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"Hoffentlich stört es dich nicht, dass wir uns euch anschließen." John tritt neben Max, legt ihm einen Arm um die Schulter. "Es ist ewig her, dass wir in Berlin waren. Was gibt es da besseres, als ein Abend mit guten Bekannten."
Es hat mir die Sprache verschlagen. Da sitzen sie, mehr oder weniger die Hauptakteure der Straßenbande. Die übrigen Gäste kennen sie nicht, oder wahren höflichen Abstand. John löst sich von meinem besten Freund und hält mir den Arm hin - offenbar soll ich mich einhaken. Abwesend, als würde ich die Situation nicht selbst erleben, reagiere ich völlig mechanisch.

Ich hake mich bei John unter, lasse mich von diesem großen Mann zu dem Tisch bringen.
"Ach je, jetzt lässt er wieder den Charmeur raushängen", lacht Marten, steht auf und umarmt mich kurz. "Schön, dich wiederzusehen, Lotti." Ich bin regelrecht dankbar, dass er mich nicht mit dem Namen angespricht, den ich damals benutzt habe. Im Gegensatz zu John. Der scheint Gefallen daran zu haben, mich mit Erinnerungen zu quälen.

Auch die anderen Jungs begrüßen mich mit kurzen Umarmungen. John zieht einen Stuhl für mich zurück, doch ich entscheide mich für einen anderen. Ja, ich verhalte mich mal wieder völlig unreif. So what? Soll er mich verklagen.
Zwischen Marten und Kris ist ein Stuhl frei, auf den ich mich sinken lasse.
Dass ich nun John gegenüber sitze, hatte ich nicht bedacht.

Sein Blick fixiert mich, obwohl er sich an allen Gesprächen rege beteiligt.
"Lotti, was treibst du so?", will Kris wissen.

"Ich arbeite in einer Kita. Sonst nicht viel", antworte ich wahrheitsgemäß. Neben der Arbeit mache ich wirklich nicht viel, was für andere gleichaltrige normal wäre.

"Cool", sagt Kris und erstaunlicher Weise wirkt er total aufrichtig.

"Hier, wir haben uns alle schon entschieden." Marten schiebt mir seine Speisekarte zu. "Du isst doch Fleisch, oder?" Eine merkwürdige Frage, wenn man bedenkt, dass wir in einem Steakhaus sitzen.

"Ja, ich esse Fleisch", antworte ich lachend und studiere die Menüs. Ich habe einen riesengroßen Appetit und entscheide mich für ein Entrecote mit Pommes und Salat.

"Gute Wahl", nickt Marten, als ich meine Bestellung aufgebe. Als ich ihn anlächle bemerke ich im Augenwinkel, das Johns Blick sich verdüstert. Was ist los mit ihm?

"Und was kann ich Ihnen zu trinken bringen?", fragt der junge Kellner. Schnell schaue ich, was die anderen trinken - ausnahmslos Bier - und bestelle ein Radler.

"Aber mit Sprite, bitte", füge ich hinzu, damit mir nicht fälschlicherweise ein Bier-Fanta-Mix gebracht wird.

"Das arme Bier." Kris schüttelt theatralisch den Kopf, stützt seine Arme verschränkt auf den Tisch und kommt mir mit seinem Kopf etwas näher. "Aber zumindest magst du Bier. Damit kannst du bei mir Punkten." Kris zwinkert mir zu, den Schalk kann er dabei nicht überspielen. "Wenn du jetzt noch Tattoos hast, bist du meine Traumfrau."
Neben mir lacht Marten laut auf, ich stimme fast automatisch mit ein.

"Ich habe tatsächlich zwei Tattoos", erzähle ich, als ich mich wieder beruhigt habe.

"Wo?" Kris rutscht, noch immer im offensichtlich gespielten Flirtmodus, näher an mich heran.

"Lass sie endlich in Ruhe", unterbricht uns Max, ebenfalls lachend. "Ihr Essen wird ja kalt."
Tatsächlich sind wir alle schon seid ein paar Minuten mit unseren Tellern beschädigt. Doch mich stört die Fragerei von Kris nicht.

"Schon gut, Max", winke ich ab. "Das wo werde ich ihm eh nicht beantworten."

"Aber die Motive?" Kris gibt nicht auf, doch auch Martens Interesse liegt nun bei mir. Kein Wunder, sind die beiden doch über und über tätowiert. Auch Max ist bis zum Hals tätowiert, sogar auf der Kopfhaut - geisteskrank!

Fuck - Hab schon tausendmal verkacktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt