Kapitel 135

461 48 7
                                    


Ein leises Klopfen war an der Tür zu hören und Lucy steckte ihren Kopf herein. "Wie wäre es mit Blau.", schlug sie vor. Scheinbar hatte sie den letzten Teil unseres Gesprächs mitbekommen. "Spinnst du? Auf keinen Fall blau." Ich zeigte ihr einen Vogel und sprang auf, um sie zu umarmen. Man freute ich mich, sie mal wieder zu sehen. "Was machst du denn hier? Ich dachte du musst babysitten." Eigentlich hätte ich mich nämlich heute gerne mit ihr getroffen, um mit ihr zu quatschen. "Jasi und Andi sind schon früher von ihrem Meeting zurück und da dachte ich....." "Richtig gedacht. Du übernachtest heute hier", unterbrach ich sie sofort. "Was haltet ihr von babyblau?" Maja schaute fragend in die Runde. "Wie babyblau?", rutschte es mir heraus. "Na da ist doch ganz helles blau. Das passt zu unseren Haaren und ist nicht das blöde blau." Majas Erklärung klang okay. "Königsblau ist das einzige richtige blau und überhaupt kein blödes blau.", protestierte Lucy. "Also babyblau", grinste Leo begeistert und klatschte in ihre Hände. "Ihr müsst aber auch einen tollen Junggesellinnenabschied vorbereiten. Das kann ja Tessa machen, die hat doch die Connections durch ihre Ausbildung. Und du schaust ihr dabei auf die Finger", erteilte sie gleich Maja weiter Anweisungen. Lucy guckte mich an und zog ihre Augenbraue hoch. Ja, wir mussten Brautzilla los werden und uns dann einen schönen Abend machen. "Sage mal, weißt du, ob Andi eigentlich eine Freundin hat?", wandte sie sich an Leo. Die zuckte mit den Schultern und fing dann an zu grinsen. "Ich denke nicht. Wieso hast du Interesse?" Hatte die einen Knall? Sie wusste doch wie alt Lucy war und was für ein alter Sack Andi war. Also manchmal fragte ich mich echt, auf was für Ideen die kam. Scheinbar mussten bei ihr auch alle auf Love Island wohnen. Konnte sie sich überhaupt vorstellen, dass es auch Menschen gab, die nicht unbedingt eine Beziehung haben mussten und auch alleine glücklich waren?  "Nee, ich wollte nur wissen, ob ich da eventuell Konkurrenz beim Babysitten bekomme", klärte meine Freundin das sofort. Ja, das passte schon besser. Kein Mensch brauchte so einen notgeilen alten Bock.  "Kommt eigentlich dein Vater und deine Schwester zur Hochzeit?", schoss es mir in dem Zusammenhang aus dem Mund. "Der soll sich hier gar nicht blicken lassen", knurrte Leo sauer. "Und Delphi? Kann die nicht mit deinen Oma und Opa mitkommen?" Ich dachte an das Gespräch von Jasi und Mama beim Tortenbacken. Ihre Mutter würde sich garantiert freuen, wenn die kleine Zicke kommen würde. "Keine Ahnung. Sie spricht ja mit keinem von uns." Eine unangenehme Stille trat ein. "Wisst ihr denn schon, was ihr jetzt nach dem Abi macht", sprudelte es aus Lucy heraus. Ja, Depri-Stimmung und Stille war nichts für sie. "Na ja, ich gehe hier an die FH in Dortmund und pendele dann immer von Münster bis wir hier eine Wohnung finden." Wie Wohnung finden? Hä? Sie hatten doch hier das Zimmer von Max. "Na ja, wir wollen schon unsere eigenen Vierwände, wenn wir verheiratet sind. Vielleicht kommt dann ja auch bald was Kleines", grinste Leo. Wie Kleines? War die bekloppt? "Ich denke, du willst studieren?", schoss es mir aus dem Mund. "Ja und. Das geht doch beides super zusammen", antwortete sie schnippisch. Das war nicht ihr ernst. Für mich käme so etwas nicht in Frage. Also nicht jetzt. Irgendwann ganz viel später, wenn ich mit meiner Karriere durch war.  "Und du?", wandte ich mich schnell an Maja, ehe mir hier der Kragen platzte. "Also ich will Informatik studieren. Das könnte ich in Dortmund an der TU, aber Berlin die Freie Universität wäre natürlich besser, weil das eine Exzellenz-Universität ist. Luca will aber unbedingt nach München und BWL studieren." Mein Zwilling sah ziemlich geknickt aus. "Na dann gehst du natürlich mit ihm nach München. Ist doch klar. Man gehört immer dahin, wo der Mann ist. So, wie man auch seinen Namen annimmt, wenn man heiratet", flötete Leo. Hatte die ihr Gehirn im Brautladen verschenkt? Das Wort Emanzipation war in ihrem Wortschatz wohl abhanden gekommen. Jedenfalls wussten wir dann schon einmal, dass es bald eine Leokardia Reus gab. "So ein Blödsinn", kam es gleichzeitig aus Lucys und meinem Mund. "Du gehst nach Berlin oder als Kompromiss bleibt ihr beide in Dortmund", bestärkte ich sie. Na ein Glück, dass mein Erpel und ich dieses Problem nicht hatten. Aber ehrlich gesagt wäre es für mich keine Frage, wenn einer von uns den Supervertrag angeboten bekäme und wechseln müsste. Man konnte so eine Beziehung auch über viele Kilometer führen. Wie zur Bestätigung pingte mein Handy und ein Gute-Nacht-Nachricht von meinem Erpel tauchte auf. Schnell schrieb ich ihm zurück. Ja, so eine Beziehung baute doch auf ganz anderen Sachen auf, als darauf, dass man aneinander klebte. Jeder brauchte seinen Freiraum, um seine Träume zu verwirklichen. Manno, seit wann war ich den so tiefgründig? "Na ja, ist ja auch egal", meldete sich Leo wieder zu Wort. "Was meint ihr, wo Max und ich unsere Flitterwochen verbringen?" Grinsend schaute sie von einem zum anderen. "Ibiza." Das war doch logisch, da hatten Paps und Mama ihre Hütte und da flogen wir immer im Sommer hin. Ich freute mich schon darauf, denn diesmal würde ich meinen Erpel mitnehmen. Das hieß, wir konnten den ganzen Tag am Strand trainieren und abends..... ein Lächeln schlich sich in mein Gesicht. "Doch nicht auf Hochzeitsreise", empörte sich Brautzilla. Wieso nicht? "Wir fliegen in die Karibik nach Curacao." Okay. Und wer bezahlte das? Ich wusste zwar, dass mein Bruder ab und zu Schichten im Krankenhaus schob, aber Reichtümer verdiente er damit nicht und die Hochzeit kostete ja auch einiges. Jedenfalls, so wie Leo sie plante. "Meine Großeltern schenken uns das." Scheinbar hatte sie wohl meine Gedanken erraten. "Und meine Mom und eure Eltern teilen sich die Kosten für die Hochzeit." Na wie gut, dass es keine Armen traf, bei ihren ausgefallenen Ideen. Also so einen Riesenauftrieb fand ich echt voll Stulle. Das war doch nur eine Sache zwischen den beiden, die der Meinung waren, da so einen Wisch unterschreiben zu müssen. Ich schaute zu Maja, die immer noch ziemlich nachdenklich auf meinem Bett hockte. Lucy war meinem Blick gefolgt. Wir mussten unbedingt Königin Leo loswerden. Und dann konnten Lucy und ich mit ihr sprechen. "Du, deine Mutter wollte dich übrigens vorhin sprechen. Sie hatte da so eine Hochzeitszeitung in der Hand." Leo schaute Lucy schockiert an. "Und das sagst du mir erst jetzt?" Sie sprang auf und verabschiedete sich sofort. "Hat Jasi das wirklich?" Ich schaute meine Freundin verwundert an. Sie schüttelte grinsend den Kopf. "So, und jetzt reden wir noch einmal über deinen Studienplatz und meinen bekloppten Bruder", wandte sie sich an Maja. "Du lässt dir von dem Erbsenzähler nicht diktieren, wo du studierst", schaltete ich mich auch gleich mit ein. Ja, so ein bisschen gegenseitig Frauenpower konnte nicht schaden.

Schuss und Treffer in der Abseitsfalle ✔️Teil 7Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt