Ten

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„Ich könnte mit dir auch Schluss machen."

Diese Worte hingen in Jimins Gedanken, seitdem er aufgewacht war. Es war kontextlos. Es war einfach da. Untermalt mit Yoongis Stimme.

„Über was denkst du nach?" fragte Moon nach einer Weile, in der sie sich schweigend angesehen haben.

„Ich habe einen Satz in meinem Gehirn, welchen ich nicht zuordnen kann." erzählte Jimin und seufzte. „Ich könnte mit dir auch Schluss machen."
„Hat dir das Yoongi gesagt?" Jimin nickte vorsichtig. „Kann es sein, dass er dir das am Todestag gesagt hat?"
„Kann schon sein. Aber der Satz hat keine Bedeutung. Wir haben uns ständig sowas gegen den Kopf geworfen." antwortete Jimin. „Aber er will nicht verschwinden. Außerdem... Was macht das für ein Sinn? Erst schlafen wir miteinander und dann will er mit mir Schluss machen?"

„Vielleicht war das der Auslöser? Du hast das Gefühl, dass er dich ausgenutzt hat und tötest ihn." schlussfolgerte Moon vorsichtig und bemerkte,wie Jimins Nasenflügel sich weiteten.

„Das macht kein Sinn."
„Vielleicht wei---"
„Ich habe es mittlerweile eingesehen, dass ich ihn getötet habe, aber mir jetzt auch noch zu unterstellen, dass ich ihn wegen sowas umbringe? Nein." fuhr Jimin ihn wütend an.

„Es war nur ein Gedanke." antwortete der Doktor ruhig.

„Den können Sie sich sparen." murmelte Jimin und verschränkte seine Arme vor der Brust.

„Wann hast du Yoongi vertraut?"

„Als wir auf dem Abschlussball waren."

„Warum erst da?"
„Weil ich immer den Hintergedanken hatte, dass er mich doch verarscht."

„Aber du hast mit ihm geschlafen. Zeugt das nicht von Vertrauen?"

Trocken lachte Jimin auf und schüttelte amüsiert den Kopf. „Nur weil man mit jemanden schläft, muss man ihn nicht lieben oder ihm vertrauen."

Leise seufzte der Doktor und klappte seinen Ordner zu. „Ich glaube, wir machen morgen weiter."

„Wieso? Ich sitze hier erst seit zehn Minuten."

„Weil du für den nächsten Schritt nicht bereit bist." erklärte Moon. Jimin sah ihn wütend an und biss sich verkrampft auf den Daumennagel.

„Ich bin bereit."

„Du bist zu aufgeregt. Wir müssen die Hypnose morgen erneut versuchen, wenn du einen Ruhepuls hast. So funktioniert das nicht."
Sauer stand Jimin auf und ging ohne ein weiteres Wort aus dem Raum. Seine Beine trugen ihn direkt in sein Zimmer. Er ließ sich auf sein Bett nieder und kuschelte sich erschöpft in seine Decke. Was anderes blieb ihm nicht, wenn er allein sein wollte. Die einzige Beschäftigung gab es im Gemeinschaftsraum und mit den anderen Insassen wollte er keine Zeit verbringen. Für ihn waren das alle Psychopathen und Geistesabwesende.

Mit halboffenen Augen tastete er sich unter sein Kopfkissen und nahm ein Foto in die Hand. Der Doktor hatte ihm als Belohnung für die Bemühungen ein Bild von Yoongi geschenkt.

Stumm sah er sich dieses an, während er immer weiter ins Traumland fiel.

Am Abend wachte er schließlich durch eine Pflegerin auf. Es war Essenszeit.

Das Foto verschwand wieder unter dem Kissen und Jimin stand auf. Er schlenderte durch den Gang zu den anderen Patienten und sah sich seine Mitmenschen an. Bei einem Mädchen blieb sein Blick stehen. Sie war dünn – zu dünn – und sah ihr Essen angeekelt an.

Das Essen war nicht Beste, aber man musste es essen. Doch den Pflegern interessierte es anscheinend nicht, dass sie das Besteck nicht einmal anfasste. Manchmal wünschte sich Jimin ins Gefängnis zu kommen. Da verstand er wenigstens die Menschen. Denn hier verstand er die Beweggründe der Patienten nicht. Sie litten alle und machten nicht den Eindruck, irgendetwas dagegen zu unternehmen. Vielleicht auch schon und er bemerkte es nicht, aber die ganze Situation deprimierte ihn. Er wollte so schnell wie möglich hier raus. Dabei war es egal, ob er als unzurechnungsfähig oder schuldig gesprochen wurde.

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In zwei Tagen kommt das finale Kapitel 🤧

TraumaʸᵒᵒᶰᵐᶤᶰWo Geschichten leben. Entdecke jetzt