ich gestern fabriziert hatte und die dort schon in der Kühlung lauerte. Zur Deko hatte ich aus diesem schwarzen und gelben Zuckerklebezeug, das Jasi mitgebracht hatte, sogar einen Fußball geformt und ihn auf dem schwarz gelben Überzug deponiert. Dieses Fon-irgendwas-Zeug ließ sich einfach wie Knete verarbeiten. Das hatte richtig Spaß gemacht. Ich schaute auf die Uhr. Ich hatte noch vier Stunden, bis ich zu Hause weg musste. Paps und Mama würden schon vorher mit den Drillingen abhauen und noch das Buffet aufbauen.  Das war ziemlich wenig Zeit, wenn man noch nicht einmal wusste, was man kaufen wollte. Ich hatte schon den halben Tag darüber nachgegrübelt, war aber noch zu keinem Entschluss gekommen. Also Gutschein für den Fanshop fiel weg, denn der Erpel bekam da sowieso schon Rabatt. Obwohl, er hatte ja nur Torwarttrikots. Und wenn er bei meinen Spielen zuschaute, brauchte er dringendst ein BVB-Trikot mit meinem Namen und meiner Rückennummer. Von mir konnte ich ihm ja schlecht eines geben, da würde ja nur sein Arm reinpassen und der Bauchnabel vorgucken. Umgekehrt konnte ich ja ordentlich krempeln, damit ich in seinem Trikot nicht versank. Zufrieden grinsend schlug ich den Weg zum BVB Shop ein....... eine halbe Stunde später verließ ich den Laden bepackt mit einigen Tüten. Ja okay, vielleicht war noch das ein oder andere Shirt dazugekommen, während ich auf das Beflocken gewartet hatte.  Aber ich hatte ja auch ordentlich gespart durch meinen Rabatt. Ich schob mich weiter durch die Shopping Mall. Eigentlich hatte ich ja jetzt ein Geschenk, aber irgendwie........irgendwie fehlte noch etwas. Aber was? Ich schlug mir mit meiner freien Hand vor die Stirn. Ja klar, Grünzeug. Schnurstracks marschierte ich raus in die Fussgängerzone und zu dem Blumenladen, der dort schon ewig war. Ich inspizierte die Stengel, die da rumstanden. Da waren gelbe Rosen. Das war schon einmal perfekt. Also halb perfekt. "Haben sie auch schwarze Rosen?", wandte ich mich an den Verkäufer. "Sind wir hier in Gelsenkirchen oder in Dortmund?" Was war das denn für eine blöde Frage? Hatte der in Erdkunde nicht aufgepasst? Oder wusste der nicht einmal, wo er arbeitete? "Ich fahre doch nicht in die verbotene Stadt", schüttelte ich mich angewidert. "Richtige Antwort. Also, du willst einen ordentlichen Borussen Strauß für deinen Schatz. Sollst du haben. Komm mal mit rein. Die schwarzen habe ich immer nur hinter der Ladentheke." Das war ja.......das war ja, als kaufte man etwas Illegales. Ob der auch Zeki hieß? Egal. Hauptsache ich bekam meine gelben und schwarzen Rosen. Wie alt wurde der Erpel heute überhaupt? "Ich brauche 21 Rosen.", quakte ich diesem Blumen-Zeki schnell zu, der nur nickte und das Grün-.....Schwarz-Gelbzeug zusammenfischte. Fünf Minuten später marschierte ich mit einem riesigen in Folie gewickelten Blumenstrauß zufrieden weiter. Obwohl ganz zufrieden traf es nicht, denn irgendwie fehlte immer noch etwas......ja, außer dieses ständige Vibrieren in meiner Hosentasche. Das machte mich bald irre. Hatte denn Dogan nicht genug, womit er den Erpel beschäftigen konnte? Scheinbar nicht, denn mittlerweile rief er ja fast im Viertelstunden-Takt an. Das nervte echt. Wie sollte ich mich denn da konzentrieren und wissen, was noch fehlte? Ich lief zu einer Bank und stellte kurz meine Beute ab, ehe ich das Handy aus meiner Tasche zog. Achtzehn entgangene Anrufe. Nee, jetzt reichte es wirklich.  Schon wieder vibrierte das Handy in meiner Pfote. Genervt drückte ich den Anruf weg und schaltete das Ding aus. Ich brauchte jetzt keine Ablenkung. Erleichtert ließ ich das Telefon wieder in meine Hosentasche gleiten. So, was fehlte jetzt noch? Ich drehte mich einmal im Kreis und scannte die umliegenden Geschäfte. Juwelier? Sollte ich auch noch eine Kette kaufen? Nö, das war doch blöd. Ich stiefelte erst einmal weiter. Klamotten waren auch blöd. Obwohl, was sollte ich heute eigentlich anziehen? Was gab es denn da zu überlegen?  Hihi, die Wahl der Location war ja mal genial. Da gab es doch nur eine perfekte Klamotte, nämlich Trainingshosen und T-Shirt.  Das konnte ich also auch gechillt abhaken. Wie gut, dass ich vorhin so weitsichtig im BVB-Shop war und mich für heute perfekt eingekleidet hatte. Man, da war ja schon der Ostermarkt aufgebaut. Neugierig marschierte ich weiter zu den Ständen. Bestimmt gab es da auch kandierte Weintrauben.  Die musste ich unbedingt haben. Ich hielt nach einem Süßwarenstand Ausschau. Mmm, duftete das hier gut. Schnell hatte ich ihn erschnuppert. Da gab es ja sogar schwarzgelbe Lebkuchenherzen. "Kann man die auch beschriften?", fragte ich den Verkäufer und deutete auf ein riesiges Herz. "Ist der BVB besser als Schlacke 04?" Waren wir hier bei einem Quiz? "Joa, klar, aber sowas von", schoss mir die Antwort aus dem Mund. "Siehste, da hast du deine Antwort. Was soll denn draufstehen?" Ich überlegte kurz "Rosen sind schwarz und du bekommst mein Herz. Deine Zuckerschnecke" Der Verkäufer krauste seine Stirn. "Das reimt sich aber nicht." "Egal.", grinste ich. Wenig überzeugt machte er sich an die Arbeit und ich hatte fünf Minuten später ein großes Lebkuchen Herz um den Hals baumeln. Ja, jetzt war alles perfekt. Zufrieden trabte ich Richtung Parkhaus "Hallo, hübsche Frau. Wollen Sie nicht Ihren Namen auf einem Reiskorn verewigen und Ihrem Schatz schenken. Der hat doch Geburtstag." Ich schaute verwirrt zu der alten hutzeligen Frau, die mich von der Seite aus ihrem klitzekleinen Stand angesprochen hatte. Woher wusste die, dass der Erpel Geburtstag hatte? Ich schaute an mir herunter. Ja, okay. Der Klüngel, den ich mit mir herumschleppte, verriet es vielleicht.  Aber ihre Idee war eigentlich voll cool. Also schwenkte ich zu ihr ab. "Joa, ich nehme so eine Kette." Sie strahlte mich begeistert an. "Wenn wir beide Namen auf das Reiskorn gravieren, dann wirkt es garantiert." Ich nickte. Was sollte da wirken? Egal. Das ganze war aber irgendwie witzig. "Erpel und Zuckerschnecke." Sie schüttelte den Kopf "Das ist zu lang." Joa, klar. So ein Reiskorn war ja nicht so riesig. "Außerdem müssen es die richtigen Namen sein, damit das Universum Bescheid weiß." Das was? Die hatte ja einen herrlichen Schatten. "Tessa und Leo", kicherte ich.  Wir wollten ja das Universum nicht enttäuschen. Zufrieden machte sie sich an die Arbeit und reichte mir kurze Zeit später zwei Ketten mit Anhängern. "Ich wollte aber nur eine." Wenn die glaubte, dass sie mich hier über den Tisch ziehen konnte und ich ihr den doppelten Preis zahlte, hatte sie sich aber geschnitten. "Keine Angst, der Preis ist für beide." Konnte die Gedanken lesen? "Aber jeder von euch beiden muss sie tragen, damit sie die Magie entfalten." Oha, die hatte ja einen echte Esoterikknall. Ich bezahlte schnell und machte den Abgang, bevor das ansteckend wurde. Ein Blick zur Uhr sagte mir, dass es auch höchste Zeit wurde. Manno, so lange war ich ja noch nie shoppen. "Ja, hallo Tessa. Machst du Großeinkauf?" Das war ja ....."Hey, Conny", begrüßte ich meinen Kumpel aus der Berufsschule, der mich grinsend umarmte. Mensch, den hatte ich ja ganz vergessen einzuladen. "Hast du heute schon was vor?" Er fing an zu grinsen. "Joa, ich trage immer Unterhose." Bääh, was sollte denn das? Och, nö. Der meinte vor doch nicht...."Manno, ich meinte, ob du Lust hast heute zu Leos Geburtstagsparty zu kommen?" "Ja, klar.", begeistert nickte er. "Kann ich dir noch irgendwie helfen?" Ich schaute auf meine Hände und die Einkäufe darin, die langsam schwer wurden. "Ja, du kannst mir das zum Auto tragen." Ja, meine Ausbildung hatte schon etwas gebracht. Ich konnte schon voll gut delegieren. Conny schnappte sich die Sachen und ich hakte mich grinsend bei ihm unter. Ja, der Tag heute war einfach perfekt und die Feier für meinen Erpel würde noch perfekter.

Schuss und Treffer in der Abseitsfalle ✔️Teil 7Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt