Kapitel 24

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Was ist nur mit Tobio los? Gestern war doch noch alles gut! Gestern hatten wir doch einen schönen Tag zusammen oder hat er das anders empfunden, als ich? Nein, das kann nicht sein! Sonst hätte er mich doch nicht umarmt. Aber was ist dann passiert? Was ist in den paar Stunden passiert, als wir nicht miteinander zusammen waren? "Ich hab dir eine Frage gestellt!" Er hört sich so wütend an, gestern war er nicht so..

Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Was soll ich denn auch sagen? Ich weiß doch noch nicht mal wieso er so wütend ist. "Mona, ich warte!" Ich zucke kurz zusammen, als er lauter wird. Yachi rennt zu uns, doch sagen tut sie nichts. Man spürt förmlich die erdrückende Spannung zwischen uns. "Hey! Was soll das Geschrei hier draußen?!", fragt Daichi streng. Jetzt kommen auch die restlichen Teammitglieder nach draußen. Konnten die nicht drinne bleiben? Das ist mir alles so unangenehm. Tobio antwortet seinem Kapitän nicht, genau so wenig, wie ich ihm antworte. Die stechende blicke von Tobio erdrücken mich und nehmen mir gefühlt die Luft zum atmen weg. Ich sehe wie sich sein Körper mehr anspannt, in seiner Hand zerdrückt er das grüne Heft zusammen, was er schon die ganze Zeit fest umschlungen hat. Sind das nicht meine Englisch Notizen? Ja, das sind definitiv meine Englisch Notizen, die ich ihm gestern gegeben habe! Warum hat er die in der Hand? Ist er deswegen so wütend? Aber was haben ganz normal Notizen damit zutun? Waren sie nicht hilfreich oder- "Wohin schaust du? Guck mich an und antworte mir endlich!" Er holt mich aus meinen Gedanken raus und kommt näher auf mich zu. Tanaka zieht ihn am Arm zurück. "Beruhige dich verdammt noch mal! Willst du etwa ein Mädchen schlagen?", schreit Tanaka. Tobio reißt sich von ihm weg. Seine Worte machen ihn noch mehr wütender, das merke ich sofort, als sich sein Gesichtsausdruck verhärtet. "Was wollt ihr alle überhaupt hier? Das ist eine Sache zwischen Mona und mir!", zischt er. Von Tanaka und den anderen kommt nichts mehr. Tobio steht nun genau vor mir, ich bewege meinen Kopf leicht nach oben und blicke ihm in seine Augen. Seine Pupillen sind kleiner und das blau um seiner Iris ist viel dunkler geworden. Sonst leuchten seine Augen immer so schön, doch heute nicht.. heute blicken sie mich so kühl und verachten an, was mich unruhiger macht. Mein blick fällt wieder zu seiner Hand, wo die Notizen sind. Ich atme tief ein, um wieder klar denken zu können. "To- Tobio.. was.. was ist passiert?", flüstere ich leise. Mein Atem fühlt sich so warm an, man könnte meinen, dass es in mir brennt. "Was passiert ist, das fragst du noch?!", schreit er aufgebracht. Ich kneife meine Augen zusammen, warum schreit er denn jetzt? Langsam kriege ich Angst.. ich weiß, dass er mir niemals was antun würde, aber ich kriege Angst was als nächstes passieren wird. Ich will es gar nicht wissen, ich will einfach weg hier! "Weißt du wie es sich anfühlt von anderen zu erfahren, dass die beste Freundin überhaupt nicht mehr Volleyball spielt?! Kannst du dir das vorstellen, Mona?!" In meinen Magen dreht sich alles. Er weiß es also.. er weiß es wirklich, aber woher? Von wen?! Ich wollte es doch sagen, er sollte es doch von mir erfahren! "Tobio ich wollte es-" "Lass es sein, ich will nicht noch mehr lügen aus deinem Mund hören!" Das tat weh.. "Eigentlich wollte ich nur, dir deine Notizen zurück geben, aber als ich dann bei deinem Club war oder soll ich besser Ex-Club sagen? Haben sie mir gesagt, dass eine Mona sich dort niemals eingetragen hat!", gibt er spöttisch von sich. Er war also dort.. Nein, nein, nein! "Tobio, ich wollte dir das heute sagen." Nervös zupfe ich am Saum meines Hemdes und versuche den Druck im Nacken zu ignorieren. Er lacht stumpf auf. "Ach ja? Das soll ich dir glauben?" Ich erschrecke mich, als er das Heft mit den Notizen, vor meine Schuhe wirft. "Was machst du da, Kageyama?!", ruft Hinata hysterisch. Er ignoriert ihn, stattdessen blickt er mich weiter eindringlich an. Ich will mich bücken, um das Heft aufzuheben, er jedoch hält mich davon ab.

Fest ist seine große Hand, um mein Handgelenk umschlossen. "Ignorier mich nicht!" "Tobio, bitte hör mir zu!", gebe ich verzweifelt von mir. Er fängt an spöttisch zu lachen. "Was? Willst du mit einer weitern Ausrede ankommen, wie bei den letzen Malen auch?" "Nein! Man, es tut mir lei-" "Oh Gott, lass es sein." Er lässt mein Handgelenk los, fährt sich durch seine Haare und atmet tief ein. Warum lässt er mich nicht ausreden? Ich will ihm doch alles erklären! "D- Du.. bist kein stück besser", flüstert er. Tobio blickt mir tief in die Augen. "Du bist genau wie Papa und Miwa!" Ich halte kurz die Luft an. Was hat er gesagt? Warum vergleicht er mich jetzt mit seinem Vater - und seiner Schwester? Er denkt doch etwa nicht- "Ich dachte, du bist anders" Hör auf. "Aber da hab ich mich wohl getäuscht!" Hör auf. "Du bist wie die, die mich im stich gelassen haben!" "Hör auf.. Hör bitte auf!", schreie ich am Ende. Meine Augen werden glasig, schnell wische ich mit meinem Ärmel über die Augen. Ich will nicht weinen! Nicht vor allen, nicht vor Tobio! Ich muss stark bleiben und einen kühlen Kopf bewahren. „Das verletzt einen nicht wahr?" Er wird wieder leiser. Stur ist mein Blick auf den Boden gerichtet, wo auch das Heft liegt. Ich kann ihm jetzt nicht in die Augen schauen, das wäre nur noch erdrückender. "Daran hast du bestimmt nie gedacht." Oh und wie ich das habe! Was denkt er von mir?! Dass ich keinen einzigen Gedanken an ihn verschwendet habe? Immer und immer wieder, habe ich daran gedacht, ob er verletzt, enttäuscht oder neutral reagieren würde. Es ist das erste geworden, obwohl ich mir so sehr, dass letztere gewünscht habe.. "Nicht einmal, hast du an mich gedacht." Seine Aussage macht mich wütend, so sehr, dass meine Hände anfangen zu zittern. "Du denkst nur an dich, Mona", flüstert er mir ins Ohr. Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken. Das hat er nicht gerade wirklich gesagt! Ohne noch irgendetwas zu sagen, läuft er an mir vorbei. Es ist Still. Keiner sagt was, noch nicht einmal der Kapitän. Ich denke nur an mich? Also so denkt er von mir? Ich muss mich gerade wirklich zusammen reißen, um ihm nicht hinterher zu laufen und ihm gewisse dinge vor dem Kopf zu werfen! "Mona, wo willst du hin?", höre ich Yachi rufen, als ich an allen vorbei laufe, ohne ihnen dabei einen Blick zu würdigen. Ich ignoriere sie, genau wie die anderen und verlasse das Schulgelände. Abstand, ich brauche Abstand von allen und jedem!

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 23, 2021 ⏰

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