„Weißt du, wer das ist?" fragte Doktor Moon und hielt ein Bild von einem Hund in die Höhe.
„Das ist ein Hund." antwortete Jimin gleichgültig.
„Das ist Minni, das war mal dein Hund."
Schweigend saß Jimin in seinem ungemütlichen Stuhl und sah sich das Bild an. Er fühlte sich heute erschöpft und wollte mit niemanden reden, vor allem nicht über Yoongi.
„Kannst du dich an ihn erinnern?"
Jimin schüttelte den Kopf und sah aus dem Fenster. Es regnete nach langer Zeit endlich wieder.„Er wurde angefahren, als du zehn warst." erzählte Moon und schob ihm das Bild hin. „Er war dein bester Freund."
„Tiere als besten Freund zu haben ist erbärmlich." zischte Jimin und sah den Psychologen an. „Mir ist egal, was mit dem passiert ist."„Dein Vater hat ihn angefahren."
„Und?"
„Wie war dein Vater?"
„Ich dachte, es ging um Yoongi." murmelte Jimin genervt. Er wollte in sein Zimmer. Er wollte den Regentropfen zusehen, wie sie an das Fenster flogen.„Ich will ehrlich mit dir sein, Jimin. Damit du auch ehrlich zu mir bist." sagte Moon und räusperte sich. „Es ist möglich, dass du Yoongi getötet hast."
„Was?" fragte Jimin gereizt und sah ihn wütend an. „Wieso sollte ich sowas tun?"
„Ich bin mir sicher, dass es kein vorsetzlicher Mord war, aber wenn du von etwas getriggert wurdest, würde es erklären, wieso du eine Amnesie entwickelt hast."
„Nur weil ich im selben Raum war? Vielleicht habe ich ihn gefunden und den Notruf gewählt?" fuhr er ihn aggressiv an. Er ballte wütend seine Hände.
„Du hattest Geschlechtsverkehr mit ihm, kurz bevor er starb. Die Polizei hat deine DNS gefunden." erklärte Moon und klappte seine Mappe zu. „Ich will dir helfen. Mir ist es egal, was die Polizei herausfand, es geht mir um dich. Du bist jung und ich möchte, dass du dein Leben lebst und nicht in dieser Anstalt oder im Gefängnis alt wirst."„Wir haben oft miteinander geschlafen. Das ist kein Verbrechen." nuschelte Jimin und lehnte sich erschöpft an die Lehne des Stuhls.
„Die neuen Medikamente machen dich reizbar." stellte der Doktor fest und öffnete seine Mappe, um dies auf einem Blatt zu schreiben.
„Wieso muss ich die überhaupt nehmen?"
„Durch die Therapiesitzungen kannst du dich an womöglich vergessene Ereignisse erinnern und depressiv werden. Die anderen Tabletten helfen dir beim Erinnern." erklärte der Doktor sachlich.
„Wollen wir über deinen Vater reden?"
„Nein."
„Wieso nicht?"
„Weil es um Yoongi geht. Ich möchte nicht über meine Familie reden."„Ich weiß, was dein Vater dir angetan hat, Jimin." sagte Moon. „Ich habe deine Krankenakte gelesen."
Schweigend sah Jimin seinen Gegenüber an.„Dein Vater hat dich misshandelt und dich öfters ins Krankenhaus gebracht. Du bist eine Treppe heruntergefallen, weil er dich geschubst hat, hattest durch eine Ohrefeige eine Gehirnerschütterung und vieles mehr." Er machte eine Pause und sah den blonden Jungen prüfend an. „Und es war auch psychische Misshandlung. Dein Vater hat mit Absicht den Hund angefahren, nicht wahr?"
Jimin starrte den Grauhaarigen gleichgültig an.„Hat er dich eingesperrt? Hast du deshalb Angst vor der Dunkelheit?"
Jimin drehte gedankenverloren seine Handinnenflächen zu sich und schaute sich eine Narbe an, die sich vom Daumen bis zum Handinneren zog. Sie war kaum sehbar, doch wenn man wusste, wonach man suchte, erkannte man sie.„Du bist nutzlos!" schrie sein Vater in sein Ohr, weshalb Jimin zusammenzuckte. Sein weißer Umfeld verschwand und er sah die alte Küche in seinem Elternhaus. Er kniete vor einem Scherbenhaufen und sammelte mit seinen bloßen Händen die Scherben auf.
„Du hast meine Bierflasche fallen gelassen!" schrie der alte Mann weiter und trat den Jungen in die Seite. Mit seiner Hand stützte er sich ab, sodass er nicht umfiel. Seine Hand fing an zu schmerzen und Jimin öffnete seine zugekniffenen Augen. Über seine Hand floss das warme Blut, welches schon beinahe dunkelblau schimmerte. „Das ist deine Schuld!"
Sein Vater kniete sich zu ihm und griff grob in seine schwarzen Haare. „Guck dir die Schweinerei an!"
Mit Kraft drückte er Jimins Kopf in die Scherben. Der Junge fing an zu weinen. Schnell ließ sein Vater von ihm ab und holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank. Die Tränen verbanden sich mit seinem Blut, während er weinend auf dem Boden saß.„Wo bist du, Jimin?"
Verwirrt sah Jimin den Doktor an. „Ich erinner mich nicht."
„Was meinst du?"
„Ich weiß nicht, wann es gewesen war. Es war plötzlich da. Ich hatte es vergessen." murmelte der Blonde durcheinander und sah sich seine Hände an. Er hatte Scherben in ihnen und sie bluteten. Geschockt sah er zum Doktor. „Wieso blute ich?"
„Das bildest du dir ein, Jimin. Dir geht es gut und du bist in Sicherheit." redete Moon auf ihn ein.„Ich blute." stammelte er immer wieder und versuchte sich die Scherben aus seiner Haut zu holen. „Ich verblute."
„Das ist nicht dein Blut." sagte Moon laut, sodass Jimin angsterfüllt aufschaute.„Es ist Yoongis. Ich... Oh mein Gott." außer sich fing Jimin an zu weinen und versuchte das Blut an seiner Hose ab zu wischen. „Ich habe Yoongi getötet."
Zwei Pfleger kamen durch dein Knopfdruck vom Doktor in den Raum und gingen auf Jimin zu. Während der eine Pfleger ihn festhielt, injizierte der andere ihm ein Beruhigungsmittel.
„Er wurde erstickt, Jimin." murmelte der Doktor. „Es gab kein Blut."
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Traumaʸᵒᵒᶰᵐᶤᶰ
Fiksi Penggemar˜"*°• Completed •°*"˜ Der Begriff Trauma (griech.: Wunde) lässt sich bildhaft als eine "seelische Verletzung" verstehen, zu der es bei einer Überforderung der psychischen Schutzmechanismen durch ein traumatisierendes Erlebnis kommen kann. Etwas gesc...