Kapitel 137

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Ich saß an meinem Schreibtisch und musste wieder an Maja denken. Gestern war sie den halben Tag bei Luca und als sie nach Hause kam, sah sie nicht wirklich glücklich aus. Sie hatten sich wohl mehr oder weniger erst einmal auf den Kompromiss Dortmund geeinigt. Das war doch echt saublöd. Wenn sie gerne nach Berlin zum Studieren wollte, dann sollte sie es auch und er nach München. So war doch keiner richtig glücklich. Klar, würde mir Maja fehlen, wenn sie da studierte, aber wichtiger war doch, dass sie happy war. So sollte das doch auch Luca sehen, im Gegensatz zu ihm war ich mit ihr sogar aus einem Ei geschlüpft, also war unsere Verbindung noch stärker und ich war doch auch damit einverstanden. Erpel machten echt immer Probleme, außer meiner. Der war ganz brauchbar. Ich griff zu der Brötchentüte, die er mir vor einer halben Stunde, als er zum Training musste, gebracht hatte. Mensch klar, schoss es mir durch den Kopf, während ich kaute. Maja und Luca mussten am Freitag mit nach Berlin. Dann konnten sie sich dort alles ansehen und der Erpel musste einsehen, dass es dort viel cooler als in München war. Da spielte wenigstens ein netterer Verein......nicht der Weltbeste - der kam ja aus Dortmund - aber ein viel sympathischerer als die Gurkentruppe aus dem Süden. Ja wollo, jetzt brauchte ich nur noch zwei Karten für das Spiel. "Dogan, meinst du, es gibt noch die Möglichkeit an zwei Tickets für das Finale zu kommen?", startete ich also sofort meine Mission <Maja muss glücklich werden> Mein Boss schüttelte den Kopf. "So viel ich weiß, ist bereits seit Monaten alles ausverkauft. Also höchstens, dass die Organisatoren noch welche auf der Hinterhand haben." Die Organisatoren? Ich fing an zu grinsen und sprintete zu meinem Schreibtisch zurück. Da schlummerte doch die Visitenkarte von dem Hertha Heini, den Mama kannte. Und soviel ich wusste, organisierte den ganzen Ramsch doch die Hertha für den DFB. Ich grub mich durch mein Sammelschubfach. Schakalaka, da war sie. Begeistert knallte ich sie auf meinen  Schreibtisch und fing an zu wählen. "Was für Sonderwünsche sind es diesmal?", scholl mir eine genervte Männerstimme vom anderen Ende entgegen. Wie Sonderwünsche? "Ähm, hier ist Tessa Reus, also die Tochter von Franziska Schuhmacher.", meldete ich mich vorsichtig. Bei der Stille, die eintrat, ratterte wahrscheinlich sein Gehirn gerade "Ja klar, die kleine Fußballerin, die beim BVB die Ausbildung macht." Sofort klang die Stimme freundlicher. "Wie kann ich dir denn helfen?" Sollte ich es diplomatisch versuchen oder ......."Ich brauche noch dringend zwei Karten für Samstag", platzte ich heraus. Ein warmes Lachen scholl mir entgegen. "Und ich dachte schon dieser Heini von eurer Hospitality möchte schon wieder einweiteres veganes, gluten- und laktosefreies Gericht bestellen oder ein spezielles durch Vulkangestein gefiltertes Wasser mit medium Kohlensäure. Der Kerl ist echt nervig und als ich die Nummer im Display gesehen habe......naja, ist ja auch egal. Tut mir echt leid, aber wir haben keine Karten mehr. Das musst du mal bei eurer Vereinsführung versuchen. Die haben bestimmt noch welche auf Hinterhand. Ich kann dir höchstens zwei Jobs für das Spiel bei uns in der Hospitality anbieten." Nee, das wäre ja.....obwohl, wenn Maja und ich.......Nee, ich musste auf die Tribüne und meinen Erpel anfeuern. "Also falls du keine bekommst, kannst du dich ja noch einmal bei mir melden", beendete dieser Timo das Gespräch. Na, dann sollte ich mich wohl mal an Kehli ranwanzen. "Ach gut, dass du gerade nichts Zutun hast." Dogan kam in mein Büro marschiert. Von nichts Zutun, konnte nicht die Rede sein. Ich musste Karten organisieren. "Du musst für mich das Catering bei dem Spielerfrauen-Shooting überwachen. Ich habe einen anderen wichtigen Außentermin hereinbekommen." Er schleuderte ein Mappe auf meinen Tisch und marschierte wieder ab. Was bitte war das Spielerfrauen-Shooting? Und wo fand es statt? Ich blätterte durch die Mappe. Okay, auf dem Amateurplatz. Na dann. Auf dem Flur schielte ich aus dem Fenster. Da stand wirklich schon jede Menge Fotoausrüstung herum und zwei Typen waren am herumwieseln. "Na endlich jemand von der Hospitality", begrüßte mich ziemlich unfreundlich die Medientussi, die immer den Spielerfrauen im Stadion den Hintern puderte. "Wir haben bis jetzt weder Erfrischungen noch die Petit Four bekommen, die ich bestellt hatte." Ich schaute in meine Mappe. Hallihallo? Was hatte die bitte alles bestellt? Da waren ja Brautzillas Vorstellung für das Hochzeitsmenü glatt eine Armenspeisung dagegen. Austern? Wer brauchte Austern, um seine Fratze in die Kamera zu halten? Schnell griff ich zu meinem Handy und telefonierte mit unserer Buffet-Crew. Mist, der Lieferwagen lag im Graben. Mit der Lieferung war wohl nicht mehr zu rechnen. Da half nur eins. Ich wählte erneut und bestellte im nahegelegenen Backhaus belegte Brötchen und Kuchen und dazu Kaffee. Glücklicherweise lieferten die auch und ich musste nicht noch selbst los. Irgendwie hasste ich es immer noch mit dem großen Transporter vom Verein zu fahren. "Also wann kommen die Delikatessen?", penetrierte mich diese dusselige Nina schon wieder. Wie die alleine schon immer ihre Haare über die Schulter warf. Was bildete die sich eigentlich ein, wer sie war. "In zehn Minuten", lächelte ich sie trotzdem freundlich an. Ja, Mettbrötchen und Streuselkuchen gingen bei uns im Pott durchaus als Delikatessen durch. Ich dachte so an Mama, Jasi, Vicki und Kathie...also auch Spielerfrauen waren davon begeistert.  "Ich ziehe doch diesen albernen Fetzen nicht an." Neben mir tauchte eine Furie auf und wedelte mit einem Trikot herum. Ich scannte sie von oben bis unten ab. Ja, gut. Ich konnte ihre Aufregung verstehen. Dieses komisch glitzernde und flatternde Blümchenkleid würde ich mich auch weigern anzuziehen. Alleine schon dieses rosa....bäääh.  "Joa, der Blümchenfummel ist echt eine Zumutung", stimmte ich ihr zu. Was hatten die vom Marketing sich denn dabei gedacht? Die Farbe stimmte ja mal schon gar nicht.  "Was?" Sie schaute mich verwirrt an. Ich zeigte also mit dem Finger auf den Fummel, der an ihr herunterhing. Man, man, man. Die war aber auch nicht die hellste Kerze auf der Torte. "Doch nicht mein Kleid. Das ist von whity dress." Aha. Was dann? "Ich meine dieses furchtbare Trikot. " Wieder wedelte sie damit herum. Wie furchtbares Trikot? Hatte die einen Vollknall? An ihrer Stelle wäre ich froh aus diesem schrecklichen Fummel, den sie an hatte, zu kommen. "Isabella, rege dich nicht so auf. Ich kläre das sofort mit dem Sebastian Kehl. Der zeichnet ja verantwortlich für dieses Shooting. Wir werden bestimmt eine Lösung finden, damit du das Trikot von deinem Mann nicht tragen musst", schmierte ihr Nina Honig um den Bart. Sofort beruhigte sich die Diva etwas. Ich hob das Trikot auf, dass auf dem Boden gelandet war. Das war also die Alte von unserer Nummer 27. Kein Wunder, dass der so viele Fehlpässe machte, wenn so ein Drachen zu Hause auf ihn wartete.

Schuss und Treffer in der Abseitsfalle ✔️Teil 7Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt