Kapitel 65

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"Das ist doch wohl nicht wahr. Ich glaube ja wohl mein Schwein pfeift." Boah, was war denn das für ein Krach? Und wieso schubste mein Kopfkissen mich weg?  Sofort krallte ich es mir wieder. "Hör auf so zu brüllen und packe das Megaphone weg." Wo hatte mein Bruder dieses Teil überhaupt her und warum nutzte er das hier in der Wohnung. "Das gibt sonst Ärger mit den Nachbarn." Und mit mir. Boah, warum brummte mein Kopf als wäre da ein ganzer Bienenstock implantiert? Nee, eher Wespen, so wie das stach, als ich nur ganz leicht das eine Augenlid öffnete. Das ließ ich mal lieber schön bleiben. Schnell kniff ich die Augen wieder fest zusammen. Viel besser.......na ja irgendwie besser, jedenfalls war dieser stechende Schmerz weg. "Nee, keine Angst, Ärger gibt es gleich für jemand anderes. Und zwar richtig." Man, man, man hatte der schlechte Laune. Hatte ich etwa ein paar Krümel irgendwo verstreut? Oder hatte ich etwa einen Staubkorn mit eingeschleppt. "Mensch, Phil. Schau doch nur wie süß die beiden aussehen." Wo kam denn Nessas Stimme her? Und wieso hatte sie jetzt das Megaphone. Und was hieß hier süß und beide? Vielleicht sollte ich doch meine Augen öffnen, um zu sehen, was die beiden für ein Problem hatten. Ich zwang meine Augenlider ein Stück auf. Boah, da war wieder dieses fiese Stechen. Schnell schlug ich sie wieder zu und versuchte es noch langsamer erneut. "Macht doch mal die Festbeleuchtung aus.", murrte ich. "Das glaube ich echt nicht. Was bist du für ein Scheißkerl?" Wieso meckerte Phil denn mit meinem Kopfkissen? Und warum riss er es mir weg? Genervt öffnete ich meine Augen ganz und schirmte sie mit meinen Händen ab, da ja hier scheinbar niemand meinem Wunsch auf Verdunkelung nachkam. Wieso stand Leo DoubleU bedröppelt vor meinem Bett und mein Bruder hatte ihn am Kragen. "Ich.....ich habe sie doch nur ......nur nach Hause ....Hause gebracht." Was stotterte der denn zusammen? "Ja, genau und deshalb liegst du zusammen mit ihr in der Kiste." Wie zusammen in der Kiste? Schlagartig zog ich meine Hand vor den Augen weg. Ganz blöder Fehler, denn zum einen sah ich mich nur mit Unterwäsche und zum anderen pochte es sofort wieder in meinem Kopf. Ach du große Sch...... wo waren meine Klamotten? Ok, ich hatte ja wenigstens meine BVB Ausgehunterhose an. Schnell zog ich das Deckbett über mich und schaute in drei unterschiedliche Augenpaare. Nessas war das einzige, das Belustigung zeigte. "Mensch Phil, was meinst du, was da passiert ist. Er ist doch vollkommen angezogen.", redete meine Freundin auf einmal auf meinen Bruder ein. So langsam wurde mir erst klar, worüber die sprachen. Mein Gehirn war scheinbar noch im Schlafmodus. Nee, oder? Der Widerling hatte sich doch nicht echt in mein Bett geschlichen.......in meinem Kopf tauchten völlig abartige Bilder auf. Fuck......ich hatte den doch nicht echt in mein Bett gezerrt. Hitze kroch in meine Wangen. Viel schlimmer. Ich hatte ihn nicht nur in mein Bett gezerrt, ich hatte mich sogar an ihn gekuschelt und als Kopfkissen benutzt. Boah, war das peinlich..... und ekelig. Ich schüttelte mich angewidert. Mein brummende Denkrübe stoppte die Aktivität sofort wieder. Wie konnte das überhaupt passieren? In meinem Kopf tauchte die Erinnerung an ein Karussellgefühl auf. Boah, was war mit mir los gewesen? "Das mit den Klamotten hat nichts zu bedeuten. Die kann er ja auch wieder angezogen haben. Ich sage dir, wenn du meine Schwester....." "Ich habe sie nicht angerührt.", wurde er sofort von dem Torvollpfosten unterbrochen und er hob beschwichtigend die Arme. Vor meinem inneren Auge tauchten wieder Bilder und das Wort Torvollpfostenerpel in vielfacher Variation auf. Nö, oder? Ich zog das Deckbett noch etwas höher über meinen Kopf. "Du solltest auf sie aufpassen und dafür sorgen, dass sie kein Kerl angräbt. Das schloss dich mit ein." Mein Bruder war richtig sauer, so wie er klang. "Ich habe aufgepasst.", verteidigte sich Leo DoubleU. "Oder was meinst du, warum ich die Telefonnummer übermalt habe." Er hatte was? Mein Kopf schoss unter dem Deckbett hervor. "Deshalb hat also niemand angerufen." Das war ja auch irgendwie beruhigend, dass es nicht an mir und meinem Aussehen lag.......auch wenn ich überhaupt kein Interese an so einem Quarklappen hatte, ging es hier trotzdem um das Prinzip. Was guckten die beiden denn jetzt so dämlich? Und wieso gackerte Nessa? "Und du hast bei ihm vergeben rübergeschrieben?" Ihr Finger zeigte auf mich. Ich schüttelte den Kopf "ich habe überhaupt nichts an seinem Bild gemacht." Obwohl, so ganz stimmte das nicht. Auf dem Weg zur Toilette war vielleicht ganz ausversehen mein Kulli an das Bild gekommen und hatte einen Bart, eine Brille und ein paar Teufelshörner hinterlassen. "Nee, das war ich selbst." Der Torvollpfosten zuckte mit den Schultern "Ich hatte ja einen Auftrag zu erfüllen."  "Und der hieß nicht lege deine unegalen Finger an meine Schwester." Phil packte ihn wieder an den Schultern und schüttelte ihn. "Hat er ja gar nicht." Wieso verteidigte ich den denn auf einmal? Ganz einfach, weil ich ein gerechter Mensch war. Und weil die Bilder die so nach und nach aufgetaucht waren mir sagten, dass der Kerl wirklich auf mich aufgepasst hatte. Auch wenn das überhaupt nicht nötig gewesen war.  Na ja, oder fast nicht.  Phil ließ ihn los und pflanzte sich auf mein Bett.  "Hat er nicht? Du brauchst hier nicht zu schwindeln. Wenn der dich irgendwie angelangt hat, mache ich ihn platt." Ich schüttelte mit dem Kopf. "Nee, hat er wirklich nicht. Er hat mich mit dem Taxi nach Hause gebracht, weil ich auf einmal so müde war. Und .....ach keine Ahnung. Alles hat sich so gedreht." Mein Bruder schaute mich prüfend an. "Was hast du getrunken? Oder hat dir jemand ein Getränk spendiert? In Clubs darfst du niemals von irgendwem ein Getränk..." "Nee, nur er hat mir Plitschenwasser eingeflöst.", unterbrach ich Phil und schaute den Torvollpfosten finster an. Stilles Wasser war eine Zumutung, fast eine Körperverletzung. "Und ansonsten hatte ich nur vier gepantschte Fruchtsäfte von der Bar." "Du meinst Cocktails?" Nessa grinste schon wieder so blöd. "Habe ich doch gesagt." Mein Bruder fing auch an zu lachen. Was sollte denn das? "Die hast du aber nicht virgin bestellt?" Häää? Jungfräulich? "Sie hat keinen Plan.", gackerte Nessa schon wieder. "Ich habe zwei Piňa colada und zwei fruit Paradise bestellt. So wie letztes Jahe auf Ibiza. Die waren auch voll lecker." Man, hatten die geschmeckt. "Ja, Sis. Da war ja auch eine Familyparty und die Cocktais alle ohne Alkohol. Gestern hättest du die aber virgin bestellen müssen, damit sie wirklich nur aus Fruchtsaft sind." Ich riss meine Augen auf. Nicht im Ernst. Warum wusste ich das denn nicht? Boah, irgendwie kam ich mir gerade richtig blöd vor. Ein Klingeln riss mich aus diesen unangenehmen Gedanken. "Na Hauptsache, du bist noch virgin." Mein Bruder strich mit seiner Hand über meinen Arm und sprang auf. "Mal schauen, wer da stört." Ich rutschte noch einmal tief in das Bett  und machte die Augen zu. Das konnte doch echt nicht sein, dass ich den Alkohol überhaupt nicht mitbekommen hatte. Die Matratze neben mir senkte sich und riss mich aus meinem Halbschlaf. "Na, meine Süße. Der erste Kater ist immer ziemlich übel." Wo kam Oma denn auf einmal her? "Phil hat mir gerade erzählt, was passiert ist.  Hier nimm mal die, dann sind die Kopfschmerzen bald Geschichte." Sie hielt mir eine Tablette hin und ein Glas. Boah, nicht schon wieder dieses Pieselwasser. Ich stopfte den Rettungsbonbon in meinen Mund und versuchte ihn trocken runterzuwürgen. "Ist auch Arbeitersekt. Ich weiß doch, dass du nur Wasser mit Kohlensäure magst." Oma drückte mir das Glas in die Hand. Da waren wirklich Blubberblasen. Schnell spülte ich damit nach. "Wenn Paps herausbekommt, dass ich besoffen war.", stöhnte ich. Da hatte ich noch gar nicht dran gedacht. Der würde ausrasten. "Und Mama." Panik stieg in mir auf. Die würden mich nie wieder in ein Trainingslager lassen. "Also von Opa und mir erfahren sie garantiert nichts. Und Phil wird mit Sicherheit auch seine Klappe halten. Aber selbst wenn. Die beiden waren auch keine Unschuldslämmer als sie jünger waren. So, und jetzt gehst du duschen und ziehst dich an und dann gehen wir alle zusammen essen."  Hatte sie essen gesagt? Ich sprang aus dem Bett. Ja, die Tablette half wirklich. "Und nach dem Essen zeigen wir dir mal, wo deine Mama so allerlei Unsinn aangestellt hat." Das hörte sich interessant an. Mein Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen. "Übrigens Süße, der Leo ist ein echt feiner Kerl, so wie er sich um dich gekümmert hat." Oma zwinkerte mir zu. Was sollte das denn bedeuten? Aber recht hatte sie schon. Der Torvollpfosten hatte wirklich auf mich aufgepasst. Ohne ihn hätte ich in dem Club wahrscheinlich sogar gestrippt und wäre wer weiß wo gelandet. Da war echt ein fettes Dankeschön fällig.

Schuss und Treffer in der Abseitsfalle ✔️Teil 7Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt