Kapitel 155

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"Ach Mensch meine Maus, du glaubst doch nicht, dass ich dich das alleine durchmachen lasse. Ich bin heute ganz früh ins Auto gesprungen, damit ich pünktlich hier bin." Ich kuschelte mich in Mamas Umarmung. Man, tat das gut. "Aber woher wusstest du, dass ich hier bin? Und was sagt Paps? Ist der auch hier?" Schnell scannte ich unsere Umgebung ab, konnte ihn aber nicht sehen. Erleichtert atmete ich auf. Obwohl Paps würde garantiert nicht irgendwo in der Ecke warten. Der wäre sofort auf mich zugestürmt und hätte mich noch vor Mama erwischt. "Na ja, nachdem ich Max und Leonard ausgequetscht hatte, habe ich halt so ein bisschen eins und eins zusammengezählt. Der Leo leidet übrigens ziemlich, weil er nicht weiß, wo du bist und wie es dir geht." Sie schaute mich besorgt an. "Du solltest ihm nachher unbedingt ein Lebenszeichen schicken." Ich nickte und spürte ein schlechtes Gewissen in mir aufsteigen. So ganz fair war das ja wirklich nicht, ihn einfach zu ignorieren. "Ich dachte mir schon, dass du nach Berlin zu deinem Lieblingsbruder oder Nessa bist. Aber zu Oma war die viel bessere Entscheidung." Mama zwinkerte ihrer Mutter zu. "Und als dann gestern Abend...." "Sorry, aber ich habe deine Mama angerufen, weil ich dachte du brauchst sie ganz dringend", unterbrach Oma sie und schaute mich schuldbewusst an. Ich drehte mich zu ihr und zog sie mit in unsere Umarmung "Danke, Oma." Ein dicker Schmatzer landete auf ihrer Wange. Ja, ich war total glücklich, dass Mama jetzt hier war. Sie wüsste garantiert, was zu tun war und würde mir helfen. "Und wegen Papa musst du dir keine Gedanken machen. Der denkt ich bin jetzt ein paar Tage hier, weil Oma meine Unterstützung braucht." Ich riss meine Augen auf "Du hast ihn angeschwindelt?" Mama fing an zu grinsen und schüttelte ihren Kopf "Nö, habe ich doch gar nicht. Oma braucht doch meine Unterstützung dabei dich zu unterstützen." Ich musste auch grinsen. Joa, irgendwie stimmte das. "So meine Maus, bist du denn jetzt bereit zum Arzt zu marschieren? Oder wollen wir erst noch da vorne in der Konditorei ein schönes Stück Torte futtern gehen." Mhm, also Essen ging immer und vielleicht war mir nach dem Arzt der Appetit gründlich vergangen. "Können wir statt der Torte auch da drüben diese leckeren Thunfisch-Tomaten-Mozarella-Taschen essen?" Ich deutete zu einem Laden, der meine Aufmerksamkeit schon, als ich vorhin mit Oma vorbei gehumpelt war, auf sich gezogen hatte. "Gute Idee." Mama startete sofort los. "Ach ja, hier habe ich auch noch deine kleine Glücksbringer Schnecke." Sie zog aus ihrer riesigen Handtasche das Stofftier, das Leo mir beim Julklapp geschenkt hatte. Die wanderte sofort in meine Bauchtasche. "Und deinen Lieblings-Glücks-BVB-Slip habe ich auch mitgebracht, falls du ihn anziehen willst." Mama war einfach die beste. Ja, den trug ich bei jedem Spiel oder wann immer ich Glück brauchte. Und heute brauchte ich jede Menge Glück, aber wenn ich daran dachte mich in so einer kleinen Toilettenkabine umzupellen mit meinem Gips.......heute musste er in meiner Bauchtasche reichen. Nee, da konnte überhaupt nichts mehr schief gehen. Ich biss in meine Teigtasche. Das Zeug schmeckte genauso lecker, wie es duftete. "Hast du dir denn schon Gedanken gemacht, was du möchtest?" Mama musterte mich, als wollte sie keine einzig Regung von mir verpassen. Ich zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es nicht, aber ich glaube ich tauge nicht dazu mit so kleinen Kindern umzugehen. Außerdem will ich meine Ausbildung fertig machen und dann,..." ich klopfte auf meinen Gips " wenn das noch einmal was wird, Profi werden. Da passt so ein Baby überhaupt nicht. Außerdem habe ich vorhin in der Drogerie mal geschaut........weißt du, wie teuer dieser Babyfraß und die Windeln sind." Ich schaute sie empört an. Ich konnte immer noch nicht verstehen, warum dieses durchgepampte Zeug, was man nicht einmal erkannte, teurer als ein billiger Burger war. Mama fing an zu lachen "Ja, ich habe das Zeug schon das ein oder andere Mal gekauft." Ich schlug mir mit der Hand vor die Stirn. Ja klar, wer wusste das, wenn nicht sie. "Und dann wäre da auch noch der Kindergarten, damit ich überhaupt arbeiten kann. Der ist bestimmt auch nicht umsonst." Mama strich mir beruhigend über meinen Arm. Scheinbar hatte ich wohl etwas hochgedreht. "Du hast dir ja schon ordentlich Gedanken gemacht. Also erstens, du kannst sehr gut mit den kleinen Monstern umgehen. Im Gegensatz zu deinen Geschwistern lässt du dich nicht von Mari um den kleinen Finger wickeln." Joa, da hatte sie Recht. Auch für Windelmonster gab es Regeln. "Und zweitens finde ich es wirklich toll, dass du weißt wie wichtig die Ausbildung ist. Drittens kommt dein Bein garantiert wieder in Ordnung. Papa hat sich schon für die perfekte Reha beim BVB für dich stark gemacht. Lisa arbeitet bereits den Reha-Plan aus. Also deiner Wunschzukunft steht überhaupt nichts im Weg." "Doch, der Windelpupser", unterbrach ich sie. "Nicht unbedingt. Die meisten Mütter sind berufstätig und schaffen das auch. Und wegen des Geldes musst du dir keine Gedanken machen. Dein Papa hat genug Sparkonten angelegt. Glaube mir mal, dem Kleinen würde es an nichts fehlen. Da greifen wir dir auch gerne unter die Arme, genau wie beim Babysitten. Papa wirst du sein erstes Enkelkind garantiert nur aus seinen kalten Krallen schneiden können." Oma und ich mussten genau wie Mama lachen. Ja, damit hatte sie wahrscheinlich recht. "Außerdem hat das Kind auch noch einen Vater, der dir garantiert auch zur Seite steht und mit seinem Profivertrag wohl auch die ein oder andere Windel finanzieren kann." So wie er vorgestern abgegangen war und meinen Bauch vollgetextet hatte, bestimmt. Ehrlich gesagt hatte ich ihn überhaupt nicht in meiner Rechnung berücksichtigt. Genauso wie Paps und Mama. Klar, ich war ja gar nicht alleine. Wenn mir alle halfen, dann konnte ich das schaffen. "Aber was wird Leo sagen?", schoss es mir aus dem Mund. "Na, der freut sich doch schon." Mama schaute mich verwundert an. "Nicht der, sondern die. Sie will doch das erste Enkelkind im Hause Reus anschleppen." Mama fing an zu grinsen. "Tja, da hat sie dann wohl Pech. Ihr bleibt ja immer noch die erste Hochzeit. Ist doch auch etwas. Kann ich das jetzt so verstehen, dass du das Kind behalten willst?" Ich zuckte mit meinen Schultern. "Na ja, Oma hat ja gesagt, dass ich es sowieso bekommen muss und selbst wenn nicht, so eine Abtreibung...." Ich schüttelte mich angewidert. Nee, das hatte sich irgendwie voll ätzend angehört, was ich da gestern Abend im Internet gelesen hatte. Irgendwie war das doch ein Lebewesen. "Und wenn ich es zur Adoption frei gebe, finde ich das auch irgendwie nicht fair. Der Windelpups kann ja nichts dafür, dass Paps uns nicht erklärt hat, dass man ein Kondom zu einem gewissen Zeitpunkt auch festhalten muss." Mama fing an zu schmunzeln "Ja, für die Zukunft sollte er seine Verkehrseinweisungen wohl etwas überarbeiten. Du bist dir also sicher?" Sie beobachtete mich ganz genau. War ich mir sicher? Ja, irgendwie schon. Alles andere wäre ja scheiße. "Ich finde es aber wirklich toll und erwachsen von dir, dass du die Verantwortung tragen willst." Mama schlang ihren Arm um meine Schulter und zog mich an sich. "Meine Große wird Mutter." Plötzlich stockte sie "Hilfe, dann werde ich ja Großmutter und du Urgroßmutter." Sie deutete mit ihrem Finger auf Oma, die auch zu grinsen anfing. "Und wisst ihr was, ich freue mich. So, und jetzt lasst uns zum Arzt gehen." Irgendwie wurde mir gerade mulmig. Hoffentlich war alles mit dem Windelpups in Ordnung.

Schuss und Treffer in der Abseitsfalle ✔️Teil 7Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt