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Mit einem lauten Knall ziehe ich die Badezimmertür hinter mir zu. Ich schäume vor Wut. Wie kann er es wagen? Schnell gehe ich wieder auf die Terrasse, will nicht erneut mit John allein sein. Am besten nie wieder.

Wie kann es sein, dass wir uns entweder streiten oder Sex haben, wenn wir allein sind? Gibt es da denn nichts zwischen? Ist diese enorme Anziehung, die ich verspüre, sobald er neben mir ist, etwa rein sexuell? Das darf nicht sein, es kann nicht sein! Vielleicht, und wirklich nur vielleicht, ist der Streit für uns aber auch eine Art Vorspiel ...

Ich setze mich wieder auf meinem Stuhl, greife das Bier von Marten und nehme einen großen Schluck. Augenblicklich schüttelt es mich, denn das Bier ist schon ein wenig warm geworden und schmeckt mir einfach nicht. Ich bekomme Bier nur mit Sprite runter.

"Alles gut?" Frank guckt mich skeptisch über den Tisch hinweg an. Schon früher viel es mir schwer, Wut, Rage und Trauer vor anderen zu verbergen.

"Ja, ja, alles bestens", antworte ich und winke ab. Unterdessen kommt John wieder aus dem Haus, setzt sich auf seinen Stuhl und mustert erst Frank und dann Marten, dessen Arm schon wieder auf meiner Stuhllehne liegt. Vielleicht sollte er seinen Cousin gerade nicht reizen.

"Wo kommst du eigentlich her? Du hast ein bisschen Dialekt", wendet John sich an meinen Cousin. Den bedrohlichen Unterton hat er abgeschaltet. John wirkt, als wäre er bester Laune. Vielleicht ist er es sogar und nur ich ärgere mich schwarz wegen ihm. Oder wegen mir, weil John scheinbar immer einen wunden Punkt bei mir findet.

"Ich bin eigentlich Berliner, bin mit Max zur Schule gegangen. Nach der Ausbildung bin ich allerdings nach Oberfranken gezogen."

John spielt offensichtlich nur den Interessierten. Seine Fragen sind oberflächlich, doch Frank steigt voll drauf ein. Er liebt es, über seinen Beruf als Bänker zu sprechen. Ich weiß wirklich nicht, was John damit erreichen will.
Mia und mich langweilt dieses Thema einfach nur, besonders mich, da ich das meiste live miterlebt habe. Deshalb gehen wir auf die Wiese, spielen ein bisschen mit dem Ball. Die Hunde sind erstaunlich lieb, sie bleiben direkt an der Terrasse liegen, beobachten aber jede unserer Bewegungen.

Der Abend neigt sich dem Ende, Mia wird nach dem guten, gegrillten Essen schnell müde.
"Wir werden dann mal", sage ich, als ihr erneut die Augen zufallen.

"Können wir nicht doch hier schlafen?" Ihre Augen werden groß. "Dann kann John mich wieder ins Bett bringen, ja Mama?" Noch immer sitzt sie auf seinem Schoß, auch nachdem wir gespielt haben, war sie sofort bei ihm.

"Du kannst nicht mehr fahren", flüstert Marten und deutet auf die vielen Flaschen Bier auf dem Tisch, von denen auch ich ein oder zwei gemixt getrunken habe. Mist, Mist, Mist verdammter!

"Komm, Prinzessin", sagt John während er aufsteht. Sein fragender Blick huscht zu mir und ich nicke leicht. Es ist okay, wenn er unsere Tochter ins Bett bringt. Auch ich erhebe mich, trete näher an ihn heran, um meiner Tochter einen Kuss zu geben. Mia zieht mich an sich heran.

"Kann John mein Papa sein? Er nennt mich Prinzessin", versucht sie zu flüstern. Mir gefriert das Blut in den Adern, wie kann sie diese Frage stellen? Wir haben mit keiner Silbe über John in diesem Zusammenhang gesprochen. Und Prinzessin nennt sie nun wirklich fast jeder. John spannt sich sichtbar an, vermeidet es tunlichst, mich anzusehen.

"Gute Nacht, Spatz" ignoriere ich die Frage.
Kaum sind die beiden verschwunden, lasse ich mich seufzend auf meinem Stuhl fallen. "Was mach ich bloß?", sage ich leise zu mir selbst.

"Ich geh mal eine Runde mit den Hunden", erklärt Marten, steht auf und schaut mich abwartend an. "Willst du mitkommen?"
Ich denke nicht groß darüber nach, willige sofort ein. Es fühlt sich gut an, kurz raus zu kommen, ein paar mehr Meter zwischen John und mich zu bringen.

Fuck - Hab schon tausendmal verkacktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt