Doro lag in den Armen von Anuwe und ließ träge den Sand durch ihre Finger rieseln.
Sie hatten sich nach dieser anstrengenden Zeit wirklich Ruhe verdient, also hatte Anuwe sich in Lefko verwandelt und Doro an die Heria-Strände gebracht, die am äußersten Rand von Wikuna zu finden waren.
Hier hatte er eine versteckte Bucht, die er als seine ruhige Ecke bezeichnete. Und tatsächlich hörte man hier nur das Meeresrauschen und einige Möwen. Die Menschen kamen nicht hier her, weil diese Bucht von scharfen Felswänden umrandet wurden. Nur ein fliegender Drache konnte hier her kommen.
Es war ganz anders als das hektische Treiben, dass mittlerweile im Schloss herrschte. Nachdem die Schlacht beendet war, hatte sich einiges in der Drachenstadt geändert. Die Ruinen wurden wieder aufgebaut und man hörte statt Wehklagen wieder das Lachen der Menschen. Sie strömten allerdings auch wieder zu den Drachen, um ihre Bitten vorzutragen. Man fand kaum noch eine ruhige Ecke. Da das Kinderheim wieder neu aufgebaut werden musste, wohnten nun die Kinder ebenfalls im Schloss und auch das blieb natürlich nicht unbemerkt.
Die Hochzeit des Königs und aller Prinzen war natürlich ebenfalls ein Ergebnis, bei dem es im Schloss wie in einem Bienenstock zugegangen war. Und das schien sich irgendwie nicht geändert zu haben.
Dass die Prinzen mit ihren Frauen Nachts überhaupt Zeit für sich hatten, grenzte schon an ein Wunder.
Es kam immer häufiger vor, dass die Drachen mit ihren Frauen für einige Zeit verschwanden und dieses Mal war eben Anuwe dran.
"Ich könnte ewig hier bleiben.", seufzte sie und schmiegte sich näher an ihn heran.
Anuwe lachte und strich ihr behutsam über ihren Bauch.
"Calarion erzählte mir da etwas. Er meinte, Lana ist schwanger."
Doro schnaubte entrüstet.
"Ich liebe deinen Bruder wie meinen eigenen. Aber er ist ein verdammtes Tratschweib. Und Lana ist auch nicht besser."
Anuwe hob fragend eine Augenbraue.
"Warum bist du so zornig auf die beiden?"
Sie seufzte und küsste Anuwe auf die Wange.
"Wir Frauen haben uns darauf geeinigt, dass wir es euch zu einer bestimmten Zeit sagen würden, nämlich heute Abend. Lana hat es wohl nciht ausgehalten oder Calarion hat so lange gebohrt, bis sie es ihm erzählte."
Anuwe lachte ungläubig.
"Ihr seid alle schwanger?"
Sie schnalzte mit der Zunge.
"Wir sind Drachenbräute. Du weißt, dass wir gleichzeitig unsere ersten Kinder bekommen. Also sind wir auch zur selben Zeit schwanger."
Er seufzte.
"Wenn ich ehrlich sein soll, bin ich im Moment zu keinem großen Denken fähig. Ich bin nur glücklich."
Sie sah zu ihm hoch.
"Ja?"
Er nickte.
"Bevor ich dich hatte, war ich doch selbst noch ein kleiner Junge. Niemand nahm mich ernst. Nicht einmal ich selbst. Doch jetzt...ich werde Vater und wenn ich ehrlich sein soll, weiß ich nicht, ob ich das schaffe."
Sie fuhr ihm leicht über die Wange.
"Warum solltest du das nicht schaffen, Anuwe? Du bist ein wundervoller und aufmerksamer Mann. Du kümmerst dich um mich und deine Brüder sehen dich schon lange nicht mehr als den Kleinen an. Du hast dich bewährt und ich meine nicht nur auf dem Schlachtfeld."
In Gedanken strich er sich über die Narbe auf dem Oberarm, die durch einen Speer verursacht worden war. Der Drachenjäger war aus dem Nichts gekommen und hatte Anuwe überrascht.
"Ich hatte Glück, Liebste. Mehr war das nicht. Wenn er nicht gewesen wäre..."
Er erschauerte bei dem Gedanken, wie knapp er dem Tod entgangen war und er es nur einem Mann zu verdanken hatte, dass er noch lebte.
Wieder strich sie ihm über die Wange.
"Du wirst ein guter Vater werden, Auwe. Da bin ich mir ganz sicher."
Sie stand auf und reichte ihm die Hand.
Verblüfft schaute Anuwe auf.
"Du willst schon gehen?"
Doro lachte.
"Ja. Ins Wasser. Und danach werden wir einige der Früchte essen, die ich mitgebracht habe. Mach dir keine Gedanken, ob du es schaffst ein guter Vater zu werden. Das ist zwar gut, aber im Moment nicht notwendig."
Er schnaubte.
"Es ist gut, wenn ich mich mit den Gedanken verrückt mache? Ich komme mir eher wieder unreif vor."
Er ließ sich von ihr in die Höhe ziehen und ließ es dann zu, dass sie ihn in ihre Arme schloss.
"Das ist nicht unreif, Anuwe. Es ist sogar normal, wenn du dir Sorgen machst. Und glaube mir, deinen Brüdern wird es genauso ergehen. Ich würde sogar sagen, dass es einige von euch ziemlich doll treiben. Du wirst der Harmloseste von allen sein."
Sie küsste ihn kurz auf die Lippen.
"Und nun komm. Bald werden wir die Zweisamkeit nicht mehr so oft genießen können."
-ENDE-
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Die Drachen von Wikuna - Anuwe (Band 6)
FantasyAnuwe ist naiv, manchmal noch sehr kindisch und er kann einem auf die Nerven gehen. Aber er ist auch sehr nett und zuvorkommend. Das findet Doro zumindest. Und gerade deshalb stößt sie ihn immer wieder von sich, denn sie ist nicht stolz auf ihre Ve...