One

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„Wie lange wart ihr zusammen?" fragte der Psychiater nach einer Weile, in der Jimin still auf dem Stuhl saß und den Tisch anstarrte. Sobald Moon seine Stimme hob, blickte der Jüngere ihn an.

„Zwei Jahre." antwortete Jimin leise.

„Ich habe hier ein Foto von euch. Wann habt ihr das gemacht?" fragte der Doktor und schob ein ausgedrucktes Bild zu Jimin. Sie küssten sich auf diesem Bild. Beide trugen die gleiche Schuluniform.

„Vor drei Jahren. Wir waren da noch in der Schule." erzählte Jimin und wandte seinen Blick in Richtung Sonne. Sie blendete ihn und schon bald spürte er die aufkommenden Tränen. Er schloss die Augen und spürte, wie die produzierten Tränen die Wangen herunterfloßen. Langsam öffnete er die Augen und wischte sich die Tränen weg, um seinen Kopf zu drehen und gelassener zu sitzen.

„Wieso entstand so ein Foto von euch, wenn ihr nicht zusammen wart?"

„Es war ein Scherz in der Schule. Yoongi und ich kannten uns nicht so wirklich, wir hatten verschiedene Freundesgruppen und in der selben Klasse waren wir auch nicht."

„Was genau ist dort passiert?"

Jimin sah das Bild erneut an, bis er seufzte, sich nach hinten lehnte und seine Arme vor der Brust verschränkte. „Wir waren da 16 oder 17, Anfang der zehnten Klasse. Wir waren auf Klassenfahrt, es war die letzte große Veranstaltung, die wir in der Schule gemacht haben. Alle Klassen fuhren gemeinsam nach Daegu. Ich war mit meinen Freunden unterwegs und Yoongi mit seinen. Am letzten Tag sind wir alle aus der Jugendherberge geflüchtet und zu einer Party gegangen. Es war mitten auf einem Feld, es gab ein Lagerfeuer, an dem viele Leute saßen, weil denen kalt war und viel Alkohol. Zuerst saß ich mit zwei Freunden abseits und haben geredet, doch es wurde schnell langweilig und wir sind in die Menge gegangen. Wir haben immer mehr getrunken und es wurde immer lustiger, bis ein Freund von uns verloren gegangen war. Letztendlich fanden wir ihn bei einer Gruppe aus der Jugendherberge. Sie spielten irgendwas und wir setzten uns hinzu. Ich war kein beliebter Schüler, weshalb Yoongi mich nicht kannte. Er war sehr bekannt, fast jeder kannte ihn, weil er in unserer Basketball-Mannschaft gespielt hatte. Er war richtig gut, obwohl er nicht viel größer war als ich. Ich weiß nicht, wie es dazu kam, aber irgendwann mussten sich zwei Mädchen und zwei Jungs küssen und die Wahl fiel auf mich. Jeder hatte ein Crush auf Yoongi, ich auch. Nachdem die zwei Mädchen fertig waren, zog mich Yoongi auf die Beine und sah mich zum ersten Mal in seinem Leben an. Seine Augen strahlten etwas unglaubliches aus, was mich instinktiv zum Lächeln brachte. Er hatte Glück und Zufriedenheit ausgestrahlt. Ihm war es nicht peinlich, mich zu küssen. Er zog mich in die Mitte der Gruppe, legte seine Hände in meinen Nacken und schloss die Augen. Wenige Sekunden später spürte ich seine Lippen auf meinen. Ich schloss ebenfalls die Augen und gab mich seinen weichen Lippen hin. Meine Hände zogen ihn wie von selbst am Becken zu mir und als er mit seiner Zunge über meine Unterlippe fuhr, blendete ich die ganze Welt um mich herum aus. Irgendwann fing er an zu lachen und entfernte sich von mir."
„Er hat dich ausgelacht?" hinterfragte der Doktor interessiert.

„Nein. Er hat gelacht, damit es nicht unangenehm war. Die Gruppe hatte uns zugeguckt, um etwas lustiges zu sehen, um Spaß zu haben."

„Und die Konsequenzen?"

„Es gab keine." log Jimin und lehnte seinen Kopf leicht zur Seite. „Es war alles in Ordnung."

Seine Gedanken schweiften ab. Das provokante Lächeln verlor sich mit der Zeit und erneut verkrampfte sich Jimin. Er formte seine Hände zu Fäuste.

„Schwuchtel." hörte er abschätzend neben seinem Ohr. „Die ganze Schule hat es gesehen."

„Scheint ihm ja noch gefallen zu haben." sagte eine Mädchenstimme angeekelt, mit einem Hauch von Spott.

„Der arme Yoongi musste eine Schwuchtel küssen. Nicht, dass er jetzt auch infiziert ist."

„Deine Eltern schämen sich bestimmt. Hast du nicht genug Schläge bekommen?"
„Widerwärtig." „Ekelhaft." „Park Jimin, der Schwanzlutscher."

Jimin zuckte zusammen, als der Doktor das Wort erhob. „Was ist passiert?"
Seine Luftröhre schien mit etwas verstopft zu sein, denn er konnte weder reden, noch atmen. Sein Brustkorb wurde zusammengepresst, sein Körper produzierte immer mehr Schweiß, welches sich auf seiner Stirn breitmachte und sein Körper fing an zu zittern.

„Jimin, konzentrier dich. Es ist Vergangenheit, du bist in Sicherheit und sie tun dir nichts." versuchte Doktor Moon ihn zu beruhigen und drückte unauffällig einen Knopf unter dem Tisch. Die Pfleger sollten schon bald den Raum betreten.

Doch Jimin war nicht in diesem Raum, sondern gefangen in seiner Erinnerung.

„Wir wollen sowas wie dich nicht bei uns haben!" schrie ein Junge aufgebracht und schubste Jimin immer wieder in eine Richtung. „Du ekelst uns an!"
Schützend hielt Jimin seine Hände vor sein Gesicht, um den kommenden Schlag abzublocken. Eine Faust landete in seiner Magengrube und ließ ihn in eine gekrümmte Position bringen. Immer weiter wurde er gedrängt, bis er mit einem letzten Schubser in die Abstellkammer der Schule gedrückt wurde und auf den Boden fiel. Lachend schlossen die Jungen die Tür und stellten ein Stuhl unter die Klinke, sodass Jimin gefangen war.

Jimin schrie nach Hilfe, während ihm die Tränen über die Wangen liefen und sein Oberteil durchtränkten. Immer wieder schlug er verzweifelt gegen die Tür, doch niemand kam zu ihm.

Die Dunkelheit machte ihm Angst. Er versuchte sich zu beruhigen, sagte sich selber, dass er bald wieder draussen sein würde. Es war alles nur ein Scherz.

Er verlor all seine Kraft und fiel auf den Boden. Er kroch an ein Regal und lehnte sich an dieses, während sein ganzer Körper weh tat. Jimin hatte das Gefühl zu ersticken und er konnte nichts dagegen tun.

Er schlang seine Arme um seine Beine und drückte sie so nah an sein Körper wie möglich. Wie lange er dort saß, wusste er nicht, doch schon bald wurde die Tür geöffnet und er wurde von der Helligkeit geblendet.

„Jimin, alles okay?" fragte ihn Yoongi besorgt, doch sobald er sich einen Schritt näherte, verblasste die Erinnerung.
„Jimin!" rief der Doktor, weshalb der Blonde seinen Blick auf den Älteren warf. „Atme langsam ein und aus."
Seine angezogenen Beine setzte Jimin auf den Boden ab und sah sich verwirrt im Raum um. Es war hell. Es war alles weiß.

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Kurze Anmerkung, falls irgendwer meint DaS wÜrDeN pSyChIaTeR nIeMaLs TuN
I know. Ich habe Psychologie nicht studiert. Es können Fehler drinnen sein, aber ich versuche es so realistisch wie möglich zu schreiben, sodass es noch spannend bleibt. Thank youu

TraumaʸᵒᵒᶰᵐᶤᶰWo Geschichten leben. Entdecke jetzt