3. Freunde? Oder weniger?

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Ich wache auf, weil ein Sonnenstrahl durch die offenenen Vorhänge direkt in mein Gesicht knallt. Marthe und ich haben wohl gestern Beide vergessen die Vorhänge zu schließen.
Ich brauche einen kleinen Moment, um zu mir zu kommen und alle Gedanken des vergangenen Tages zu ordnen. Was war das bloß für ein Abend.
Ich sollte duschen gehen, vielleicht hilft mir das einen klareren Kopf zu bekommen.
Nach der Dusche, die meinem Kopf auch nicht wirklich geholfen hat, gehe ich alleine zum Frühstück, bekomme aber nicht mehr als ein halbes Brötchen und eine Tasse Kaffee herunter. Danach gehe ich direkt nach draußen, um zu lesen. Ich kann Marthe jetzt nicht unter die Augen treten.

Ein leichter Herbstwind streicht über mein Gesicht während ich durch den Schulpark gehe und mich an einen Baum setzte. Ab und zu fällt ein Blatt auf meinen Kopf und meine Haarsträhnen fallen in mein Gesicht. Ich versuche alle losen Haare hinter meine Ohren zu streifen, schlage mein Buch auf und beginne zu lesen.

Ich kann mich überhaupt nicht auf die Geschichte konzentrieren. Ich muss die ganze Zeit an gestern Abend denken. Das ist so unfassbar peinlich. Was habe ich bloß angestellt. Bestimmt will Marthe jetzt garnichts mehr mit mir zu tun haben.
Ein Gefühl der Leere breitet sich in mir aus und mein Herz wird ganz kalt. Nein bitte nicht dieses Gefühl. Ich hasse dieses Gefühl. Es ist als würde man von innen aufgefressen werden. Früher hat es mich fast täglich begleitet und ich war so erleichtert, dass ich es in den letzten Wochen nicht gespürt habe, doch die Angst meine gerade gewonnenen Freunde wieder zu verlieren, hat es wieder erweckt.

 Früher hat es mich fast täglich begleitet und ich war so erleichtert, dass ich es in den letzten Wochen nicht gespürt habe, doch die Angst meine gerade gewonnenen Freunde wieder zu verlieren, hat es wieder erweckt

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(Nein es schneit nicht wirklich. Wir haben September)

Marthe und ich waren gerade erst soweit, dass wir überhaupt fast so etwas wie Freunde waren und jetzt mag sie mich warscheinlich nicht mehr.

Ich gebe auf, lege mein Buch neben mich und starre den Himmel an, wo ein paar vereinzelte Wolken vorbeiziehen als Phyllis neben mir auftaucht. ,,Ach hier bist du. Warum sitzt du denn so depri in der Gegend herum, komm wir haben heute Ausgang. Hast du Lust einen Kaffee trinken zu gehen?"
Weil ich sonst auch nichts Besseres zu tun habe, stimme ich zu, vielleicht kann der warme Kaffee die Kälte in mir bekämpfen.
Wir machen uns auf den Weg in die Kleinstadt nahe dem Internat. Dort angekommen suchen wir uns einen Platz in dem dortigen Café und natürlich waren wir nicht die Einzigen...
Wer von allen Schülern ist hier. Marthe...

Sieht aus als ob sie eine Gruppenarbeit mit ein paar anderen Schülern aus ihrem Jahrgang macht

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Sieht aus als ob sie eine Gruppenarbeit mit ein paar anderen Schülern aus ihrem Jahrgang macht. Wenigstens hat sie mich nicht gesehen uuund zu spät. Genau in diesem Moment blickt sie auf und mir direkt in die Augen, doch statt mir, wie sonst, kurz zu zu lächeln, senkt sich ihr Blick unverändert wieder auf das Papier vor ihr.
Das nehme ich dann mal als entgültigen Beweis dafür, dass ich mich gestern absolut bescheuert aufgeführt habe.

Phyllis und ich bestellen unseren Kaffee und sie erzählt irgendwas von Leander. Ich weiß ich sollte zuhören, aber ich bekomme überhaupt nichts von dem mit was sie sagt. Es ist als sei eine unsichtbare Mauer zwischen mir und der Realität, die meine Sinneswahrnehmung dämpft.
Plötzlich hört sie auf zu reden und schaut mich an. Oh Gott sie hat mir bestimmt eine Frage gestellt. ,,Tut mir leid Phyll ich habe nicht zugehört. Ich stehe irgendwie heute total neben mir." gebe ich zu und zu meinem Erstaunen antwortet sie verständnisvoll ,,Ist schon okay Lilla. Lass uns einfach zurück zum Internat gehen. Ich glaube frische Luft tut dir gut." Weiß sie, dass ich mich wegen Marthe so fühle? Also natürlich nicht richtig wegen Marthe. Ich stehe ja nicht auf sie oder so.

Den Sonntag verbringe ich mit Jenna und Phyllis in Phyllis Zimmer und wir schauen uns Serien an. Caitriona ist seit ein paar Tagen fast nur noch mit ihrem Freund zusammen und man merkt Jenna an, dass sie ihre beste Freundin vermisst, also versuchen Phyllis und ich so gut wie möglich als Ersatz her zu halten. Das lenkt mich außerdem auch ein wenig von meinen eigenen Gedanken ab. Marthe hat seit Freitag kein Wort mit mir geredet, nicht mal ein ,,gute Nacht" und sie ist fast immer mit Leander weg.

Die nächste Woche verläuft nicht wirklich anders. Ich versuche so gut es geht mich auf die Schule und meine neuen Freunde zu konzentrieren. Ich verstehe mich wirklich gut mit allen drei und fange langsam an ihnen zu vertrauen, aber irgendwie vermisse ich es trotzdem mit Marthe zu lesen und warte unterbewusst immernoch darauf, dass sie mir zu lächelt, wenn sich unsere Blicke ausversehen kreuzen. Sie hat mich aber auch den Rest der Woche kein Stück beachtet, also habe ich mich gezwungen es genauso zu machen und fliehe inzwischen geradezu vor jedem möglichen Aufeinandertreffen. Dieses Verhalten hat mir schon einige verwirrte Blicke von Phyllis eingehandelt, aber ich kann es ihr einfach nicht erklären, sonst denkt sie da ist mehr als es ist, was definitiv nicht der Fall ist.

Am Donnerstag wird meine Taktik zu meinem Bedauern auf die Probe gestellt. Denn in den letzten beiden Stunden haben wir gemeinsam Politikunterricht mit Marthes Klasse. Und ich sitze natürlich neben Marthe, weil unser Lehrer sich letzte Woche dachte es währe doch nett, wenn immer zwei Schüler aus verschiedenen Klassen zusammenarbeiten. Ich habe keine Ahnung wie ich es aushalten soll zwei Stunden neben ihr zu sitzen während sie mich knallhart ignoriert. Vielleicht kann ich ja doch neben Phyllis sitzen? Hoffentlich...
Es ist schon schlimm genug jede Nacht in der Gewissheit, dass sie nichts mit mir zu tun haben will, neben ihr zu schlafen, wobei man auch nicht wirklich von schlafen reden kann. Ich liege fast immer bis spät in die Nacht wach, weil meine Gedanken nicht aufhören, wild in meinem Kopf herum zu schwirren. Daraus resultieren wunderschöne Augenringe, die ich noch nichtmal abdecken kann, weil ich jeden Morgen unser Zimmer so schnell wie möglich verlasse. Soll das jetzt für den Rest des Jahres so weiter gehen? Oder sollte ich vielleicht doch versuchen mit ihr zu reden? Nein lieber nicht. Sie möchte bestimmt nicht weiter von mir belästigt werden und am Ende mache ich es damit warscheinlich nur noch schlimmer.

"And some things you just can't speak about"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt