Kapitel 3

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"Ich brauche eine Aufgabe, Calarion!"

Der Drachenkönig sah seinen Bruder  erstaunt an, der entschlossener denn je wirkte.

"Du hast eine Aufgabe.", meinte er leise. "Du hilfst Jefrandt und mir im Kerker."

Anuwe schnaubte.

"Das ist doch keine Aufgabe. Ich sitze da, höre mir die Geschichten der Leute an und erkläre dann, ob es eine Lüge ist oder nicht. Verzeih mir, aber das ist keine Aufgabe für einen Prinzen. Das ist Handlangerarbeit. Ich will etwas tun, was mich fordert."

Calarion setzte sich auf einen der Steine, die um den Landeplatz herum platziert waren. Das er dabei nackt war, störte ihn mittlerweile nicht mehr. Sie hatten sich einen abgelegenen Ort ausgesucht, um in Ruhe sprechen zu können.

Auch seine Brüder setzten sich jeweils auf ihren Stein, nur Anuwe stand stur vor ihm und funkelte ihn wütend an.

Etwas hilflos sah Calarion zu Velion.

"Nehme ich seine Probleme wieder nicht ernst genug?"

Jefrandt, der ihm gegenüber saß, lachte schallend.

"Da brauchst du Velion nicht fragen. Das können wir dir alle beantworten. Ja, du nimmst unseren Kleinen nicht ernst."

Anuwe schnaubte seinen Zwillingsbruder an.

"Du nimmst mich auch nicht ernst. Immer noch nennst du mich Kleiner, dabei bin ich nur ein paar Minuten jünger als du.  Du hast ja auch nicht meine Probleme, du Idiot. Ihr habt ja schon alle eure Braut, nur ich scheine immer noch an der Startlinie zu stehen, während ihr schon alle am Ziel seid."

Kanoran hob seine Hand.

"Nun ja, soweit bin ich auch nicht."

Anuwe wirbelte zu ihm herum.

"Versuche nicht mich zu trösten. Ich weiß zufällig, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis du Nele offiziell zu der Deinen erklärst. Ich kann noch nicht einmal das von mir behaupten."

Faköle beugte sich interessiert vor.

"Wo liegt denn das Problem, Bruder? Ihr redet doch miteinander und es artet nie in Streit aus. Ganz im Gegenteil, ihr scheint euch doch gut zu verstehen."

Anuwe nickte.

"Das war auch noch nie das Problem. Ich rede gerne mit ihr. Sie ist klug, auch wenn sie immer sagt, sie sei eine einfache Dienstmagd, was ich so nicht glauben kann. Ich versuche auch etwas weniger kindisch zu sein, was ihr mir ja immer vorwerft."

Die Brüder grinsten sich alle gegenseitig an.

"Der Kleine wird erwachsen.", kicherte Nielema. "Er versucht ein Mann zu werden."

Anuwe hob die Faust in die Richtung des Kriegsdrachen.

"Halt die Klappe. Gerade du darfst über andere nicht urteilen. Mit Immi hattest es du doch sehr einfach."

Velion nickte.

"Das stimmt, Nielema. Und ich denke auch, dass wir uns über Anuwe und seine Sorgen nicht lustig machen dürfen."

Calarion stimmte dem zu.

"Gut, du möchtest also eine Aufgabe, die zeigt, dass du auch Verantwortung übernehmen kannst. Habe ich das so richtig verstanden?"

Anuwe nickte.

Calarion rieb sich die Nase.

"Wenn ich ehrlich sein soll, fällt mir spontan nichts ein. Oder hat einer von euch eine Idee?"

Die Drachen von Wikuna - Anuwe (Band 6)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt