Kapitel 4

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"Kannst du nicht hier bleiben, Doro? Nur für eine Nacht. Wie schon einmal."

Doro lachte und hob Yashin in die Höhe, um ihn hin und her zu schwenken.

"Das geht nicht, Yashin. Der König erwartet mich heute Abend zu einem Ball. Außerdem war letzte Woche eine Ausnahme."

Yashin verzog beleidigt sein Gesicht.

"Wir hatten wirklich Angst bei dem Gewitter. Nur weil du uns erzählt hast, dass Prinz Velion in der Luft tanzt und daher die Blitze kommen, schliefen wir ein."

Doro verkniff sich ein Lachen.

Die Kinder und die Frauen hatten ihr leid getan, als das große Gewitter sich direkt über der Stadt entladen hatte. Die Kinder schrien vor Angst und die Frauen, die hier im Waisenhaus eine Arbeit gefunden hatten, wirkten auf einmal sehr müde und abgekämpft.

Es waren alles ehemalige Huren, die von ihren Zuhälter wegkommen wollten und noch nicht zu sehr vom Leben verdorben waren. Doro hatte sich erschreckt, als sie die jungen Frauen sah, die noch jünger waren, als sie damals. Es waren manchmal selbst noch Kinder und sie waren so erschöpft, dass sie Tränen in den Augen hatten.

Nun, Doro hatte sich schnell eine Geschichte einfallen lassen und wer eignete sich besser, ein Gewitter zu verursachen, als Velion, der immerhin Blitze erschaffen konnte. Sie erzählte den Kindern, wie er mit seiner Braut durch den Garten tanzte und immer, wenn er Lili in die Lüfte hob, ein Blitz auf die Erde traf.

Die Kleinen hingen an ihren Lippen und lauschten ihrer Geschichte, welche sie immer weiter ausschmückte, bis das Gewitter sich verzog und alle einschliefen. Sogar sie war eingeschlafen und erst am anderen Morgen auf dem riesigen Matratzenlager mit zehn Kinder um sich herum erwacht.

"Ich kann heute wirklich nicht. Der König empfängt den Minister eines anderen Landes und die Prinzen und ihre Bräute müssen anwesend sein."

Yashin sah sie bockig an.

"Will nicht!", murmelte er.

Sie lachte und drückte ihn einen Moment an sich.

"Ich sag dir mal was. Wenn du mich jetzt ohne Gemurre gehen lässt, werde ich euch übermorgen erzählen, was ich alles gesehen habe. Und ich werde euch beschreiben, was ich aß und mit wem ich tanzte."

Yashin schnaubte.

"Du tanzt sowieso mit Anuwe."

Doro hob eine Augenbraue.

"Ach ja? Woher weißt du das denn?"

Yashin grinste sie frech an.

"Er hat es uns erzählt. Er meinte, du würdest ein wunderschönes Kleid anhaben, um das dich alle beneiden und das er mit dir tanzen wird."

Er zuckte mit den Schultern.

"Er meint auch, wenn seine Brüder ihn nicht ärgern, erlaubt er ihnen vielleicht, einmal mit dir zu tanzen."

Doro lächelte.

"Soso, er erlaubt es also? Und ich habe ein schönes Kleid an?"

Sie würde ein altes Kleid anziehen, dass sie schon beim ersten Ball umgenäht hatte. Nähen konnte sie wirklich, auch wenn sie sonst nicht wirklich an die anderen Drachenbräute heranreichte.

Yashin nickte heftig.

"Ja, das hat er gesagt. Und er meinte, du wärst die schönste Frau auf dem ganzen Ball."

Doro lachte schallend.

"Oh, da lügt er aber. Es gibt so viele schöne Frauen heute Abend."

"Und keine wird an dich heranreichen!"

Die Drachen von Wikuna - Anuwe (Band 6)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt