Am Samstag Morgen bin ich schon mit den ersten Sonnenstrahlen wach. Aufgeregt sammele ich meine Kleidung für den Tag zusammen und mache mich so schnell ich kann fertig. Ich versuche möglichst leise zu sein, um Marthe nicht zu wecken. Mein Vorhaben für heute hat einen genauen Zeitplan und dafür ich es wichtig, dass Marthe erst aufwacht, wenn ich es möchte, um ihr nicht die Zeit zu geben Fragen über mein Vorhaben zu stellen. Geduscht und angezogen klettere ich wieder ins Bett und lege mich auf Marthe. Ich küsse sie auf die Nasenspitze und flüstere in ihr Ohr: ,,Aufwachen Marty. Ich habe eine Überraschung für dich."
Sie blinzelt und gähnt ,,Was ist denn mit dir los. Sonst muss ich dich doch immer regelrecht aus dem Bett ziehen" höre ich sie mit tiefer Morgenstimme sagen. Diese Stimme lässt die Schmetterlinge in mir verrückt spielen.
,,Sonst habe ich ja auch keine Überraschung" kichere ich, springe auf und nehme Marthe die Decke weg ,,und jetzt steh auf".
Sie schlurft widerwillig ins Bad und murrt: ,,Das gibt Rache, little brat" schnell küsst sie mich auf die Stirn und schließt dann die Badezimmertür hinter sich.
Nervös setzte ich mich auf die Fensterbank. Ich kann kaum still sitzen. Warum braucht sie denn so lange? Lässt sie sich extra Zeit, um mich zu ärgern? Ich hoffe alles funktioniert so wie ich es mir vorgestellt habe.
Endlich, nach gefühlt 5 Stunden, kommt Marthe aus dem Bad. Sie sieht jetzt um einiges wacher aus. Als sie mich auf der Fensterbank entdeckt, kommt sie zu mir herüber und küsst mich. Ich schlinge meine Beine um ihre Taille, sie hält mich fest und trägt mich durch den Raum bis zur Tür, wo sie mich vorsichtig absetzt. Als sie besagte Tür öffnet, schnappe ich mir noch schnell meine Tasche vom Schreibtisch und gehe dann mit Marthe zum Frühstück.Nach dem Essen befehle ich ihr mir zu folgen und wir gehen in die Kleinstadt zu dem Café, wo ich vor einigen Wochen noch mit Phyllis saß und Marthe von weitem beobachtet habe.
Es kommt mir vor als wäre es in einem anderen Leben gewesen und nicht erst wenige Wochen her.
,,Wir haben doch gerade erst gefrühstückt. Warum gehen wir in ein Café?" fragt Marthe verwundert, doch ich überrede sie trotzdem sich mit mir an einem der Außentische hinzusetzen. Wir bestellen uns etwas zu trinken und ich mache ein Foto von Marthe als Hintergrundbild für mein Handy. Ich fordere sie auf zu lächeln, aber stattdessen präsentiert sie mir ihre schönste fuckboy pose. Naja auch gut.In dem Moment klingelt mein Handy und ich werde nervös.
,,Komm wir gehen mal rein" meine ich und Marthe folgt mir, nun komplett verwirrt.
,,Du wirst schon sehen" kichere ich.
Wir betreten das Café und da sitzt sie:,,SOPHIA??" ruft Marthe erstaunt. Die Angesprochene steht lächelnd auf und kommt auf uns zu. Zögernd umarmen die Beiden sich.
,,Lilla hast du das organisiert?" fragt Marthe und ich nicke.
Wir setzen uns zu Sophia an den Tisch und schließlich beginnt sie zu erzählen was ihr passiert ist, nachdem sie die Schule verlassen hat.Sie ist jetzt 19, ein Jahr älter als Marthe, und sobald sie 18 geworden war, hat sie sich von ihren Eltern distanziert und ist in eine eigene Wohnung gezogen.
Sie hat inzwischen sogar eine neue Freundin mit der sie zusammen lebt. Den Kontakt zu ihren Eltern hat sie komplett abgebrochen. Sie ist etwas traurig darüber, immerhin sind es immernoch ihre Eltern, aber sie konnte einfach nicht mit ihren Meinungen leben. Wir bleiben fast 4 Stunden im Café und Marthe und Sophia tauschen am Ende sogar ihre neuen Nummern aus.Auf dem Rückweg zum Internat umarmt mich Marthe fest ,,Danke Lilla. Danke, dass du das für mich gemacht hast. Es erleichtert mich so sehr, dass Sophia doch noch ihr Glück gefunden hat. Ich habe mich immer irgendwie verantwortlich für die Geschehnisse gefühlt. Ich freue mich, dass es ihr gut geht."
Ich erwidere ihre Umarmung. Ich bin froh, dass sie sich freut. Ich war nicht sicher, ob es ist richtig war Sophia zu kontaktieren. Ich hatte befürchtet Marthe könnte sauer auf mich sein, weil ich in ihre Privatsphäre eingreife oder, dass die alten Gefühle der Beiden füreinander wieder aufflammen, aber jetzt bin ich froh, es gemacht zu haben. Marthe sieht aus als seien ihr 10 Steine vom Herzen gefallen.
Lächelnd gehen wir weiter als ich auf einmal etwas auf meiner Nasenspitze landet. Ich schaue nach oben. Es schneit! Ich lache auf. ES SCHNEIT. Zum ersten Mal seit 3 Jahren schneit es.
Wir bleiben stehen und beobachten, wie die Flocken vom Himmel fallen und sich langsam zu einer dünnen Schneedecke auf dem Boden zusammensetzen. Auch in meinem Haar sammeln sich die Schneeflocken.
,,Komm mal her meine Schneeprinzessin" kichert Marthe und zupft mir sanft eine kleine Schneeflocke von den Wimpern bevor sie mich küsst. Jeder Kuss von Marthe ist wieder schöner als der zuvor, aber dieser, mitten im Schnee, wird für immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben. Ich seufze leicht und schiebe meine Arme mit unter Marthes Jacke, um sie besser umarmen zu können. Ich liebe sie wirklich.Im Internat holen wir uns warmen Kakao aus der Küche und kuscheln uns zusammen ins Bett. Marthe klappt ihren Laptop auf und wir schauen gemeinsam den ersten Weihnachtsfilm des Jahres an, während es draußen dämmert und die Schneedecke immer dicker wird. In unserem Zimmer ist es warm und die Lichterketten an unseren Betten geben ein gemütliches Licht ab. Der Moment ist einfach perfekt.
Morgen werden Phyllis, Jenna und ich uns Kleider für den Ball kaufen. Es ist nur noch ungefähr eine Woche bis dahin und ich weiß noch nicht was ich tragen soll. Marthe möchte mir auch nicht sagen, was sie anzieht. Sie meint, wenn ich sie überraschen darf, dann darf sie das auch. Ich werde mich nicht beschweren, wenn es ihr eine Freude macht, soll es so sein.
Langsam nähern wir uns dem Ende der Geschichte. Aber wir haben natürlich noch den Ball. Chliché I know, aber ich mag es und muss damit die fehlende Romantik in meinem Leben kompensieren.
Wie gefällt euch Sophia?
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"And some things you just can't speak about"
Romance~A lesbian lovestory~ Lilla entscheidet sich in ihrem 12. Schuljahr für einen Neuanfang an einer neuen Schule. Eigentlich sollte es vorallem dazu dienen, sie von ihren psychischen Problemen abzulenken. Durch ihre Zimmernachbarin Marthe kommen noch g...