•twenty-three•

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Stumm ging ich neben Avery her, wir waren gerade auf dem Weg in den nächsten Klassenraum, während sie die ganze Zeit versuchte, aus mir heraus zu kitzeln, was ich mit Miss Perez zu bereden hatte.

,,Avery, ich habe dir schonmal gesagt, sie wollte sich nach gestern nur noch einmal erkundigen." War meine Antwort, welche nicht einmal gelogen war. Ich erzählte die Wahrheit, jedoch nicht die komplette, dass aber war in diesem Moment total irrelevant.

,,Dafür das es nur ein erkundigen war, habt ihr ziemlich lange gebraucht, und dazu kommt, dass du ziemlich zerstreut warst, als du mich im Sprachentrakt abgeholt hast." Argumentierte sie weiter, ich blockte aber ab, was sie irgendwann zum Aufgeben brachte.

Zurück im Haupttrakt, wo ich gerade schon meine erste Stunde verbracht hatte, liefen wir zwei Etagen höher um in den Geschichtsunterricht gehen zu können.

Die Pause verlief relativ ruhig, unser Weg zum neuen Zimmer verlief ohne große Ereignisse, was ein roter Tag im Kalender bedeutete, da dies so selten passierte.

Kopfschüttelnd und leicht schmunzelnd, über meine Gedanken, ließ ich mich neben Avery auf einen Stuhl nieder und suchte meine Unterlagen aus meiner Tasche.

Auch unsere Lehrerin lies dann nicht mehr lange auf sich warten, was für mich den Beginn meiner ersten Stunde an diesem Tag bedeutete, auf welchen ich jedoch eher verzichten könnte.

Der Unterricht zog sich, wie ein alter Kaugummi, was bei allen, nicht nur bei mir, für ermüdete Gesichter sorgte. Klar war es nur eine Stunde, aber es war eine Stunde Geschichte über vergangenes Leben, was heute eh keiner mehr verändern konnte, da Dinge eben passieren. Unsere Aufgabe sollte es eher sein, zu überlegen wie wir die Welt heute und in der Zukunft verändern können, so dass alle Menschen mit gleichen Rechten und Freiheiten leben können, aber nein, wir müssen 100 Jahre alte Menschen, von denen schon mehr als die Hälfte gammlig in der Erde liegt im Unterricht behandeln und deren Handeln inspizieren um es dann logisch Schlussfolgern zu können, was niemand jemals in seinem Leben benötigt.

Dementsprechend laut stöhnend sprang ich von meinem Stuhl auf, als die verdammte Klingel uns aus dem Raum entließ. Freiheit! Okay, nicht ganz, für 10 Minuten vielleicht, aber - Freiheit von den toten Geschichten!

,,Komm Avery! Auf auf zu Politik!" Flötete ich fröhlich, woher auch immer auf einmal meine lebensfrohe Einstellung kam.

,,Jaja ist ja gut!" Jauchzte sie leise, während ich sie, an ihrer Hand hinter mir her, zwei Etagen weiter runter zerrte.

Vor unserem neuen Klassenraum blieben wir dann beide nebeneinander stehen und grinsten den jeweils Anderen dämlich an.

,,Was ist mit dir?" Fragte Avery dann aus dem Nichts.

,,Ich weiß es nicht, ich genieß einfach die Zeit mit dir zusammen." Meinte ich nur schulterzuckend.

Sie quittierte es lediglich mit einem Nicken, worauf ich dann auch nicht mehr einging, weil ein scheinbarer Engel gerade auf dem Weg zu unserer Klassenraumtür war. Schnell schüttelte ich meinen Kopf, und damit die Gedanken von mir ab, nur um einen erneuten Blick riskieren zu können, welcher mir ein zweites Mal bestätigte, dass Miss Perez nun bei uns Unterricht hatte.

