Seven

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„Ich habe dich jetzt einige Tage nicht eingeladen zu reden." sagte Doktor Moon lächelnd und sah Jimin an. „Ich wollte, dass du eine kleine Auszeit hast."

„Hatte ich nicht." gab Jimin leise zu und fuhr sich verzweifelt mit der Hand durch das Gesicht. „Ich erinner mich an so viele Dinge. Wieso kommt jetzt alles zurück?"

„Du möchtest dich erinnern, deswegen geschieht das alles. Wir haben letztes Mal über deinen Traum geredet. Worum ging es da genau?"
„Ich habe..." Es war ihm peinlich, zu erzählen, worum es sich handelte. „Die Nacht, in der wir zum ersten Mal miteinander geschlafen haben."
„War sie nicht schön?"

„Doch, natürlich."
„Wieso hast du dann geschrien?"
„Yoongi hat mir gesagt, dass er für immer bei mir bleibt. Und jetzt sitze ich hier. Allein." Jimins Sicht wurde immer verschwommer. Er sah auf seine Finger in seinem Schoß herunter. „Ich habe ihn getötet und er wird nie wieder bei mir sein."

„Es war nicht deine Schuld, Jimin."

„Von wem denn sonst?" Tränen floßen seine Wangen herunter, als er seinen Gegenüber anschaute. „Es war ich."
„Du wurdest getriggert und hattest keine Kontrolle über deinen Körper." erklärte Moon und sah ihn aufmunternd an. „Wenn wir wissen, was es war, können wir dich richtig behandeln und du kannst wieder ins Leben."
„Ich wollte zu Yoongi ziehen." erklärte Jimin, als er sich einigermaßen beruhigt hatte. „Ich habe es meinem Vater an diesem Tag erzählt. Er war enttäuscht von mir und hat mich geschlagen."

„Hat er noch irgendwas gesagt?"
„Dass ich meine Familie im Stich lasse. Dass ich eine Schwuchtel bin und sterben soll."
„Es klingt nicht so, als wäre es das erste Mal, dass er das gesagt hat."
Jimin schüttelte den Kopf und wischte sich die Tränen vom Gesicht. Er erinnerte sich, wie er auf den Boden fiel, als sein Vater ihn schlug. Der wütende Blick, der ihn verachtend ansah. Wortwörtlich herab gesehen.

„Ich bin mit dem Kopf auf den Boden geknallt." murmelte Jimin in Gedanken. „Er hat mich getreten. Mehrfach."
„Du musstest viel Mut gehabt haben, deinem Vater von Yoongi zu erzählen."

„Ich wollte es eigentlich nicht, aber er hat es verstanden, als ich gesagt habe, dass ich bei einem Typen einziehe. Mein Vater ist nicht dumm."

„Was ist danach passiert?"

„Ich habe meine Tasche genommen und bin zu Yoongi gegangen."

„Und dann?"
Jimin zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht." Er sah den Doktor wartend an. „Ich verstehe den Ablauf vom Abend nicht."

„Wieso nicht?"
„Ich war im Raum, als er starb. Also musste ich ihn auch gefunden haben, aber ich habe doch nicht die Polizei gerufen. Das wäre doch total dumm. Es ist doch klar, dass ich in den Knast müsste."

„Du hast nicht die Polizei gerufen." erklärte Moon. „Es war der Notarzt."
„Haben Sie den aufgezeichneten Anruf?"
„Ja."
„Kann... kann ich ihn hören?"
Kritisch sah der Doktor ihn an. „Ich weiß nicht, ob du schon soweit bist. Wenn das Ereignis dich zu schnell einholt, kann es deine Psyche vollkommen zerstören und du kommst nie wieder hier raus."
„Bitte." flehte Jimin ihn an und verschränkte seine Hände ineinander. „Ich werde es schaffen."
Seufzend holte der Doktor ein Diktirgerät und suchte die richtige Stelle.

„Notrufzentrale, wie kann ich Ihnen helfen?" ertönte es leise.

„Hallo? Mein Freund liegt bewusstlos im Bett. Er bewegt sich nicht mehr." hörte man Jimins Stimme, doch etwas störte den Blonden beim Hören. Seine Stimme war viel zu tief und ohne Emotionen.
„Das bin ich nicht." murmelte er und hörte weiter zu.

 „Sind Sie sicher, dass er nicht einfach schläft?"
„Ja, ich habe versucht, ihn zu wecken. Er bewegt sich nicht. Er atmet auch nicht."
„Wo sind Sie? Ich werde einen Krankenwagen anfordern. Er wird dann in wenigen Minuten dort sein. Bringen Sie ihn in die stabile Seitenlage und warten Sie."
„Kannst du dich erinnern?" fragte ihn der Arzt und legte das Aufnahmegerät weg. Jimin schüttelte nervös den Kopf.„Gar nichts?"
„Das hörte sich nicht wie ich an. Also schon, aber irgendwie auch nicht." erklärte Jimin überfordert und biss sich auf seine Unterlippe. „Ich kann mich nicht erinnern."
„Wir können es mit Hypnose versuchen." schlug Moon nach einer Weile des Überlegens vor. Normalerweise hätte sich Jimin erinnern müssen, doch anscheinend war die Blockade zu sehr verankert. „Es wird allerdings schmerzhaft. Natürlich nicht körperlich, psychisch."
„Ich will wissen, was passiert ist." murmelte Jimin und stimmte zu.

TraumaʸᵒᵒᶰᵐᶤᶰWo Geschichten leben. Entdecke jetzt