Müde liege ich in meinem Bett und lese ein weiteres Kapitel, obwohl ich schon vor zwei Stunden zu mir gesagt hatte, das nächste wäre das letzte. Bei manchen Büchern kann man wohl einfach nicht aufhören. Als ich es dann doch weglege, liegt es daran, dass meine Gedanken abschweifen. Zu dem immer noch sehr präsenten Schulden. Ich habe in den letzten paar Wochen mehr Geld abgezahlt, als ich es mir erhofft hatte. Ich muss im Kampf etwa zwei Runden durchstehen um wenigstens etwas Gewinn zu machen. Pro Kampf sind das dann etwa fünfhundert Dollar. Bei manchen habe ich auch drei Runden geschafft und, wenn es ein schwieriger Gegner war, kamen fast eintausend dabei zusammen. So habe ich bis jetzt fünftausend abgezahlt.
Um ehrlich zu sein dachte ich, es würde viel weniger sein. Vielleicht hundert pro Kampf. Doch der liebe Fernando hat mich in einen Elite Kampfclub abgeschoben, bei dem reiche Kerle ihr Geld auf abgebrühte Kämpfer verwetten. Einfacher als ich es mir zu träumen erlaubt hatte. Unglaublich eigentlich, wenn man bedenkt wie viel Geld ich hätte, wenn ich das Geld behalten dürfte.
Der Muskelkater vom arbeiten zieht an meinen Waden als ich aufstehe. Ich habe eine Doppelschicht gezogen. Dumme Idee, wenn an bedenkt, dass ich morgen trainieren wollte. Ich habe vor irgendwann einen der Kämpfe zu gewinnen. Missmutig tigere ich in meinem Zimmer auf und ab. Wenn ich gegen einen hoch angesehenen Gegner tatsächlich gewinne, könnte ich bis zu zehntausend rausholen. Verrückt wie viel die Leute auf sowas wetten. Aber dennoch, würde ich diese verdammten Schulden gerne so schnell wie möglich abbezahlen.
Kleine Schritte Sam. Versuch erstmal mehr als drei Runden zu schaffen. Gegen einen Mann der doppelt so groß und dreifach so breit ist wie du. Frustriert werfe ich mich wieder auf mein Bett und schlage ich das Buch wieder auf um mich abzulenken. Es geht doch nichts über eine gut geschriebene Welt, die nicht wirklich existiert. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es fast drei ist. Fabelhaft, morgen habe ich Schule. Letztendlich lege ich das Buch weg und schlafe nach etlichem umherwälzen schließlich irgendwann ein.
Es geht doch nichts über die fantastische Physik. Mein Lehrer steht kerzengerade vor der Tafel und labert einem Raum voller desinteressierter Schüler, etwas über die Quantenphysik vor. Es kommt mir nicht mal so vor, als würde er glauben, dass es jemanden interessiert, so schlapp steht er vor der Klasse. Anstatt ihm zuzuhören beobachte ich, wie seine Glatze das grelle Licht der Deckenlampe jedes mal anders reflektiert, je nachdem wie er sich zur Tafel dreht. "Ist wie ein kostenloser Scheinwerfer" raunt mir eine Stimme von hinten zu. Überrascht drehe ich mich um und sehe in Iris grinsendes Gesicht. Amüsiert lässt sie einen Kugelschreiber, von einem Finger zum anderen hüpfen und tut gar nicht erst so, als würde sie sich Notizen machen.
"Batterien könnte er trotzdem gebrauchen." murmele ich zurück. Iris lacht rau, aber nicht zu laut, dass der im Stand einschlafende Lehrer es hören kann. "Ich sterbe vor Hunger, was haben sie heute im Angebot." flüstert sie. "Schleimigen Kartoffelbrei mit Labberbrot, oder ausgetrocknete Pizza. Wäre meine Schätzung." sage ich nur leise und richte meinen Kopf wieder nach vorn auf den Scheinwerfer. "Ich sag es sind trockene Spaghetti mit über salziger Tomatensoße." gibt sie zurück. Ich lache nur leise.
Es ist nett sich mit Iris zu unterhalten. Eine willkommene Abwechslung in der Schule. Sie ist wenigstens nicht so verlogen Scheinheilig, wie die meisten der Leute hier. Alle versuchen eine glänzende Darbietung zu zeigen, es ist wie in einem schlechten High School Film. Noch ein Grund aus dieser Stadt zu kommen.
Als ich aus dem Raum trete, folgt sie blauhaarige Schönheit mir und grinst unverhohlen jeden an der sie komisch anguckt. "Komische Frage, Iris." sage ich. "Hau raus." Interessiert schaut sie mich von der Seite an. "Seit, wann bist du auf dieser Schule?" frage ich zögerlich. Könnte peinlich werden, wenn sie schon so lange auf der Schule ist wie ich. Doch ich habe sie bis vor ein paar Wochen nie hier gesehen. Und sie wäre mir aufgefallen. "Etwa einen Monat.. und eine Woche." antwortet sie gelassen und steuert auf die Cafeteria zu. Ich folge ihr durch die blau gestrichene Doppeltür, in die zum Glück noch nicht ganz so überfüllte Halle. "Verdammt. Hattest Recht." sagt sie. "Hm?" gebe ich nur zu Antwort und such den Raum nach einem leeren Tisch ab.
"Es ist der schleimige Kartoffelbrei mit dem Labberbrot." schmollt sie. "Was hättest du denn gerne gehabt." "Von hier? Oder von irgendwo anders auf dem Planeten." grummelt sie und stellt sich in die Reihe. "Haste ne Freistunde?" fragt sie beiläufig. "Ja" Ich nehme mir ein Tablet aus der Auslage. "Ich auch." grinsend balanciert sie das Tablet auf einem Finger. Ich sehe wie der dickflüssige Brei, bei einem Schüler weiter vor uns auf den Teller rutscht. Sieht ein wenig aus, wie Knete. "Magst du italienisches Essen?" frage ich Iris spontan. "Ich liebe es. Warum? Willst du mir den Kartoffelbrei verderben?" Ich grinse nur. "Wir haben doch Freistunde, kenne da einen guten Laden." Ich lasse das Tablet wieder in die Ablage rutschen, Iris tut es mir gleich.
"Willst du damit sagen, wir essen woanders? Das ist teuer Schätzchen." tadelnd schüttelt sie den Kopf. Ich hake mich bei ihr unter, als wäre es selbstverständlich. "Ich krieg da Rabatt"
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Leave me alone
Teen FictionDie nach außen perfekt wirkende Samantha Jones versucht krampfhaft ihr größtes Geheimnis zu bewahren. Ihr Leben ist ein Albtraum. Erst starb ihr Vater und ihre Mutter heiratete neu. Drei Jahre später starb ihre Mutter an einem Autounfall. Ihr Stief...