Nine

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„Du hast nach der Schule eine Ausbildung in einem Büro angefangen, richtig?"

Mit geschlossenen Augen nickte Jimin.

„Mochtest du den Job?" fragte Moon ruhig.
„Nein."
„Wieso nicht?"
„Er war langweilig und nicht das, was ich wollte."
„Wussten das deine Eltern?"
„Ja, sie sind ausgerastet, als ich denen gesagt habe, dass ich abbrechen will. Ich habe letztendlich weitergemacht, weil mein Vater mich geschlagen hat. Er hat mir den Job besorgt und ich wollte nicht wissen, was er mit mir machen würde, wenn ich den Abbruch tatsächlich durchgezogen hätte."

„Wann war das?"
„Im November."

Moon sah sich Jimins Krankenakte an und umrandete ein Datum. „Im gleichen Monat, als du wegen einer Verletzung ins Krankenhaus gekommen bist."
„Das war ein Tag nach dem Streit."

„Wolltest du dich umbringen?"
„Nein. Ich bin bloß hingefallen."
„Das ist eine Lüge."

Jimins Augenlider fingen an zu zucken und sein Körper verkrampfte sich.
„Laut dem Krankenhaus wurdest du eingeliefert, weil du eine Glasscherbe im Arm hattest. Du hattest Glück, weil es nur fast die Pulsader getroffen hat."

„Ich wollte mich nicht umbringen." murmelte Jimin und verlor eine Träne, die langsam über seine gerötete Wange floß. „Das war ein Unfall."
„Was ist passiert?"
„Ich wollte eine Bierflasche wegstellen, bin ausgerutscht und auf den Boden gefallen. Die Flasche ist dabei unter mir kaputt gegangen und ich bin auf die Scherbe gefallen." erzählte Jimin, während immer mehr Tränen flossen.

„Das ist eine Lüge, Jimin."
„I-ich... Ich will das nicht mehr." weinte der Blonde schmerzerfüllt und krallte sich in seinen Unterarm. Seine Fingernägel bohrten sich in sein Fleisch, doch er spürte nichts.

„Ich möchte von dir die Wahrheit hören. Dann befreie ich dich."

„Das war die Wahrheit."
„Die Wunde war viel zu präzise, es kann kein aus Versehen sein."
Jimin kniff seine Augen zusammen und fing an zu Schluchzen.

„Dir wird es besser gehen, wenn du erzählst, was passiert ist." versprach der Doktor.

„Es... Es hätte funktioniert, wenn meine Mutter nicht früher nach Hause gekommen wäre."

„Was hast du getan?"

„Sie war früher als sonst gekommen. Ich hätte es geschafft. Sie musste früher kommen. Viel früher."
„Du darfst aufwachen."

Sofort öffnete Jimin die Augen und sah in die Augen seines Psychiaters. Beschämt senkte er seinen Blick.

„Es ist in Ordnung, Jimin. Du musst dich nicht schämen." redete der Doktor auf ihn ein, doch Jimin schüttelte den Kopf. „Möchtest du mir erzählen, wieso du es versucht hast?"
„Weiß nicht."
„Jimin, wieso wolltest du dein Leben beenden?"
„Ich wollte es nicht."
„Wieso hast du es dann versucht?"
„Es ist einfach passiert." gestand Jimin. „Mir ist die Flasche aus der Hand gefallen und ich habe mein Arm aufgeschnitten."
„Wusste Yoongi davon?"
„Nein. Ich habe Yoongi während der Zeit nicht gesehen."
„Wieso nicht?"
„Weil ich nicht wollte, dass er mich so sieht. Er wäre ausgerastet."
„Aber du hast mir erzählt, dass ihr euch nie gestritten habt."

Laut atmete Jiminn aus und rieb sich die Augen. „Jeder, den ich kenne, schreit mich an. Wäre ich gestorben, würde Yoongi noch leben."

„Das weißt du nicht."
„Natürlich. Ich bin der Grund für alles. Ich habe es verdient, zu sterben." Entschlossen sah Jimin den Doktor an.

„Wenn du stirbst, wird niemand wissen, was mit Yoongi passiert ist."

"Das bringt ihn auch nicht zurück."
„Aber es gibt seiner Familie einen gewissen Frieden. Sie können damit abschließen. Genau wie dir. Dein Leben ist voller Tragödien, aber du kriegst im Leben nur das aufgebirgt, was du bewältigen kannst. Und du bist ein sehr starker Mensch."
„Ich möchte auf mein Zimmer." murmelte Jimin und stand langsam auf.

TraumaʸᵒᵒᶰᵐᶤᶰWo Geschichten leben. Entdecke jetzt