Wieso sie aber eine solche Wirkung auf mich hatte, blieb mir ein Rätsel, da sie für mich lediglich eine vielleicht bisschen attraktivere Lehrerin war, und nicht direkt ein gold leuchtender Engel.

Mit viel Enthusiasmus schloss sie uns also nun die Tür auf, nur um uns alle kurz darauf mit einem fröhlichen Lächeln zu begrüßen.

,,Guten Tag, meine Lieben!" Waren dabei ihre gewählten Worte. ,,Freut mich, euch nun auch einmal in Alltagsklamotten und mit, vom Unterricht, ermüdeten Gesichtern zu sehen, welche ihr sonst immer in den Umkleiden lasst." Ihren Worten verleihte sie mit einem Augenzwinkern etwas weniger Strenge, was uns einmal aufatmen lies, weil sie mit uns gnädiger umging, anders als andere hier in der Hölle.

,,Nun fragt ihr euch sicherlich, was ich hier vorne zu suchen habe, wobei ich mehr das Gefühl habe, ihr seid einfach froh mich gerade zu haben, was mich ebenso fröhlich stimmt, auch wenn ich weiß das meine Vertretung sich nur auf diese Stunde beziehen wird." Direkt zogen sich die grinsenden Gesichter zurück, welche wohl gehofft hatten, Miss Perez für ewig in diesem Fach halten zu können. ,,Es tut mir leid, wenn ich jetzt in eure mehr oder minder enttäuchten Gesichter blicke, jedoch ist euer Fachlehrer derzeit nicht im Haus, was nächste Woche dann aber wieder ganz anders aussehen wird." Meint sie noch als Abschluss für ihre Begrüßung.

Mein Blick hing die ganze Zeit an diesen wunderbaren Lippen, welche einfach so viel Lebenslust verbreiteten, dass ich all das grausame der letzten Zeit für zumindest ein paar Minuten aus meinem Kopf, in eine alte Kiste packen und hinaus werfen konnte.

Erst der agressive Ellenbogen von Avery konnte mich aus meinem wehmütigen Starren reißen, um mir dann deutlich zu machen, dass wir einen Arbeitsauftrag von unserem Fachlehrer aufhaben.

,,Was müssen wir tun?!" Flüsterte ich schon fast panisch in die Richtung von Avery.

Diese seufzte nur genervt, doch ich wusste sie konnte mir nicht böse sein, was sie mir ziemlich schnell, durch das zeigen der Buchseite, bestätigte.

,,Danke!" Schnell lehnte ich mich also über mein Buch, um die Aufgabe lesen zu können, bis ich einen warmen Körper neben mir spürte.

Mein Puls schoss direkt in die Höhe und meine Atmung ging unregelmäßig voran, was nur allein mit dem Erscheinen der Person neben mir zutun haben konnte.

,,Also Miss Storm, nichts auf dem Papier haben aber mit Miss Garsmit reden können, dass geht ja wohl nicht." Flüstert jemand nah an meinem Ohr, und dieser jemand war Miss Perez. ,,Einmal noch und sie können die Nachmittage mit Nachsitzen verbringen." Mit diesen Worten ging sie wieder vor an die Tafel, nur um mir von dort noch einmal zu zuzwinkern.

Perplex saß ich auf meinem Stuhl, für ein paar Sekunden nicht mehr fähig klar denken zu können. Diese Frau hatte eine unglaubliche Wirkung auf mich, was mir absolut nicht gefiel, da sie mit mir Sachen anstellte die ich nie getan hätte.

Ich war die, die nie auf jemanden hörte, oder sich immer zur Wehr setzte, wenn ihr etwas nicht passte, doch in der Anwesenheit dieser Frau fiel es mir zunehmend schwieriger, mein klasse Pokerface aufrecht zu erhalten.

Grummelnd widmete ich mich dem Buch vor meiner Nase, schon wieder daran, dass zutun was sie von mir will.

I'm scared, and even more [txs/girlxgirl] ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt