Kapitel 8

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Es tut mir so leid.

Anuwe, der in der Gestalt seines Drachens durch die Lüfte flog, hörte Doros Stimme in seinem Kopf.

Wie war das möglich? Sie hatten die Verbindung nicht, wie sie seine Brüder zu ihren Frauen hatten. Dennoch hatte er ihre Stimme klar und deutlich gehört. Zwar leise, aber es schien ihn doch etwas mit Doro zu verbinden.

Er versuchte sich zu konzentrieren. Wo konnte Doro nur sein? War sie überhaupt noch in Wikuna?

Sein Drache drehte eine Schleife und konzentrierte sich auf das, was unter ihm geschah.

Doch er fand nichts Außergewöhnliches.

Anuwe schnaubte innerlich, weil er keine Ahnung hatte, wo er noch suchen sollte.

Richtige Richtung. Geduld.

Anuwe lachte zynisch.

"Geduld? Seit wann sind wir beide mit so etwas gesegnet? Ich will Doro finden."

Ich auch. Will meinen Namen hören. Von ihr.

Anuwe lachte.

"Glaubst du wirklich, sie gibt dir einen Namen? Sie vertraut mir nicht."

Er glaubte nicht daran, dass Doro sich schon einen Namen überlegt hatte, wenn sie ihm nicht einmal nahe sein wollte.

Lefko. Mein Name. Doro gesagt. Will ihn hören. Von Doro.

Anuwe seufzte.

"Dann müssen wir sie finden. Allerdings habe ich keine Ahnung, wo ich suchen soll."

Weg von der Drachenstadt.

Einen Moment schüttelte Anuwe mit geschlossenen Augen den Kopf.

"Soweit war ich auch schon. Ich weiß nur nicht, in welcher Richtung sie gegangen sind."

Der Drache überlegte eine Weile.

Weg von Stadt. Weg von Drachenjägern.

"Ja, das stimmt. Diese Magd sagte ja, dass ein Angriff bevorsteht und dieser Zuhälter auch davon weiß. Es hörte sich zumindest so für mich an. Nun gut, dann bleiben uns drei Wege, die sie gehen könnten. Den ersten haben wir ja gerade abgesucht. Auf zum Nächsten."





"Steig aus und wasch dich. Du stinkst nach Schweiß und Pisse!"

Doro blinzelte, als Hamiran den Deckel der Kiste öffnete und die Sonne auf ihr Gesicht schien.

Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie nun in dieser Kiste gelegen hatte, aber der Wasserschlauch war leer und sie musste zugeben, dass sie sich einmal in der Kiste erleichtern musste, weil Hamiran nicht auf ihr Rufen reagiert hatte. Sie schämte sich allerdings nicht dafür. Er trug die alleinige Schuld.

"Wenn du mir eine Pause zugestanden hättest, würde ich nicht so streng riechen. Und gewöhne dir diesen Befehlston ab. Ich gehöre dir nicht!"

Mühsam stand sie auf und taumelte über den Kistenrand. Ihre Hände und Füße waren geschwollen und sie hatte kaum ein Gefühl darin. Gerade als sie unsicher stand, hob er eine Hand, als ob er sie ohrfeigen wollte. Doro hob schnell die Hände und streckte drohend einen Finger aus.

"Wage es nicht. Ich bin nicht mehr das unschuldige Mädchen, dass du mit so etwas gefügig machen konntest. Ich bin mir nicht zu schade dazu, dir bei der nächsten Gelegenheit die Gurgel durchzuschneiden. Überlege dir also gut, was du mir antun willst."

Langsam senkte er die Hand und betrachtete sie argwöhnisch.

"Du hast dich verändert, Doro."

Sie lachte spöttisch.

Die Drachen von Wikuna - Anuwe (Band 6)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt