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"Woher weißt du denn schon wieder davon?", frage ich alarmiert. Max kennt die Jungs, sonst hätte er uns nie eine Einladung für die Party damals besorgen können. Mir war nur nie klar, wie nah sie sich offenbar stehen.

"Ich war gestern noch in Club. Also eher heute, ich komme direkt von dort." Mein Freund zuckt mit den Schultern. Ich wusste nicht, dass er dieses Wochenende in Hamburg sein würde. Aber woher auch, wir haben uns lange nicht gesprochen.

In kurzen Worten erzähle ich Maximilian von unserem Abend. Er lacht sich bald schlapp, als er von der Aktion mit den Türstehern hört. So kennen wir Elli.
Nach einem großen Pott Kaffee gehen wir am Hafen spazieren.

"Du wolltest wirklich nicht um Hilfe bitten?", will Max irgendwann wissen. "Das bist so typisch du." Lächelnd schüttelt er den Kopf. Er war schon früher mit meinem dickköpfigen Art nicht immer einer Meinung.

Doch in meiner Schwangerschaft war er es, der immer für mich da war. Max hat meine Tränen getrocknet, mich schimpfen lassen, so viel meine Stimme hergab. Und doch hat er mich nie gefragt, wer Mias Vater ist. Bedingungslos hat er akzeptiert, dass ich den Namen nicht preisgeben wollte. Mehrmals habe ich überlegt, ihn in Kenntnis zu setzen. Doch was hätte es an der Situation geändert?

"Ach Küken", seufzt Max. Küken, wie ich diesen Spitznamen hasse. Schnell haben auch die anderen Kinder aus unserer Siedlung mich so genannt, weil ich die jüngste war. Vor ein paar Jahren gestand Max, dass er den Namen in Umlauf gebracht hat - als hätte ich es nicht eh schon gewusst. Ja, alle anderen Kinder waren älter als ich. Außer Ninni natürlich. Doch das hat mich nicht eingeschüchtert. "Wann lernst du endlich, dass es keine Schande ist, Hilfe anzunehmen? Besonders, wenn deine beste Freundin so dicht wie ein Seemann ist?"

"Es ist gar nicht so, dass ich keine Hilfe annehmen will", protestiere ich. "Ich wollte nur schnell aus dem Laden." Skeptisch schaut Max mich an. "Na du weißt, im Club war ja nichts los, durch die private Runde. Es war öde. Nichts ist schlimmer als ein öder Club."

"Bei Marten ist es nie öde." Max zieht mich weiter, lässt das Thema aber fallen. Länger als mein halbes Leben kenne ich ihn schon, wir haben so manches miteinander erlebt. Dinge, die wir vielleicht nicht hätten erleben sollen. Nicht zusammen.
Und obwohl Max sich immer ein bisschen mehr als Freundschaft erhofft hat, blieb er an meiner Seite. Denn für mich ist er wie ein Bruder - Familie eben.

"Wie lange bleibst du in Hamburg?" Ich bleibe an einer Bank stehen, lasse mich darauf nieder und recke mein Gesicht der Sonne entgegen. Max schweigt, ich höre nur, wie er auf seinem Handy tippt. "Redest du nicht mehr mit mir?"

"Sorry, Küken, aber die Jungs wollen, dass ich zu Marten in den Club komme." Genervt schaue ich zu meinem Freund auf. "Um deine Frage zu beantworten: ich weiß noch nicht genau, wie lange ich bleibe. Wir planen einige Features und John soll sich ein paar meiner neuen Tracks anhören."

"Meld dich, wenn du daheim bist. Wir könnten was zusammen essen", schlage ich, mit noch immer geschlossenen Augen, vor.

"Machen wir. Bis dann, Küken." Die Sonne verschwindet für den Moment, in dem Max sich von mir mit einem Kuss auf die Wange verabschiedet.
Eine gute halbe Stunde bleibe ich noch sitzen, lasse mir den vergangenen Abend durch den Kopf gehen.

Als ich Marten erblickte, durchfuhr es mich heiß und kalt. Schon damals habe ich gemerkt, dass er anders ist. Er hatte nichts getrunken, sich nicht an den bereits gedrehten Joints bedient, dafür umso mehr Zigaretten geraucht. Er hat alles im Blick behalten, obwohl einer seiner Freunde Geburtstag hatte.

Es hätte mich also nicht sonderlich überraschen dürfen, dass er mich wiedererkannt hat. John hingegen war bereits betrunken oder stoned, als wir auf der Party ankamen. Wie ich später erfahren habe, soll das ein dauerhafter Zustand bei ihm sein. Sicherlich versäuft und verraucht er alles, was er mit seiner Musik einnimmt.

Fuck - Hab schon tausendmal verkacktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt