•forty-three•

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Mittlerweile waren einige Wochen vergangen und Aaliyah hatte das Krankenhaus schon verlassen dürfen. Bevor ihrer Rückkehr hatte ich noch einige Zeit bei Avery geschlafen, da ihre Mutter sowie ihr Vater glücklicherweise nichts dagegen hatten. Doch sobald ich Ally abgeholt hatte sollte sich das ändern.

Meine Lehrerin hatte mich nämlich gefragt, ob ich nicht bei ihr mit wohnen möchte. Wir könnten Avery und ihre Familie entlasten, hätten uns und könnten zusammen ganz in Ruhe runter kommen. Glücklich stimmte ich ihrem Vorschlag zu und fiel ihr dabei um den Hals.

Im Anschluss fuhr sie mit mir zu meiner besten Freundin um meine Sachen abzuholen. Diese betrachtete uns nur mit einem wissenden Blick und einem geheimnisvollen Grinsen. Sobald ich meine Tasche unter dem Arm hatte, Avery und Ally sich ausgesprochen hatten, waren wir auf dem Weg zu dem Haus meiner Lehrerin.

Behutsam öffnete sie die Türe und ließ mich voran eintreten. Es fühlte sich an, wie Zuhause. Dieses Gefühl, welches ich nie fühlen konnte. Ich blickte mich lächelnd um und konnte für einen Moment lang auch nichts weiter tun. Erst die liebliche Stimme von Aaliyah riss mich aus meinem Tagtraum: ,,Ist alles okay?"

,,Oh, ja natürlich. Ich habe mich nur gerade das erste Mal wie Zuhause gefühlt. Ich habe diese Erfahrung vorher nie gemacht", gab ich zu und kratzte mir unsicher an meinem Hinterkopf. Ally kam auf mich zu und nahm mich stumm in ihre Arme.

Als wir uns voneinander lösten nahm sie meine Hand und zog mich ins Wohnzimmer auf das Sofa. Zusammen kuschelten wir uns in die weichen Polster und genießten die Stille sowie die Zweisamkeit.

,,Miyu? Darf ich dich was fragen?" Durchbrach die leise Stimme der Frau in meinen Armen die ruhige Atmosphäre, während sie ihren Kopf so legte, das sie mir in die Augen schauen konnte.

,,Klar, immer her damit", erwiderte ich und lächelte sie verliebt an. Dieses blau in ihren Augen. Ich konnte mich darin nur verlieren.

Sie atmete kurz tief durch und fragte dann: ,,Was ist eigentlich mit deinen Eltern passiert?"

Ich schluckte, denn ich hatte jede Frage außer diese hier erwartet. So richtig wusste ich auch keine Antwort, da ich nur eine kleine Info bekommen hatte, sobald es mir besser ging.

Wahrheitsgemäß antwortete ich demnach dann: ,,Soweit ich weiß noch am Unfallsort gestorben. Beide haben die Explosion, die uns weg geschleudert hat, nicht überlebt."

Sie nickte verstehend und kuschelte sich näher an mich heran. ,,Wie geht es dir damit?"

Ich löste meinen Blick von ihr und schaute hoch an die Decke. ,,Weiß nicht so recht", fing ich an, ,,ganz okay. Ich meine, die beste Beziehung zu den beiden hatte ich nun nicht, deshalb trifft es mich jetzt auch nicht so stark. Ich glaube ich bin einfach froh, das sie mir nun endgültig nichts mehr antun können."

Auch diesmal nickte sie verstehend, doch fügte nichts weiter an. Die beruhigende Stille umgab uns wieder.

Pov. Aaliyah

Es waren nun einige Stunden vergangen und wir hatten beide die Anwesenheit der anderen vollends genossen. Dieses wunderschöne Ambiente zerstörte jedoch der knurrende Magen meiner Schülerin, was mich nur zum Lachen brachte.

,,Hat da etwa jemand Hunger?" Fragte ich provokativ mit einem leichten Grinsen im Gesicht, während ich aufstand und nach ihrer Hand Griff.

,,Als ob du nicht hungrig bist!" Erwiderte sie nur, während sie ebenfalls aufstand und meine Hand hielt. Ich könnte es ewig tun.

Zusammen gingen wir in die Küche, denn wir hatten beschlossen zusammen ein paar einfache Nudeln mit irgendeiner Gemüsesoße dazu zu machen. Jeder nahm sich ein Brett, ein Messer und etwas Gemüse und schon bald lag der Geruch einer leckeren Gemüsebolognese in der Luft. Ich genoss es, zusammen mit ihr zu kochen und die Aufgabe des Lebens zu beschreiten. Deshalb wollte ich sie heute Abend die wohl wichtigste Frage stellen, die kein Mensch vorher von mir gefragt worden ist. Sie sollte meine erste und einzige Freundin werden.

Während Miyu die Teller und das Besteck auf den Tisch bereit legte, goss ich die Nudeln ab und stellte dann diesen Topf sowie den der Bolognese ebenfalls auf den Tisch. Es sah unglaublich appetitlich aus und mittlerweile knurrte auch mein Magen. Das entlockte Miyu ein Lächeln.

Sie fing an, uns jeweils eine Portion Nudeln mit Bolognese auf die Teller zu tun, während ich noch zwei Gläser mit Wasser befüllte. Dann setzten wir uns zusammen an den Tisch und wünschten uns einen guten Appetit. Die Ruhe, die uns umgab, war gefüllt von den Geräuschen unseres Besteck auf den Tellern oder des leisens Sprudeln unserer Wassergläser. Mit Miyu war jeder ruhige Moment ein wunderschöner. Wir brauchten nicht viel Kommunikation damit der andere sich wohlfühlte, auch mit Schweigen konnten wir dem anderen zeigen, das es uns gut geht.

Beide saßen wir nun da, mit gefüllten Mägen und leeren Tellern sowie glücklichen Gesichtern. Es war wirklich köstlich gewesen. Doch darauf wollte ich mich nicht zu lange konzentrieren. Ich merkte, der Moment kam immer näher.

Ich ergriff ihre Hand, die auf dem Tisch lag und legte meine in ihre. Sie blickte zufrieden von unseren Händen in meine Augen und ich konnte nur in diesem smaragdgrün versinken. Dieser eine kleine braune Stich in der rechten Pupille fiel mir in diesem Moment das erste Mal bewusst auf.

,,Miyu?" Ich hörte meine Stimme, hatte aber gar nicht richtig realisiert, das ich sie wirklich verwendet hatte. Meine Schülerin blickte mir geduldig entgegen und ich wusste, jetzt war der Moment gekommen. ,,Ich wollte dich was fragen. Du hattest in den letzten Tagen, Wochen keine leichte Zeit, doch stand ich dir immer zur Seite. Und das möchte ich, insofern du möchtest das auch, weiterhin tun. Doch nicht mehr nur als Lehrerin, nein Miyu, ich möchte dich fragen, ob du meine feste Freundin werden möchtest. Wir haben eine besondere Verbindung, ich spür das, wenn ich deine Hand in meine nehme, in deinen Armen liege oder deine weichen Lippen küsse. Und glaub mir, all das möchte ich nie mehr missen. So möchte ich dich fragen: Miyu Storm, willst du meine Freundin werden?" Meine Stimme zitterte, weil ich so nervös und aufgeregt war. Der gesprochene Text kam mir auf einmal in den Kopf geflogen hat aber perfekt gepasst.

Gespannt wartete ich nun auf die Antwort von ihr, die mich nur ungläubig anschaute. In mir kam das Gefühl auf, ich hätte etwas falsch getan, doch schnell machte sie dies zur nichte.

,,Natürlich Aaliyah! Liebend gern würd ich deine Freundin werden", war ihre Antwort bevor wir beide aufstanden und dem anderem um den Hals fielen. Glücksgefühle dürchströmten mich und sachte nahm ich ihr Gesicht in meine Hände, nur um sie leidenschaftlich zu küssen.

Es fühlte sich so richtig an, obwohl es so falsch war.

***

Ein freudiges erstes Kapitel in 2021!
Ich hoffe ihr seid alle gut in das neue Jahr gestartet und habt wenigstens gemütlich im engen Kreis das alte Jahr verabschiedet.

Nächste Woche geht es weiter!

xx

I'm scared, and even more [txs/girlxgirl] ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt